Simply the Best (4)

Hier noch einmal Sashs eigene Rekorde beim Taxifahren. Der / die Neue(n) sind fett gedruckt.

Geld:

  • Höchster Umsatz pro Schicht: 211,00 €
  • Höchster Umsatz pro Tour (ohne Trinkgeld): 28,90 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Tour: 6,80 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Schicht: 23,80 €
  • Höchste Einnahmen pro Tour (inkl. Trinkgeld): 32,00 €

Touren:

  • Die meisten Touren pro Schicht: 23

Strecke:

  • Die längste Strecke pro Schicht: 188,0 km
  • Die längste Strecke pro Tour: ca. 18,0 km

Zeit:

  • Die längste Schicht (Pausen nicht eingerechnet): 11:26 Std.
  • Die längste Wartezeit: 0:46 Std.

Die Apotheken-Tour

Ich stand wie desöfteren schon am Ostbahnhof. Da kam ausgerechnet auf mich – drittes Taxi in der Reihe – ein junger Mann zu. Da er mich gleich auf Englisch angesprochen hat, war die Sprachwahl wenigstens klar. Manchmal wird man ja nach einem „Hallo“ auch überrascht davon, dass der Fahrgast kein Deutsch kann…

„Next Pharmacie“ war so in etwa das, was ich verstehen konnte. Ich hab noch einen Kollegen gefragt, ob er eine offene Apotheke wüsste, aber der har nur gemeint, ich solle doch bei der im Bahnhof nachsehen, welche Apotheke Notdienst hat. Nach ein paar Wortfetzen in Englisch sagte mir der Kerl jedoch, dass man ihm bereits gesagt hätte, am Hauptbahnhof wäre noch eine offen. Das wäre auch die erste, die mir eingefallen wäre – aber mir wäre das zu weit gewesen…

Naja, der junge Mann kam aus Polen und seine Freundin hat überraschend schnell ein Magen-Darm-Virus eingefangen. Die Tour zum Hbf wäre schon ok gewesen, aber nun stellte sich heraus, dass er zuvor noch zur Bank und anschließend wieder zuück musste…

Das war dann die beste Tour des Abends. 22,40 €! Zumal es echt ein netter Kunde war, mit dem ich mich – wenn auch auf Englisch – ganz gut unterhalten konnte… und am Ende war ich wieder am Ostbahhof, wo ich quasi hingehöre… sehr geil!

Liebe Pärchen in Berlin,

ich möchte hiermit einen Hinweis geben, von dem ich sicher bin, dass er eine Hilfe sein kann. Wir alle kennen die Situationen, in denen einen spontan die Fleischeslust übermannt, und der männliche Part (wenn vorhanden) glaubhaft zu beteuern vermag, dass er die bereits vorhandene Erektion keinesfalls noch nach Hause retten kann. Bisweilen ist das ja bei nachfolgenden Familienbesuchen auch gar nicht gewünscht.

So offensichtlich die Notlage auch sein mag: Bedenket die Gefahren, die sich ergeben können!

Zum Beispiel gibt es Leute wie mich, die in Autos unterwegs sind, die (nur etwas) höher sind als das Durchschnittsvehikel, und es völlig ohne böse Absichten erlauben, euch zu sehen, wenn ihr der Meinung seid, der Stadtverkehr sei der geeignete Ort, den Herren einen von der Palme zu wedeln.

Über die realen Gefahren im Verkehr beim Verkehr will ich mal gar nicht anfangen, nachzudenken, aber im guten Wissen über den bekloppten Gesichtsausdruck insbesondere von Männern bei sexueller Interaktion, wäre mir sehr daran gelegen, in diesen Momenten unbeobachtet zu bleiben.

Ich grüße an dieser Stelle die beiden Herrschaften Mitte 30, die am Sonntag um 2.00 Uhr auf der Warschauer Str. öfter neben mir an der Ampel gehalten haben!

Neujahrsdesaster

Boah, der Verlauf der ersten Schicht dieses Jahres war echt nicht so der Bringer! Leider geht das nicht einmal einher mit „witzigen“ blöden Kunden, sondern letztlich habe ich beschlossen, die Schicht abzubrechen, weil ich sonst echt am Steuer eingepennt wäre – siehe den Beitrag über den Rhytmus vor dem hier.
Bis dahin: So la la! Insgesamt sind so magere 65,90 € zusammengekommen, und das ist für den angestrebten Tagesschnitt von 115 bis 125 € (je nachdem, wie viel ich frei haben will) nicht so zuträglich. Erwähnenswert wäre vielleicht noch der eine Kunde, der nach Lichtenberg wollte, und anfänglich ein wenig grummelig und genervt war. So à la: „Scheisse, nur noch ein Wochenende, und der Mist geht wieder los…“ Am Ende hat er mich dann – fast schon gut gelaunt – auf die Verlegung des Krankenhauseingangs ums Eck hingewiesen und mir hier und da erklärt, wo ich wie wohin fahren könnte, wenn ich mal wieder in der Gegend sei. Der krönende Abschluss war dann das Bezahlen:

