Was zum Angeben

Manchmal sind die skurilsten Situationen die alltäglichsten. So bedanken sich eigentlich 90% der Fahrgäste zu guter Letzt. Mal so und mal so. Manchmal etwas überschwänglich, manchmal wortkarg. Mal laut und mal leise, mal allgemein und mal sehr persönlich. Das ist nicht nur vom Grundsätzlichen her schön, sondern natürlich irgendwo normal. Mache ich als Gast auch, wenn ich eine Dienstleistung in Anspruch nehme.

Naja, vorgestern hatte ich einmal mehr eine Wagenladung angetrunkener Mädels dabei, und es war eine recht unterhaltsame Fahrt. Noch dazu immerhin von Friedrichshain nach Wilmersdorf. Als wir angekommen sind, haben sie sich das Danken nicht nehmen lassen – zumal ich ihnen ein paar Minuten zuvor meinen Namen genannt habe. So hallte also lautstark aus fünf nicht trockenen Kehlen – artig nacheinander – durch die Wilmersdorfer Nacht:

„Danke Sash!“

„Ciao Sash und Danke!“

„Danke Sash, war schön mit dir!“

„Danke Sash!“

„Danke Sash, hat Spaß gemacht!“

Ey, die Szene in einer belebten Gegend und ich bin der King vor jeder Disco… 😉

Kurzstrecke über 20 Minuten

Mal wieder so eine Tour, bei der ich nicht recht weiss, was ich dazu sagen soll. Reisst mir an der Ampel ein Mensch ungefragt die Türe auf. Naja, man freut sich ja über unerwartete Fahrten.

„Scheiße!“

„Abend erstmal, was ist los?“

„Fuß gebrochen!“

„Aua!“

So in etwa begann die Konversation. Das ist nicht ungewöhnlich – oder zumindest nicht bloggenswert. Ich stand also im Bethaniendamm Ecke Köpenicker und hatte einen fußlahmen Einsteiger.

„Zur Adalbertstr. bitte.“

„Ähm, ok… Kurzstrecke?“

Ich frage bei solchen Strecken dann schon mal nach. Nicht, dass mich die Aussicht auf weniger Umsatz sonderlich reizt – aber ich hatte ja auch schon ein paar Mal dieses „Äh, aber Kurzstrecke!“ nach etwa 300 Metern – wo ich dann das Taxameter nicht mehr umstellen konnte. Und zur Adalbertstr. … na die 50 Cent werde ich verkraften.

„Ja, super! Wenn’s reicht!“

Natürlich hat das gereicht. Sind ja nicht nur keine 2 Kilometer oder nur einer, sondern eher ein halber. Ich hab in Gedanken schon überlegt, ob ich jetzt irgendwas verpasst habe, und wo in der Adalbertstr. ein Krankenhaus oder dergleichen ist. Unnötig: Zu einem Spätkauf wollte er.

„Und wenn die nicht offen haben, dann zur Tanke!“

Am Laden angekommen, hat er mich gefragt, ob er mir was mitbringen könne.

„Ne Cola? Oder’n Kaffee?“

Ich hab dankend abgelehnt und vor der Tür gewartet – weil er gleich wieder zurück wollte. Nach 3 Minuten fing mich das mit der Kurzstrecke ein wenig zu wurmen an, denn bei selbiger zählt keine Wartezeit. Naja, es dauerte etwas, also hab ich mir vor dem Laden eine Kippe angezündet. Prompt kam er natürlich raus, und ich fragte, ob ich ihm was abnehmen könnte. Er hatte 3 Bier und einen Kaffee dabei.

„Ja hier, das is deiner!“, meint er, und reicht mir den Kaffee.

Ich finde es zwar seltsam, wenn Leute kein Nein akzeptieren können, aber etwas einzuwenden gegen einen Kaffee hatte ich nun auch nicht wirklich. Also hab ich mich freundlichst bedankt.

„Ich rauch auch noch kurz eine… lass die Uhr ruhig laufen!“

Also das mit der Kurzstrecke war echt ein Riesenfehler. Da sind mir am Ende sicher 4 bis 5 € durch die Lappen gegangen. Und ich hatte auch noch einen Kunden, der sie gerne gezahlt hätte. Mist! Wenn man das nur vorher wüsste. Naja, ich hab ihn dann runde 20 Minuten nach Fahrtantritt wieder ein paar Meter weiter abgesetzt und hatte immer noch die abenteuerlich umfangreichen 3,50 € auf der Uhr stehen.

