Hab Acht!

„Hey du, dein Auto ist ja ein 8-Sitzer…“

Klar. Und wenn wir den Dachgepäckträger aus dem Anhänger nehmen, passen nochmal 10 aufs Schiff, das sich darin befindet… 😉

Zugegeben: Mein Auto hat 7 Sitze, soweit daneben waren sie also gar nicht. Aber es ist lustig, dass manche gleich noch ein bis drei (!) Sitze mehr vermuten, als da sind – andere wiederum völlig überrascht sind, wenn ich sage, dass 5 Leute kein Thema sind.

Im Übrigen war die Truppe auch nur zu fünft, ich hab sie also durchaus mitnehmen können.

Taxifahrer und ihre Taxis

…und einparken!

Als Taxifahrer sammelt man Fahrpraxis. Eine ganze Menge. Sicher, die Kollegen aus den Bussen und den LKW mögen lachen über unsere bescheiden vor sich hintickenden Kilometerzähler, aber 2.000 bis 5.000 Kilometer monatlich sind doch einiges im Gegensatz zu manchem Nur-privat-Fahrer, der über die 9.000 km jährlich, die in seinem Vertrag mit der Versicherung festgehalten sind, nie herauskommt. Wie wir alle wissen, macht Routine uns zu besseren Fahrern, bla Keks.

Da ist sicher auch etwas dran, aber wenn man mich fragt, was das Taxifahren für Auswirkungen auf mein fahrerisches Können hat, dann muss ich mit Tränen in den Augen zugeben:

„Ich verlerne langsam aber sicher das Einparken…“

Es ist ein Drama sondersgleichen. In Stuttgart habe ich bereits meinen Fahrlehrer in schweißgebadete Zustände getrieben, wenn ich schwungvoll die letzten Zentimeter meines Autos ausgenutzt habe. Als ich dann in freie Wildbahn entlassen wurde, hab ich das auf die Spitze getrieben. Als persönlichen Rekord möchte ich verbucht wissen, dass ich den Renault Mégane meiner Mutter – bei dem man die Front so wenig sehen konnte wie bei der 1925 – am Berg (!) ohne Feindberührung in eine Parklücke bugsiert habe, die sich im Nachhinein als kaum 15 bis 20 cm länger als das Auto herausgestellt hat.

Ohne Witz: Ich bin ein Meister im Einparken!

Natürlich hab ich mir das bitter erkauft, denn alle meine bisherigen Unfälle betrafen den ruhenden Verkehr. Aber ich hab auch die Sprinter des Behindertenfahrdienstes in vergleichsweise enge Lücken in engen Einbahnstraßen untergebracht und die Autos meiner Eltern wirklich zentimetergenau dort eingefädelt, wo kurz zuvor die Besitzer wesentlich kleinerer Fahrzeuge nach 5 Versuchen aufgegeben hatten.

Und jetzt? Wann muss ich denn bitte mal einparken?

Die meisten Stopps erledigt man in zweiter Reihe, die Straßen in Berlin sind ohnehin überdimensionierter und hier vor dem Haus haben wir nur Parallelparkplätze. Mit denen können einige zwar auch nicht umgehen, mich haben sie immer schon gelangweilt und meine diesbezügliche Einweisung in der Fahrschule dauerte exakt einen Versuch lang – danach hat mein Fahrlehrer zugegeben, dass ich das wohl kann…

Nur selten – aber immerhin manchmal – ist wenigstens Position 5 am Ostbahnhof noch eine „Herausforderung“. Da muss man manchmal tatsächlich einparken. Es kommt allerdings auch oft vor, dass Kollegen die Position erst einnehmen, wenn bereits zwei bis vier Fahrzeuglängen Platz ist. Im Großen und Ganzen würde ich da allerdings nicht die Park-Skills der Kollegen für verantwortlich machen, sondern eher deren Willen, noch ein bisschen länger auf der „Abstauberposition“ 6 zu verharren, die Fahrgäste gerne für den Beginn einer zweiten Schlange halten und man somit von ihr oftmals schnell mit zahlender Kundschaft wegkommt.

