Planänderung…

Uh, ist das kompliziert mit der Zeiteinteilung! Gerade hat mein Tagfahrer H. sich gemeldet und gesagt, er macht bis Samstag frei. Ich hab mir dann die Erlaubnis eingeholt, das Auto für die betreffende Zeit nicht an der üblichen Stelle abzustellen, sondern bei mir vor der Tür. Jetzt kann ich – wenn ich will – also ganztags das Auto nutzen. Und was mache ich? Heute frei. Das ist ein wenig verwirrend – für mich am meisten – aber irgendwie konsequent, da ich ausnahmsweise auch mal weihnachtlich eingebunden bin und zudem heute so beschissen geschlafen hab, dass ich die ganze Schicht eh nicht durchgezogen hätte. Dazu kamen dann noch Organisationsfragen bezüglich Silvester, wo sich ja ein paar Kollegen gleich um mein Auto beworben haben. Nun hat Kollege U. das Glück – der hatte aber auch gleich doppelten Vorsprung, weil er mich
a) als erster gefragt hat, und
b) mich nach einer Schicht heimgefahren hat 🙂
Ja, irgendwie hab ich schon wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich so wenig arbeite (ich will ja auch gerne fahren), aber ich tröste mich damit, dass ich nächsten Monat, will heissen: nächstes Jahr, dann so richtig durchstarte. Mein Ziel sind 3000 € Umsatz im Monat, und da hat mich mein Chef schon fast wieder gebremst, weil das der „Profi“-Durchschnitt ist 🙂 Bin isch Profi oder was? Denke schon…

Warum ich meinen Job noch mag

Heute bin ich überraschend von meinem Chef geweckt worden. Er bat mich, ins Büro zu kommen, sodass ich ein paar Unterschriften loswerden kann. Ging um die Fördergelder-Geschichte, im Endeffekt bürokratisches Tralala. Da hat es mich doch umso mehr erfreut, dass ich erstmal ein dickes Paket Pralinen (immerhin 1 kg!) auf den Tisch gestellt bekam, um sie mitzunehmen. Die Bemerkung, dass ich die weder an einem, noch an zwei Tagen vernichten sollte, war eigentlich überflüssig – aber es ist schön, wenn sich Chefs noch um die Mitarbeiter sorgen 🙂
Danach hab ich gleich noch Abrechnung gemacht, was vorübergehend den schmerzlichen Verlust von 800 € bedeutet hat. Was soll’s, dafür hab ich jetzt Pralinen 😉
Ich bin zugegeben gespannt auf die erste Gehaltszahlung, aber ich habe immer noch ein mehr als gutes Bild von meinem neuen Arbeitgeber und die vage Hoffnung, dass das arbeitsmäßig noch für einige Jahre mein Zuhause sein wird.
Ich habe mich in den letzten Tagen immer wieder einmal daran zurückerinnert, wie die Schnepfe im Jobcenter mich ungläubig angestarrt hat, und mich gefragt hat, ob ich mich denn wirklich „mit Gelegenheitsjobs durchschlagen“ will. Tja, vielleicht bin ich der Idiot, der eine schlecht bezahlte Arbeit annimmt, nur weil sie ihm Spaß macht. Vielleicht aber – und das möchte ich gerne zur Diskussion stellen – ist es auch gar kein allzu großer Fehler, keine lange Ausbildung zu machen, um den Rest seines Berufslebens damit zu verbringen, anderen Leuten ihr Leben schlechtzureden.
Keine Frage: Eine Ausbildung ist sinnig, und ich will niemandem dieselbe schlechtreden. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Lebensentwurf von den meisten nicht ernstgenommen wird. Wenn ich einen Hauptschulabschluss hätte, dann würden die Leute jetzt Schlange stehen um mir zu gratulieren, dass ich mal mehr als einen Minijob habe. Stattdessen erzählen mir Leute im Jobcenter – die froh sein sollten, wenn sie mich los sind – was ich für einen Scheiss mache.
Heisst das jetzt etwa, dass es blöd war, Abi zu machen?
Ganz im Ernst, Leute: Ich bin so glücklich wie schon seit langem nicht mehr, und das hat dieses Mal sehr viel mit meinem Job zu tun. Nicht, weil ich so ewig darauf hingearbeitet habe, und auch nicht nur, weil ich ein paar Euro mehr kriege als ich gewohnt bin. Sondern einfach, weil ich diesen Job mag.
Und weil ich – sicher im Gegensatz zur Jobcenter-Mitarbeiterin – von meinem Chef Pralinen geschenkt bekomme.

Wieder nix geschafft!

