Und dann war da noch …

der Kollege, der erstaunt zur Kenntnis nahm, dass ich auf scharfe Chilis stehe und mir zwei Tage später ein halbes Kilo frisch geerntetes capsaicinhaltiges Gemüse übergab, weil ihm die falschen Samen gegeben wurden und ihm die Teile zu scharf waren.

Ich würde jetzt gerne nochmal darauf verweisen, dass eine Hand die andere wäscht – aber in dem Artikel geht’s um den gleichen Kollegen. Ich sollte mir also auch mal was einfallen lassen … 🙂

Von Puffs und Lamas

Ich will mein Licht gewiss nicht unter’n Scheffel stellen, aber es gibt Kollegen, die sind deutlich schlagfertiger als ich. Glücklicherweise, sonst wäre das Leben nämlich nur halb so lustig. Und so geschah es dann, dass sich am Taxistand folgender Dialog ergab, als ein Typ an mich und zwei Kollegen rantrat und zu verstehen gab, dass er mit dem Gedanken spielte, sich Sex käuflich zu erwerben.

„Und wie is’s so mit guten Puffs? Was kostet das hier so?“

„So drei bis vier Scheine sollteste schon minimum rechnen.“

„Und billiger?“

„Kannst in’n Tierpark gehen und dir vom Lama einen blasen lassen.“

😀

Nun ist es so: Natürlich wollte der Kollege einen Laden empfehlen, bei dem für ihn am Ende der berüchtigte gehaltvolle Händedruck bei abfällt. Andererseits hat er in der Folge durchaus gesagt, dass es billigere Läden gibt. Ob das Abraten von denen nun moralisch sinnvoll oder nur geschäftsorientiert war … wahrscheinlich lässt sich darüber streiten. Wie dem auch sei: Das Lama hat seinen Dienst in gewisser Weise getan: Das Eis war gebrochen und der Kollege hat den Kunden tatsächlich zu einem gut zahlenden Etablissement bringen können. Es sei ihm (und dem verschonten Lama) gegönnt. 🙂

Erfreuliche Feierabendwendungen

Die Schicht heute war – bei mir – nicht so dolle. Also hab ich irgendwann das Auto einfach abgestellt, obwohl ich vom Wunschumsatz noch ein Stückchen weg war. Der Monat ist noch jung, das hole ich wieder rein! Und als ich da nun vor der Firma stehe und mich auf den Weg zur Bahn machen will, hält neben mir ein Auto und die Seitenscheibe geht runter. Ach ja, irgendwer will wissen, wo er hin muss … man gewöhnt sich als Taxifahrer daran, nebenberuflich die Auskunft zu sein.

Stattdessen aber war’s ein Kollege, der hier auch in einigen Bloggeschichten schon vorgekommen ist. Vor zwei Stunden hatten wir uns noch am Stand gesehen, nun fragte er aus seiner Privatschüssel raus, wann  meine Bahn kommt.

„In 20 Minuten.“

„Na komm, steig ein!“

Mal eben die Heimfahrt von  eineinviertel Stunden auf 15 Minuten verkürzt. Es ist schon verdammt hilfreich, Taxifahrer zu kennen. 😉

PS: Das ist natürlich ein Geben und Nehmen. Ist nicht so, dass er noch nie in meinem Auto saß oder ich mich nicht schon mal selbst als zahlenden Fahrgast an ihn vermittelt hätte. Die Welt ist bekanntlich ein Dorf und eine Hand wäscht die andere.

Am äußersten Rand der Normalverteilung

Und da stand ich dann mit den beiden Kollegen am Bahnhof. Wir waren alle ungefähr zur gleichen Zeit gestartet, etwa vor 5 Stunden. Plusminus eine halbe. Ich hatte magere 80 € auf der Uhr, Kollege zwei bereits 120. Und dann war da natürlich noch der besondere Kollege. Ohne Fernfahrt dieses Mal, aber immerhin mit stolzen 165 € bereits doppelt so weit wie ich. Er merkte auch gleich an, dass er für einen Donnerstag mehr als genug hätte und gleich heimfahren würde nach der nächsten Tour.

Ich, nach wie vor kein Kollegenschwein, hab ihm Glück gewünscht und unsere Wege haben sich bis zum nächsten Abend getrennt. Ich war am Ende froh, wenigstens den Hunni noch vollgekriegt zu haben und fragte am nächsten Tag mal keck nach, ob der Kollege denn vielleicht sogar die 200 geschafft hätte. Bei DEM Vorlauf!

Da hat er theatralisch seine Brille abgesetzt und in väterlichem Tonfall gesagt:

„Sascha, Du hättest mit deinen Kunden nicht so schnell das Weite suchen sollen. Du weißt doch: Das mit den Bahn-Coupons dauert immer ein wenig …“

Ich hab nur mit dem Kopf geschüttelt und gesagt:

„Das meinst Du jetzt nicht ernst, oder …?“

Aber ja, am Ende hat er mal wieder einen Gutschein für eine Umlandfahrt im Gegenwert von 120 € abgestaubt. Manchmal kratzt der Neid selbst an mir ein wenig.