Aber gut, er hat mit einem Fünfer gezahlt, war nett und den Kaffee sollte ich auch mal nicht vergessen. Ist ja meine eigene Blödheit gewesen…

Kuriose Schicht

Die heutige Schicht war einfach nur kurios. Extrem kurios. Die Kunden waren eigentlich alle nett und sogar recht unspektakulär. Aber die Zahlen! Das versemmelt mir heute meine Statistik total. Die Einkünfte waren heute einfach verdammt gut wochenendmäßig. Dank kurzer Arbeitszeit allerdings insgesamt nicht überragend. Beachtlich waren folgende Details:

  1. 18 Touren in – realistisch gesehen – weniger als 6 Stunden: Ich bin tatsächlich nach vier Stunden on the road mal rechts rangefahren, um endlich eine rauchen zu können. Mit Recht, denn 200 Meter weiter habe ich dann wieder die nächsten aufgenommen.
  2. Nur Kleinvieh: Nach 11 Touren war ich unter 70 €. Das hätten der Tourenanzahl wegen 110 – 120 sein sollen.
  3. Wechselgeldengpass: Nicht nur, dass der erste Kunde mit einem Fuffi bezahlt hat! Heute morgen hatte ich nur noch ein paar Zwanzig-Cent-Münzen und Scheine im Portemonnaie – alle Münzen weg!

Insgesamt aber ein sehr sehr schöner Arbeitstag! Ich hab nur Lob bekommen, keine stressige Kundschaft! Außerdem ist das ewige Rumstehen ja eh nerviger als das Fahren.
OK, gelegentlich eine Zigarettenpause wäre nicht schlecht…

Es gibt Happy Ends – wenn man sucht!

Man stelle sich einfach mal vor, man geht so richtig züchtig feiern. Also nicht im Sinne von Zucht… obwohl es ja eine Hochzeit war. Hmm, ich sollte den ethymologischen Hintergrund von „züchtig“ nochmal ergooglen!

Naja, da kommt man dann also „dezent alkoholisiert“ von der Feier in Friedrichshain und beschließt unterwegs, dass man doch besser ein Taxi nimmt als die Bahn. Man hält eines an und nennt die Zieladresse. Der Taxifahrer ist scheinbar noch neu, kann kaum deutsch und irgendwie bekommt er es einfach nicht hin, das Navi zu programmieren. Die Zieladresse soll in Ahrensfelde liegen. Als der Taxifahrer dann in Hellersdorf angekommen ist und zugibt, dass er jetzt auch nicht mehr weiter weiss, beschliesst man, auszusteigen.

Man beschließt, angesichts dieses Mißerfolges wohl doch besser die Bahn zu nehmen. In Marzahn umsteigen, und dann passt das schon! Die Bahn kommt, man steigt ein und fühlt sich gleich wohl.

Als man das nächste Mal die Augen aufmacht, ist man beinahe wieder in Friedrichshain. Mist, Haltestelle verpennt! Aber so richtig! Also raus, und erst mal in Richtung Ahrensfelde laufen…

Was freut einen dann am meisten?

Richtig: Wenn der Sash mit seinem Taxi des Weges kommt und einen sicher heim bringt!

OK, ich muss gestehen, es war nicht ganz so einfach. Die Straße, die der gute Mann mir genannt hat, kannte ich nicht. Sowas ist nicht ungewöhnlich. Schlimmer aber: Mein Navi kannte sie auch nicht. Hier sind wir an einem blöden Punkt. Der hat sich in zwei Fällen erledigt:

  1. Man nimmt einen Stadtplan zur Hand.
  2. Man tastet sich verbal behutsam beim Fahrgast vor…

Ich habe natürlich letzteres gewählt, und so kam nach einigen unverständlichen und unwichtigen Sätzen auch heraus, dass die Straße nur gefühlt in Ahrensfelde liegt (dachte ich mir fast), und offiziell noch in Marzahn. Für Normalbürger ist das egal, aber mein Navi macht da bei Stadtgrenzen keine Gefälligkeitsgeschenke. Wird beim Kollegen ähnlich gewesen sein. Und siehe da: In Berlin findet es die Straße! Und dass ich mit Navi die Straße finde, ist ja wohl klar…

Naja, manchmal muss man auf das Happy End eben warten.

Wie früher…

Gestern habe ich dann also meinen ersten behinderten Fahrgast gehabt. Teilzeitbehinderungen durch Drogenkonsum nehme ich von der Zählweise aus.