Das soll keine Klage werden, sondern eine fröhliche Feststellung. Die letzte Schicht habe ich spontan freigenommen, und wenn man so will, dann habe ich das heute genauso gehalten. Unter anderen Vorzeichen allerdings. Heute (d.h, genau genommen gestern) war betriebliches Weihnachtsessen angesagt – etwas, wovon viele Taxifahrer wahrscheinlich nur träumen können. Die Wahl des Restaurants, in dem ich meine diesjährige Weihnachtsgans gegessen habe, war zwar eher unglücklich – aber in manchen Punkten immerhin Anschauungsunterricht, wie Dienstleistungen nicht auszusehen haben. Ich bin ja nun wirklich kein penibler Zeitgenosse, wenn es um Gastronomie geht. Ganz gewiss nicht. Ich kann mir schon mal selbst helfen. Allerdings war die Planung in diesem Laden schon derb daneben. Dass Teller erst gereicht wurden, nachdem das Essen auf dem Tisch stand, war schon einmal kurios. Dass die Gänse am Stück geliefert wurden, hat die meisten Probleme verursacht – vor allem, weil es in diesem Restaurant offenbar keine Geflügelschere gibt. Der beste Witz in meinen Augen war allerdings der, als die Klöße auf dem Tisch aufgebraucht waren. Mein Chef forderte Nachschub und erhielt als Antwort ein lapidares „Sind alle!“. Seine Frage nach Kartoffeln wurde wie folgt beantwortet: „Nicht Pommes? Gehen schneller!“.
Die Auslieferung der Kartoffeln erfolgte dann auch in einer grobmotorischen Umschüttung bei Tisch, es war irgendwie kurios. Nichts, mit dem man nicht leben kann, aber irgendwie ungewöhnlich…
Ach ja: Geschmacklich wäre durchaus auch noch ein bisschen mehr drin gewesen. Beispielsweise die Zubereitung der Kartoffeln in Salzwasser. Hätte ich empfohlen – aber ich bin ja kein Koch 😉
Naja, das hat nun nicht wirklich die gute Laune verdorben. Es war ein netter Abend, und so kam es dann auch, dass ich irgendwann beschlossen habe, nicht mehr loszufahren. Was scheinbar alle anwesenden Kollegen so gehalten haben. Ich habe sehr viele Tipps bekommen, und vor allem wurde mir mehrmals versichert, dass die bisherigen Umsätze eigentlich echt gut wären. Ich hab eine Menge nette Kollegen kennengelernt und bin insgesamt sehr zufrieden mit dem Verlauf des Abends. Ja, und jetzt sitze ich hier des Rhytmus wegen noch ein paar Stunden ab und genieße ein zwei Bierchen – zu denen ich ja sonst während der Arbeit nicht komme. Was auch gut ist – denn zum Saufen hatte ich während des letzten Jahres genug Zeit.
Ich freue mich außerordentlich auf den morgigen Tag, zumal Ozie frei hat und wir abends noch zum Ikea fahren werden. Leider war sie schon im Bett, als ich gerade heimgekommen bin.
Ich bin jetzt erst vier Schichten gefahren, und irgendwie bekomme ich mit jedem Tag mehr den Eindruck, dass es genau das ist, was ich machen will. Mir ist zwar bewusst, dass das Geld nicht zu massenhaft fließt in diesem Job, aber so lange ich nicht alleine eine Familie damit durchfüttern muss, will ich das eigentlich schon jetzt nicht mehr missen. In diesem Punkt stehe ich voll auf einer Linie mit meinem Chef, der nach seinem Studium beim Taxifahren geblieben ist, obwohl er laut eigenen Angaben gute Angebote hatte, bei denen er mehr verdient hätte.
Es ist eine ganz eigene Kultur und Mentalität, die in dieser – ja, man kann schon „Szene“ sagen – herrscht, und ich bin mir sehr sicher, dass ich auch im richtigen Unternehmen gelandet bin. Als 27jähriger habe ich im Übrigen den bisher Jüngsten des Betriebs abgelöst, was ich irgendwie cool finde – wahrscheinlich, weil es in meinem Alter langsam seltener wird, dass man für jung gehalten wird 🙂 Ansonsten ist es ohne Relevanz, da ich weder Arsch vom Dienst, noch übervorteiltes Nesthäkchen bin.
Ich bin eigentlich nur da, wo ich seit einem dreiviertel Jahr hinwollte: Als einer von 7000 Taxifahrern in Berlin in einem der mit Sicherheit besten Betriebe der Stadt. Und mehr noch natürlich: On the Road again…