Ausstattungsbegutachtung

Und dann war da noch der Kollege, der den Job schon mindestens doppelt so lange macht wie ich und trotzdem einen denkbar unsinnigen Fehler machte:

Er hatte einen Fahrgast, der wie ein Häufchen Elend aussah, ihn mit Angebereien genervt hat. Wie geil er wäre, was er alles hätte und könne … und am Ende hat er dann auch gesagt, dass er Pornodarsteller sei. Nun ja, ich kann’s mir vorstellen.

Mein Kollege musste nun unbedingt schnippisch anfügen, dass er dafür dann ja aber schon eine gewisse „Ausstattung“ benötigen würde …

Kann ich von der Sache her voll verstehen, wenn der Typ so nervig war. Aber dreimal dürft ihr raten, was für ein Bild der Kollege jetzt nicht mehr aus seinem Kopf kriegt … 😀

Oder um es mit den bemerkenswert pragmatischen Worten meiner besseren Hälfte zu sagen:

„Das sollte ja wohl spätestens auf Seite zwei in jedem Leitfaden zum Beruf Taxifahrer stehen: Formuliere gegenüber Fahrgästen nie eine Frage oder Aussage so, dass das Vorzeigen von Geschlechtsorganen eine potenzielle Antwort ist!“

Naja, hinterher ist man immer klüger …

Das. Genau das.

Mein Meeting mit dem Ostbahnhof an diesem Abend war völlig fehlgeschlagen. Zunächst kam einiges an Kundschaft, ich beschloss auf mein Glück zu warten – und dann ging es nur in Tippelschritten voran. Ich wäre vielleicht nach einer Stunde einfach entnervt abgehauen, aber zwischenzeitlich war ich mit einem mir bis dato unbekannten Kollegen ins Gespräch gekommen. Ein Selbständiger, Rentner, und nach allem, was wir so besprochen haben, würde ich sagen: Vielleicht so eine Art Prototyp für den älteren Berliner Taxler, der über all die Jahre nicht das Interesse an der Stadt, den Menschen und dem Leben verloren hat.

„Macht mir halt Spaß“, sagte er mir, während er nebenbei erwähnt hat, dass er heute noch keine 10 € Umsatz gemacht hat. Er gab mir Restauranttipps, wir redeten über schwäbische Küche, das Geschäft und die Absurditäten, die es so mit sich bringt. Eigentlich hatte er noch ein Date, aber im Laufe der Zeit wurde klar, dass sie nicht mehr anrufen würde. Während des Gesprächs stiegen wir immer mal wieder ins Auto, einmal verabschiedeten wir uns schon vorsorglich, weil es aussah, als ob gleich eine ganze Stange Taxen wegginge. Und dann haben wir doch weitergeredet.

Aber ein Ende kommt immer.

„Jetz‘ bin ick Erster. Und weißte, was ick jetz‘ mach?“

„Nee.“

„Ick hau ab. Dit Restaurant, wo ick noch wat essen will, hat um 23 Uhr Küchenschluss. Mach’s mal jut, hat mir jefreut!“

Einfach so. Nach anderthalb Stunden Wartezeit. Mir ist schon klar, dass man die lockere Einstellung nur behält, wenn man nicht vom Taxifahren abhängig ist. Aber ja: Da, genau da will ich hin! 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Fürs Taxi geeignetes Essen

Man mag mich in diesem Punkt für ein Sensibelchen halten, aber mir ist irgendwie klar, dass nicht alles, was ich gerade gerne essen würde, ein Essen ist, das ich bequem im Taxi zu mir nehmen kann. Die Standzeiten sind oft unberechenbar kurz, zumindest ich habe keinen Tisch im Auto, an dem ich angenehm mit Besteck essen kann – und dann sagt man z.B. Döner auch noch nach, dass man ihn vor, während und erst recht nach dem Verzeher deutlich riechen kann.

Das alles muss nicht sein.

Natürlich gibt es auch unter den Fahrgästen empfindliche und weniger empfindliche – und was weiß ich schon, wen ich mit dem Geruch meiner Bonbons gelegentlich auf die Nerven gehe. Aber ich beschränke mich, wenn ich schon im Auto esse, weitestgehend auf Backwaren, und wenn sie belegt sind, dann gerne ohne viel Zwiebeln und Knoblauch. Und Essen zum Löffeln kommt mir nicht zwischen A- und B-Säule.

Wie gesagt: Da bin ich wohl ein Sensibelchen. Einen wirklich netten Kollegen zum Beispiel hab ich am Stand schon mehrfach dabei unterbrochen, ein Brathähnchen zu essen. Hähnchen. Im Auto. 0.o

Dieses Wochenende aber hat ein anderer Kollege den Vogel abgeschossen. Er klagte mir sein Leid, denn er hatte sich „so ne scheene Dose Brathering“ gekauft. Und dann hatten ihn Kunden beim Essen unterbrochen und er war beim Wegpacken so eilig gewesen, dass das alles ausgelaufen ist. Ins Auto, auf die Fußmatte. Brathering … im Taxi. Noch drei Berichte dieser Art und ich lege mir ein Fondue-Set zu, das über den Zigarettenanzünder befeuert wird. Kann man ja offenbar alles mal machen …