Wie früher…

Gestern habe ich dann also meinen ersten behinderten Fahrgast gehabt. Teilzeitbehinderungen durch Drogenkonsum nehme ich von der Zählweise aus.

Warum schreibe ich das? Eigentlich bin ich ja eher ein Mensch, dem es fast schon egal ist, in welcher Gestalt sich Menschen bei ihm einfinden. So ist es auch. Aber ich habe vier Jahre lang im Behindertenfahrdienst gearbeitet – und diese vier Jahre sind natürlich nicht spurlos an mir vorübergegangen. Das komplette Gegenteil ist der Fall. Ohne den Job wäre ich heute nicht Taxifahrer – weil ich mich wohl gar nicht für Personenbeförderung interessiert hätte. Zudem habe ich im Nachhinein gemerkt, dass ich vor dieser Zeit sehr wohl Vorurteile und Berührungsängste hatte – was ich immer dementiert hätte. Zudem habe ich gelernt, dass es in dieser Welt durchaus noch Arbeitsplätze gibt, die nicht durch nervige Chefs, allgemeine Unzufriedenheit oder überbordende Kontrolle geprägt sind. Die Zeit hat mir also wirklich sehr geholfen in meiner Prsönlichkeitsentwicklung und meiner Lebensplanung.

Da hat es mich einfach wahnsinnig gefreut, ein wenig Erinnerungen an diese Zeit aufkommen zu lassen. Der Fahrgast war wirklich ein sehr netter Kerl. Es war zwar schwer mit der Kommunikation, da er eine schwer verständliche Aussprache hatte – aber für den ein oder anderen Witz auf der Strecke hat es gereicht.

Aber natürlich gab es auch hier negatives zu berichten: Ein Kollege vor mir hat den Mann nach einer kurzen Musterung stehen lassen. Lungenpest und Getriebeschaden diesem Arschloch!

Ich kann mich nicht beschweren, wenngleich die Fahrt streckenmäßig nicht der Überhammer war. Mit 1,20 € Trinkgeld hat es aber immerhin auf einen Zehner gereicht. Und mehr als 2 Minuten Mehraufwand für kleine Hilfen waren es auch nicht.

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7 Kommentare bis “Wie früher…”

  1. Aro sagt:

    Fast auf den Tag genau vor drei Jahren:
    http://www.berlinstreet.de/91
    Mich kotzen solche Typen an, ich will nicht deren Kollege sein.

  2. Sash sagt:

    Ich stimme dir zu! Das ist ja mal wirklich widerlich!

  3. der schwob sagt:

    Wer solche Taxifahrer sieht, wünscht sich doch eine Kalaschnikov. Nein mal im Ernst, solchen Leuten sollte doch echt der Lappen abgenommen werden und sie sollten in der Woche 5 Stunden bei behinderten Menshcen in der Pflege arbeiten. Leider sind solche Idividuen zu schade für sowas.
    Aber zum Glück, gibt es ja den Sash in Berlin. Da haben die Behinderten wenigstens die kleine Chance einen erfahrenen Fahrer zu haben, der sich für nichts zu schade ist.

    Grüsse vom Körperbehinderten Verein Stuttgart

  4. Sash sagt:

    @der schwob:
    Naja, in die Pflege würde ich die nicht stecken. Reicht ja schon, dass es zuhauf Taxifahrer gibt, die ihren Job nicht mögen – das muss man ja nicht auf alle Bereiche ausweiten…

  5. Marcus sagt:

    @Sash
    Hattest du zu der Zeit beim Behindertenfahrdienst auch schon einen Blog? würd mich mal intressieren was man da so erlebt.

  6. Sash sagt:

    @Marcus:
    Nicht wirklich. Ich hab da nur hin und wieder sporadisch gebloggt, aber auch so gut wie nichts über die Arbeit. Im Vergleich zum Taxifahren war es auch eher eine harmlose Geschichte, weil es viele Stammkunden waren.
    Zudem bin ich eigentlich mit allen gut klargekommen, und die eine, mit der ich Probleme hatte, habe ich halt so oft wie möglich mit Kollegen getauscht 😉
    Im Nachhinein betrachtet gäbe es sicher auch da einige für Außenstehende interessante Dinge – aber jetzt ist es zu spät. Vielleicht helfen dir ja die Jungs von

    http://www.krankentransport.blogger.de

    die ich hier verlinkt habe.

  7. Klaus sagt:

    Ich habe ja in den Kommentaren bei Dir ja schon geschrieben, dass ich meinen Zivildienst auch im Behindertenfahrdienst gemacht habe (ist nur ein bisschen länger her als bei Dir).;-) Und auch bei mir hat diese Tätigkeit mein Weltbild ziemlich verändert. Und diese Erfahrung dauert bis heute an. Sollte eigentlich Pflicht für alle werden. Gerade am Ostbahnhof gibt es leider sehr viele dieser Nicht-Kollegen (laut Aro). Zumindest tagsüber.

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