Warum schreibe ich das? Eigentlich bin ich ja eher ein Mensch, dem es fast schon egal ist, in welcher Gestalt sich Menschen bei ihm einfinden. So ist es auch. Aber ich habe vier Jahre lang im Behindertenfahrdienst gearbeitet – und diese vier Jahre sind natürlich nicht spurlos an mir vorübergegangen. Das komplette Gegenteil ist der Fall. Ohne den Job wäre ich heute nicht Taxifahrer – weil ich mich wohl gar nicht für Personenbeförderung interessiert hätte. Zudem habe ich im Nachhinein gemerkt, dass ich vor dieser Zeit sehr wohl Vorurteile und Berührungsängste hatte – was ich immer dementiert hätte. Zudem habe ich gelernt, dass es in dieser Welt durchaus noch Arbeitsplätze gibt, die nicht durch nervige Chefs, allgemeine Unzufriedenheit oder überbordende Kontrolle geprägt sind. Die Zeit hat mir also wirklich sehr geholfen in meiner Prsönlichkeitsentwicklung und meiner Lebensplanung.

Da hat es mich einfach wahnsinnig gefreut, ein wenig Erinnerungen an diese Zeit aufkommen zu lassen. Der Fahrgast war wirklich ein sehr netter Kerl. Es war zwar schwer mit der Kommunikation, da er eine schwer verständliche Aussprache hatte – aber für den ein oder anderen Witz auf der Strecke hat es gereicht.

Aber natürlich gab es auch hier negatives zu berichten: Ein Kollege vor mir hat den Mann nach einer kurzen Musterung stehen lassen. Lungenpest und Getriebeschaden diesem Arschloch!

Ich kann mich nicht beschweren, wenngleich die Fahrt streckenmäßig nicht der Überhammer war. Mit 1,20 € Trinkgeld hat es aber immerhin auf einen Zehner gereicht. Und mehr als 2 Minuten Mehraufwand für kleine Hilfen waren es auch nicht.

Es geht was im Taxiland Berlin…

Der Taxiblogger hat eben geschrieben, dass am nächsten Montag – von 9.00 Uhr bis 10.30 Uhr der Flughafen Tegel blockiert werden soll. Auch der Tagesspiegel berichtet darüber.

Ich bedauere ja schon fast, dass das nicht in meine Schicht fällt…

Worum geht es?

Zum einen geht es um den reichlich bekloppten Plan, zukünftig in Tegel Sondergebühren zu verlangen. Diese Gebühr beträgt 50 Cent, und die muss man als Taxifahrer künftig zahlen, wenn man von Tegel aus einen Fahrgast mitnehmen will. Man zahlt als Taxifahrer auch bisher schon, um in Tegel Passagiere aufnehmen zu können. Allerdings eine Pauschale von (soweit ich weiss – ich hab keine Berechtigung) 70 € im Jahr. In Zukunft dürfen wir den Kunden die Kosten zwar in Rechnung stellen – der Flughafen will im Gegenzug kontrollieren, ob die Taxen in Tegel auch sauber sind, und ob die Fahrer englisch können und Kreditkartenzahlung akzeptieren.

Zum anderen geht es um die Tariferhöhung, die der Senat und die Taxiverbände der Stadt ausgehandelt haben. So wird die Kurzstrecke von 3,50 auf 4 € erhöht und die Grundgebühr von 3,00 auf 3,20 €. Die Kilometerpreise steigen von 1,58 auf 1,65 € (die ersten 7 km) und von 1,20 auf 1,28 (alle weiteren).

Und dagegen wird protestiert: Gegen eine Abzocke der Kunden!

Sollte ich mich nicht eher über mehr Einnahmen freuen? Und darüber, dass in Tegel schwarze Schafe aussortiert werden? Nicht wirklich!

In Tegel geht es lediglich um mehr Geld. Und zwar für den Flughafen. Die jetzt geforderten Standards sind nichts neues, und es ist irgendwie seltsam, dass man jetzt saubere Autos ausgerechnet am Flughafen durchsetzen will, wenn es sonst angeblich niemanden interessiert. Der Flughafen Tegel ist in eklatanter Weise auf Taxen angewiesen, da er eine grottenschlechte Verkehrsanbindung hat – also mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Keine S-Bahn, keine U-Bahn, lediglich eine Buslinie verbindet den Flughafen mit dem Rest der Stadt. Viele Kunden sind also darauf angewiesen – warum also jetzt die dringend benötigten Partner dazu zwingen, den Kunden das Geld abzuzocken. Zumal der schlechte Ruf natürlich an uns hängen bleibt. Statt einer Erhöhung der Landegebühren um vielleicht 20 Cent zu überdenken, muss man jetzt den Taxikunden das Geld über Umwege abzocken und sich damit brüsten, dass man für die Qualität sorgt, die alle Taxiverbände und vor allem die Fahrer selbst seit Jahren wenigstens versuchen, einzuhalten. Ich finde das einen echt miesen Deal.