Er: „Was bekommen sie jetzt schönes von mir?“
Ich: „11,20 €, und ob die schön sind, ist mir relativ egal (nicht angepisst über den Preis – mit ironischem Unterton!)“
Er (zückt Zwanziger): „Naja, dann geben sie mir mal ’nen Fünfer zurück…“

Sonst wie gesagt mau. Ich versuche jetzt auch mal standhaft, mit 10 Stunden Arbeit pro Tag meine Ziele zu erreichen. Das wäre echt klasse. Naja, mal sehen. Die erste Schicht muss ja nicht stellvertretend für den ganzen Monat stehen. Wobei mein Chef gestern bei der Abrechnung schon unkte: „Naja, ich würde mich wundern, wenn das Geschäft im Januar gut läuft…“

Fühle den Rhytmus

Innere Uhren sind reichlich blöd!
Die wollen einfach nicht einsehen, dass man auch mal Nachtschicht arbeitet. Nun aber mal in Ruhe:
Ich bin eigentlich schon immer ein Gegner davon gewesen, seinen Tagesablauf nach einer Arbeit richten zu müssen. Mein Verständnis vom Sinn von Arbeit kommt da nur bedingt mit. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass man nicht für seine Arbeit lebt, sondern eine Arbeit annimmt, um sich das eigentliche Leben finanzieren zu können. Nun habe ich mit der Aufnahme meiner Arbeit als Taxifahrer so etwas ähnliches wie einen inneren Konflikt, weil die Arbeit seitdem meinen Tag ganz enorm bestimmt. Im Gegenzug dazu mag ich den Job aber auch wahnsinnig, und er ist mir die geforderte Zeit wert, ja er stellt tatsächlich einen Anteil meines Lebens.
Die innere Uhr ist damit aber nur bedingt einverstanden. Ja, ich habe den ersten Monat noch „zu unregelmäßig“ gearbeitet, die Gewöhnung ist sicher noch nicht ganz da – aber es ist schon erschreckend zu sehen, wie schnell ich wieder bei einem normalen Tag-Nacht-Rhytmus gelandet bin. Obwohl Silvester aufgrund des Feier-Maximums um 0.00 Uhr eigentlich das perfekte Nachtschichtler-Fest ist, bin ich früh ins Bett gefallen und hab mal wieder zu kurz geschlafen. Das Ergebnis war: Ich habe den ersten Januar bereits um 11.39 Uhr begonnen und war Abends um Mitternacht totmüde. Das ist ein paar Stunden zuviel vom besten Rhytmus entfernt. Naja, jetzt habe ich so eine Art Mittagsschlaf gehalten und damit sollte es recht gut funktionieren, aber es ist schon seltsam. Aber grundsätzlich bin ich froh, dass ich keine wechselnden Schichten habe, sondern wenigstens bei der Nacht bleiben kann. Ob sich langfristige Veränderungen einstellen – man hört ja so allerhand über die Gemütsveränderungen, wenn man kaum Tageslicht abbekommt – das werde ich sehen. Ich denke, die ersten Monate ist man vor so etwas noch gefeit.
Vielleicht wird sich der ein oder andere wundern, dass ich mich so ausgiebig mit dem Thema beschäftige. Das hat aber auch einen guten Grund: Fast jede Nacht sehe ich Kollegen, die um 5 Uhr morgens am Taxistand kaum mehr durchs Hupen der Kollegen oder durch Fahrgäste geweckt werden können. Da ich meine Tätigkeit als Fahrer ernst nehme, und mir der Gefahr von 10 Stunden Fahren in Dunkelheit bewusst bin, glaube ich eben, dass ich am besten wirklich ausgeschlafen in eine Nacht starten sollte. Zugegeben, das „Früher Schlußmachen“ im Zweifelsfall gehört natürlich auch dazu!
So, und nun sitze ich eine Weile nach einem ausgiebigen „Mittagsschlaf“ um kurz vor 5 Uhr am PC und freue mich doch in erster Linie darauf, heute zu arbeiten. Ich habe mir für den Januar recht harte Ziele gesetzt, und jetzt will ich mal sehen, ob ich die auch schon im zweiten Monat umsetzen kann. Aber am meisten wünsche ich mir natürlich nette Fahrgäste – denn kein guter Rhytmus und keine guten Einnahmen können das Arbeiten so sehr versüßen wie die Leute im Auto!