Wie dem auch sei: Ich habe also im Laufe der Zeit festgestellt, dass ich immer schlechter im Einparken werde. Das ärgert mich zwar, ist aber erst mal bedeutungslos, weil ich es ja im Gegenzug auch kaum mehr muss. Ursache und Wirkung vermischen sich hier.

Nun hab ich aber einmal mehr meine Lieblingshalte mit Leben erfüllt und der Kollege vor mir rutschte auf – auf Position 5. Platz war mehr als genug, selbst seine E-Klasse hatte noch ungelogen drei Meter (!) Spielraum zum Rangieren. Und was macht besagtes Wunderkind der Fahrkunst und der Kommunikation?

Er hupt meinen Kollegen Yussuf auf Position 4 an, weil der noch etwa 80 cm zum Dritten in der Reihe aufrutschen konnte. Ich selbst hatte mir davor überlegt, ob ich nicht letztlich auch noch dorthin passen würde. Hab die Überlegungen dann aber auf Eis gelegt, weil ich befürchtete, damit die Platzangst des Kollegen eher zu forcieren. Also hab ich es wie Yussuf gehalten und nichts gemacht. Und damit einen Kunden von der Abstauber-Position an Land gezogen…

Kundenschreck im Fußraum

Worum könnte es sich bei einem Kundenschreck im Fußraum handeln? Nun: Um diesen kleinen Kerl hier:

Taxi-Alarmanlage im Fußraum des Taxifahrers
Versifft, aber laut: Taxialarm. Quelle: Sash

Es geht hier gar nicht um den vielen Dreck – den ich zwar auch nicht angenehm finde, der sich aber bei matschigem Wetter immer irgendwann einstellt – es geht um den kleinen unscheinbaren Knopf. Das ist der Knopf für die Alarmanlage. Der hat gute wie auch schlechte Seiten. Die gute ist: Ich kann ihn zu jeder Zeit erreichen. Egal, was ein potenzieller Räuber auch tut – ich habe noch nie gehört, dass einer mit Fußfesseln angefangen hat…

Der Nachteil – insbesondere, wenn man wie ich mit Quadratlatschen in Größe 50 unterwegs ist – besteht darin, dass man durchaus auch mal versehentlich dagegenkommen kann. Derletzt ist mir das ausgerechnet passiert, als ich prominent in erster Position am Ostbahnhof stand und ich mich aus dem Wagen schwingen wollte, um einem Kunden beim Einladen des Gepäcks zu helfen. Hat einen prima ersten Eindruck gemacht, wie das Taxi plötzlich anfing zu heulen und der Fahrer erstmal zur Motorhaube gestürzt ist…

Denn: Der Alarm lässt sich nur ausschalten, indem man das Gegenstück zu diesem Knopf drückt. Und der ist praktischerweise im Motorraum untergebracht. Mein Kunde hat es mir – wenn auch mit riesigen Fragezeichen auf der Stirn – nachsehen können. Danach bin ich dann ganz gelassen ums Auto gewuselt, hab ihn mit einem Lächeln begrüßt und gemeint, dass das eben das Problem an gut erreichbaren Alarmknöpfen ist 😉

Im Übrigen, falls sich jetzt jemand Gedanken über potenzielle Taxiräuber macht: Diese Alarmknöpfe sind selbst bei den Opel-Taxen in unserem Betrieb nicht überall an derselben Stelle untergebracht. In vielen Taxen gibt es neben dem (vorgeschriebenen) lauten Alarm auch noch einen stillen. Das grobe Wissen hier bringt einen also nicht wirklich weiter…

Winterfreuden

Wie ich es im Taxihaus-Blog heute Nacht schon angeschnitten habe: Der Winter ist da und er bringt nicht nur Freude. Ich persönlich mag die kalten und dunklen Monate mit viel Schnee und glatten Straßen ja. Hauptsächlich weil sie kalt und dunkel sind, viel Schnee liegt und die Straßen glatt sind 😉

Was einen aber jedes Jahr vor eine neue Herausforderung stellt, ist das Auffinden von Waschmöglichkeiten.

