„Do you know the rainbow factory?“
Hätte ich sofort an meinen kleinen Helfer aus dem Hause HTC gedacht, dann hätte ich die einmalige Chance gehabt, cool wie Trinity im ersten Matrix-Teil auf die Frage „Can you fly that thing?“ zu antworten:
„Not yet.“
Stattdessen sollte es eine längere Odyssee für beide Seiten werden.
Ich griff natürlich erst mal zum Robertha, das ich für solche Fälle ja grundsätzlich gleich hinter der Windschutzscheibe zu liegen habe.
„It’s a hostel!“
flötete die etwa 40jährige Frau und wirkte eigentlich recht entspannt.
Wundersamerweise hab ich es nicht gefunden. Auch wenn ich hier meist über die Fehlgriffe zu diesem Buch schreibe: Ich möchte das nicht negativ verstanden wissen! Im Gegenteil: Dass ich mein Handy mit Internetzugang regelmäßig als Informationsquelle vergesse, liegt vor allem daran, dass ich in dem Buch bisher wirklich fast alles gefunden habe, was Fahrgäste so gesucht haben. Aber jede Regel hat so ihre Ausnahmen.
Also bin ich etwas zerknirscht zum Kollegen hinter mir gestiefelt.
„Hey Kollege, kennst du das Hostel Rainbow Factory?“
„Nee, nie jehört.“
„Soll in Kreuzberg sein.“
„Nee du, tut mir leid!“
Mist!
Die Lösung in der Hemdtasche ständig mit mir herumtragend, streifte ich zu einem weiteren Kollegen, und die Frau, die so gerne Kundin geworden wäre, wurde immer nervöser. Sie konnte zwar noch sagen, dass es eine Straße mit L war, aber wirklich weitergeholfen hat das auch nicht. Sie musste zudem binnen 15 Minuten da sein.
Nachdem auch der vierte Kollege nichts wusste, haben wir uns erst mal getrennt. Mir ist das Ganze sauer aufgestossen, weil ich der guten Frau natürlich helfen wollte. Als ich mich in mein Auto gesetzt habe und mein Handy in die Hand nahm, hab ich mich natürlich zu Tode geärgert. Also fast. Der noch lebendige Teil ergooglte das Hostel kurz und anschließend sprang ich aus dem Wagen.
Wo war sie hin?
Mit einem der Kollegen habe ich mich noch unterhalten über das Thema, aber er wusste leider auch nicht, wo die Kundin hin ist.
„Wenn se wiederkommt, dann kriegst du se! Hast det ja extra rausjesucht!“
meinte der Kollege – und ein anderer fragte gleich nach:
„Haste jefunden? Und wo ist dit nu?“
Man lernt ja nie aus in dem Job.
Kurz darauf kam sie aus dem Bahnhof und wedelte mir mit einem Zettel zu. Ich winkte gleichermaßen mit meinem Handy, und letztlich war es so, dass wir uns gegenseitig entschuldigt haben. Sie versprach, nie wieder ohne Adresse ein Taxi zu nehmen, und ich gelobte Besserung im Oberstübchen. Sie hatte zudem mit einem Telefonanruf geklärt, dass sie später kommt. Ach, was ist es schön, wenn alles läuft.
Gut, es war nur eine 8€-Tour. Aber auch wenn es kitschig klingt: Es war ein verdammt schönes Gefühl, zu sehen, wie glücklich sie war, als wir angekommen sind! Und vielleicht lerne ich daraus ja wirklich – und denke mal dran, dass ich das Internet nicht nur zum kurzweiligen Zeitvertreib dabei habe…