Krieg ich das Geld von Google wieder?

Ich bin ja recht gut ausgestattet, um alle möglichen Adressen zu finden. Am Wochenende musste ich einmal passen. Die Kundin drohte mit einer sehr lukrativen Fahrt nach Blankenfelde-Mahlow zu einem Hotel. Sie hatte die Adresse dabei. Sodenn!

Nix!

Das Navi kannte die Straße (ist wohl relativ neu) nicht. Der Stadtplan hörte einen halben Kilometer vorher auf, da es zu weit im Umland lag. Blieb noch Google. Smartphone gezückt, rumgetippelt… da hat sie dann gefragt, ob sie nicht vielleicht mit einem anderen Kollegen…

*seufz*

Aber der Kunde ist König. Der Kollege hinter mir hat die Straße dann gleich im Navi gefunden. Herzlichen Glückwunsch, die bessere Technik gewinnt. Ich hab also die Tour über 40 oder 50 Euro gegen eine trinkgeldlose Fahrt für 9 € getauscht. Das hat mich die ersten zwei Stunden der Schicht ehrlich gefuchst.

Andererseits bin ich froh, dass ich es nicht mit meinem Kollegen Jens gehalten habe. Der hat nämlich gleich gemeint:

„Wärste halt erstmal losgefahren. Machen die anderen doch auch alle.“

Aber zu dem Thema kommt morgen noch was…

Wofür Smartphones gut sind

„Do you know the rainbow factory?“

Hätte ich sofort an meinen kleinen Helfer aus dem Hause HTC gedacht, dann hätte ich die einmalige Chance gehabt, cool wie Trinity im ersten Matrix-Teil auf die Frage „Can you fly that thing?“ zu antworten:

„Not yet.“

Stattdessen sollte es eine längere Odyssee für beide Seiten werden.

Ich griff natürlich erst mal zum Robertha, das ich für solche Fälle ja grundsätzlich gleich hinter der Windschutzscheibe zu liegen habe.

„It’s a hostel!“

flötete die etwa 40jährige Frau und wirkte eigentlich recht entspannt.

Wundersamerweise hab ich es nicht gefunden. Auch wenn ich hier meist über die Fehlgriffe zu diesem Buch schreibe: Ich möchte das nicht negativ verstanden wissen! Im Gegenteil: Dass ich mein Handy mit Internetzugang regelmäßig als Informationsquelle vergesse, liegt vor allem daran, dass ich in dem Buch bisher wirklich fast alles gefunden habe, was Fahrgäste so gesucht haben. Aber jede Regel hat so ihre Ausnahmen.

Also bin ich etwas zerknirscht zum Kollegen hinter mir gestiefelt.

„Hey Kollege, kennst du das Hostel Rainbow Factory?“

„Nee, nie jehört.“

„Soll in Kreuzberg sein.“

„Nee du, tut mir leid!“

Mist!

Die Lösung in der Hemdtasche ständig mit mir herumtragend, streifte ich zu einem weiteren Kollegen, und die Frau, die so gerne Kundin geworden wäre, wurde immer nervöser. Sie konnte zwar noch sagen, dass es eine Straße mit L war, aber wirklich weitergeholfen hat das auch nicht. Sie musste zudem binnen 15 Minuten da sein.

Nachdem auch der vierte Kollege nichts wusste, haben wir uns erst mal getrennt. Mir ist das Ganze sauer aufgestossen, weil ich der guten Frau natürlich helfen wollte. Als ich mich in mein Auto gesetzt habe und mein Handy in die Hand nahm, hab ich mich natürlich zu Tode geärgert. Also fast. Der noch lebendige Teil ergooglte das Hostel kurz und anschließend sprang ich aus dem Wagen.

Wo war sie hin?

Mit einem der Kollegen habe ich mich noch unterhalten über das Thema, aber er wusste leider auch nicht, wo die Kundin hin ist.

„Wenn se wiederkommt, dann kriegst du se! Hast det ja extra rausjesucht!“

meinte der Kollege – und ein anderer fragte gleich nach:

„Haste jefunden? Und wo ist dit nu?“

Man lernt ja nie aus in dem Job.

Kurz darauf kam sie aus dem Bahnhof und wedelte mir mit einem Zettel zu. Ich winkte gleichermaßen mit meinem Handy, und letztlich war es so, dass wir uns gegenseitig entschuldigt haben. Sie versprach, nie wieder ohne Adresse ein Taxi zu nehmen, und ich gelobte Besserung im Oberstübchen. Sie hatte zudem mit einem Telefonanruf geklärt, dass sie später kommt. Ach, was ist es schön, wenn alles läuft.

Gut, es war nur eine 8€-Tour. Aber auch wenn es kitschig klingt: Es war ein verdammt schönes Gefühl, zu sehen, wie glücklich sie war, als wir angekommen sind! Und vielleicht lerne ich daraus ja wirklich – und denke mal dran, dass ich das Internet nicht nur zum kurzweiligen Zeitvertreib dabei habe…

Neues Zuhause

Zu einem Flatrate-Puff wolle er. Den Namen kannte er, und wo er liegt, wisse er nur so ungefähr.

„Ich hab da nur so ’ne Reportage gesehen…“

Aha.