Abgesehen davon ist es auch nicht sonderlich prickelnd, ständig (wenn sie das denn überhaupt machen) Kontrollen bezüglich der Sauberkeit und Sprachkenntnisse über sich ergehen zu lassen.

Und dann wäre da noch die Tariferhöhung. Super!

Natürlich bin ich der Meinung, dass die Taxitarife mit der Zeit gehen müssen. Sie sind mehr oder minder das, was in anderen Branchen der Lohn ist – und da ist eine Erhöhung gelegentlich sinnvoll. Aber man darf nicht vergessen, dass in unserer Branche jede Preiserhöhung auch mit einem Kundenverlust einhergehen kann. Nach meinen Schätzungen sorgt die Tariferhöhung dafür, dass ich täglich etwa 5 € mehr in der Kasse habe. Das ist natürlich schön. Wenn aber nur einer meiner Kunden sagt, er findet das scheiße, und er deswegen (so albern das vielleicht bei 50 Cent sein mag) nicht mit dem Taxi fährt – aus Prinzip und so – dann habe ich eher 5 € weniger davon. Vom noch schlechteren Ruf ganz zu schweigen.

Deswegen finde ich es eigentlich grandios, dass die Fahrer mal zeigen, dass das nicht ihre Idee ist – und ich habe bisher wirklich keine allumfassend positiven Meinungen zur Tariferhöhung oder der Tegel-Gebühr gehört – obwohl wir immer diejenigen sind, die deswegen angeschnauzt werden, bzw. denen man natürlich auch unterstellt, dass wir ja sowieso dafür wären, weil wir ja profitieren.

Na, mal sehen, was das gibt…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Danke Tanke!

Ich gebe zu, die Überschrift ist geklaut von Götz Widmann – aber da ich dieses Lied sehr gerne mag (oh, ich kenne die Phase!) – kann man das ja mal machen…

Naja, inzwischen habe ich wieder so etwas wie eine Stammtanke – bei der ich 4 bis 5 mal die Woche aufschlage. Eigentlich immer, wenn ich arbeite. In Ermangelung weiterer Innenstadt-Erdgas-Tanken ist das auch nicht weiter verwunderlich. Nach Schönefeld kommt man schließlich auch nicht immer. Naja, heute früh hab ich schon mal getankt – mit dem üblichen Hintergedanken:

„Naja, eine Tour noch…“

Während ich bezahlt habe, standen an der anderen Kasse zwei Typen, die nach dem Club der Visionäre fragten. Der Angestellte konnte dazu nichts sagen, also hab ich mich eingemischt, und ihnen Entfernung und Weg genannt. Die beiden haben sich bedankt, und daraufhin hat der Kassierer gleich den Vorschlag gemacht:

„Also ich würd mir ein Taxi nehmen. Hier – er hat eins!“

Aber die wollten nicht wirklich:

„Nee, zurück vielleicht… noch isses zu früh!“

Naja, ich hab mich ins Auto gesetzt und bekam dann draussen vom einen noch zu hören:

„DEM (auf mich zeigend) traue ich eh nicht!“

Na gut, also losgefahren, gewendet um zum Matrix zu cruisen… und wer hält mich auf der anderen Straßenseite an? Ist ja logisch.

„Das hätten wir auch gleich drüben machen können…“

hab ich noch gesagt.

„Nee nee, wir wissen schon, was wir machen. Mach mal Kurzstrecke! Zum Club der Visionäre. Reicht das?“

„Weiss ich nicht sicher, aber in die Nähe kommen wir!“

300 Meter vorher hab ich sie dann rausgelassen, und unzufrieden waren sie nicht wirklich – auch wenn das bisher so klang. Zitat zum Abschluss gefällig?

„Hey, es gibt coole Taxifahrer – und es gibt supercoole Taxifahrer!“

Danach hab ich dann aber trotzdem Feierabend gemacht.