„Ja, des ist in Kreuzberg. Vielleicht auch Neukölln, aber nicht weit von Tempelhof. Da bei Charlottenburg. Oder so.“

Das Robertha kannte den Laden nicht – er ist wohl erst kürzlich eröffnet worden – und seine Versuche, Google zu bedienen, waren unzureichend. Den Laden gibt es auch in Köln nochmal, und der wird im Netz als erster gefunden. Da hab ich dann – so oft er mir auch die Kölner Adresse vorgelesen hat – lieber mal selbst nachgesehen. Danke mein Handy, deine Spracherkennung ist super!

OK, seine Angaben waren allesamt unbrauchbar, der Laden liegt in Schöneberg. Wieder was gelernt. Also haben wir uns auf den Weg gemacht, war zudem von Friedrichshain aus eine recht lukrative Tour.

Die Fahrt verlief auch problemlos und unspektakulär. Der Grund, weswegen ich jetzt darüber schreibe, ist ein einziger. Er hat das klischeemäßigste gemacht, was ein Puffbesucher machen kann:

Er hat seine Freundin angerufen.

Und wie! Weinerliche Stimme aufgesetzt und geflüstert:

„Ja Schatz. Ja, wir waren noch was trinken. Genau. Ja genau. Ich bin jetzt im Taxi. Ich fahr jetzt heim. Ich dich auch. Bis dann!“

Handy koi Kabl?

Nehmt mir die Überschrift nicht krumm. Ein zehn Jahre alter (und zudem schlechter) Wortwitz aus meiner Heimat hat einfach darauf gewartet, in würdiger Umgebung erschossen zu werden, nachdem er von der digitalen Revolution angefahren wurde.

Naja, was wollte ich sagen?

Also: Ich hab inzwischen mein neues neues Handy und es ist prinzipiell einsatzbereit. Meine Handynummer habe ich nun also auch auf dieser Seite verewigt, in der Hoffnung, dass es mir viele neue Kunden und das eine oder andere unmoralische Angebot bringt 😉

Spaß beiseite, es geht wirklich nur ums Geld!

Ähm, ja… nochmal von vorne. Ich hab also nun mein neues Handy, und durch die fantastische Auswahl an Spielen auf dem android-Market und durch die mannigfaltigen Möglichkeiten, meinen Wecker zu konfigurieren, sehe ich tatsächlich eine gewisse Chance, dass es den Großteil der Zeit bei mir verbringt und nicht wie mein altes ein unwürdiges Dasein fernab von Zivilisation und lebenswichtiger Funkstrahlung fristet.

Zu finden ist die Nummer auf der neu geschaffenen Kontakt-Seite. Wenngleich es dort bereits wortgewaltig erklärt ist: Es ist ein gewaltiger (auf schwäbisch: „grannademäßigr“!) Vertrauensbeweis euch Lesern gegenüber, dass ich die Nummer hier online stelle. Auch bei allen zu erwartenden positiven Auswirkungen aufs Geschäft durch gelegentliche Fahrten mit interessierten Leuten!
Mein Schlafrhytmus wird so oder so hier und da gestört und ich bin kein Mensch, der überhaupt ein Interesse daran hat, ständig erreichbar zu sein. Ich tue das also nur, weil ich darauf vertraue, dass ihr mit dieser Nummer verantwortungsvoll umgeht. Ich hab nichts gegen die ein oder andere nette SMS oder eine Anfrage nach einer Fahrt. Nicht mal was gegen einen netten Anruf einfach so. Aber tagsüber ist diese Nummer tabu, und jeder mir nicht persönlich Bekannte wird ernsthaft (wie ich im Kontaktformular auch schreibe) unbesehen auf meine Ignore-Liste gepackt. So offen ich hier bin, so sehr weiss ich die letzten Funken meiner Privatsphäre zu schätzen!
Und ebenso kann ich nachts keine Garantie geben, dass ich zeitnah antworten kann, weil während der Arbeit in erster Linie die Kunden vor Ort zählen. Stellt euch einfach vor, ihr wärt diese Kunden, dann versteht ihr es vielleicht.

Also: Es ist ein Versuch, und ich hoffe, dass ich davon profitiere. Vielleicht finanziell, weil irgendwer mir eine gute Tour zuschanzt – vielleicht auch einfach psychisch, weil mir jemand mal eine nette SMS schreibt. Wenn ich aber feststellen sollte, dass es mir mehr schadet als nützt, dass diese Nummer hier steht, dann hab ich recht bald eine neue. Und das ist nicht so schwer, weil wirklich nicht viele Leute diese Nummer haben.

Tut mir leid, dass ich hier so farbenprächtig ein Worst-Case-Szenario beschrieben habe. Aber ich will nur sichergehen, dass nacher niemand sagen kann, er habe doch nicht gewusst, dass er mich nicht Mittags anrufen kann, um mit mir über die Relativitätstheorie zu plaudern. Alle Menschen mit ein wenig Umsicht sind natürlich explizit eingeladen, sich die Nummer unter „Sash Nachttaxi Berlin“ oder so zu speichern und mich ggf. auch anzurufen. Sonst würde ich das nicht machen.

Ich bin nur etwas unsicher. Seht mir das bitte nach.