Sobald es regnet oder schneit, werden Taxen zu wahren Dreckschleudern. Nicht nur, dass allerlei nasse Füße den Innenraum vollsudeln: Außen zeigen sich die Nachteile der hellelfenbeinfarbigen Lackierung sehr schnell. Die meisten gelegentlichen Privatfahrer lassen das über sich ergehen und fahren zwei- dreimal im Winter in die Waschanlage. Wir sollten ja möglichst immer wenigstens halbwegs passabel aussehen. Es kann den übelsten Schneesturm in Verbindung mit Orkanböen und herabregnenden Fröschen herrschen – es findet sich immer ein Kunde, der ein anderes Auto wählt, weil das eine jetzt aber „ziemlich dreckig“ aussieht.

Man gewöhnt sich daran.

So lange man noch eine Weile unterwegs ist, bieten sich die Anlagen zum abkärchern an. Da ist das Auto schnell abgespült (sieht 2 Touren später exakt genauso gut aus wie nach der Waschanlage), aber man muss keinen kompletten Waschgang mit Trocknen und Tralala bezahlen. Auch wenn die Waschanlagen uns Taxifahrern Vergünstigungen anbieten: Mit dem Hochdruckreiniger komme ich mit 0,50 € einmal schnell ums Auto und bin nach einer Minute wieder auf der Straße. Das schafft keine automatische Anlage.

Das Dumme an diesen Dingern ist, dass sie im Freien liegen und wesentlich empfindlicher gegen Frost sind. Die Anlagen selbst funktionieren vielleicht sogar, viele Tankstellen (um nicht zu sagen: alle!) schließen die Dinger bei leichten Minusgraden. Spätestens wenn das versprühte Wasser am Boden festfriert, ist ja auch die Sicherheit nicht mehr gewährleistet.

Ganz abgesehen davon: Dadurch, dass hier nicht getrocknet wird, frieren den Autos schnell mal alle Löcher zu. Zum Schichtende hin geht das nicht, wenn man keinen fliegenden Wechsel mit dem Tag-/Nachtfahrer durchzieht.

Mein Tagfahrer rief ein wenig betrübt an, eine Stunde bevor ich meine Schicht beginnen sollte: Das Auto sei sehr dreckig außen, aber ihm fällt keine offene Waschanlage mehr ein…

Das hätte mir eine Warnung sein können. Ich bin wesentlich pingeliger, was das Äußere des Autos angeht. Wenn er also sagt, dass es sehr dreckig ist… ich sag es mal so: Als ich das Auto gesehen habe, konnte man mit etwas Fantasie die Nummernschilder erkennen. Ich hab kurz die Scheiben freigewischt und nach ein paar Minuten beschlossen, ich suche selbst eine Möglichkeit. In das Auto konnte ich wirklich niemanden einsteigen lassen!

Aus meiner Erinnerung kramte ich die Total an der Chausseestraße, und ja: Zumindest die Waschanlage war offen. Die Taxiwäsche dort kostet 3,95 €, was echt fair ist, also rein ins Vergnügen! Zunächst durfte ich ein Weilchen anstehen, hab währenddessen alles abgeschraubt, eingeklappt und verstaut, was nicht niet- und nagelfest ist an der Kiste.

Und jetzt hat sich die Anlage als bisher einzige doch tatsächlich erdreistet, beim Föhnen den Dachaufbau nicht zu bemerken…

Das kannte ich als hypothetischen Fall zwar durchaus und nicht ohne Grund stehen die Fahrer von Fahrzeugen mit den Dachwerbeträgern immer unweit des Not-Aus-Knopfes herum. Aber dass das wirklich noch passiert!?

Also passiert… passiert ist eigentlich gar nix. Der Föhn wollte einfach nicht weiter. Nachdem ich einen Mitarbeiter verständigt hatte, zeigte sich, dass sich das Trocknergestell einfach gegen den Aufbau geschoben hatte, bzw. das weiterhin versuchte. Kein Sensor hat geblickt, dass das Teil blockiert und der Motor war zu schwach, um den Aufbau vom Dach zu fegen. Klemmte quasi fest, das Ding.

Ich hab das Auto rausgefahren und nun natürlich auf ein OK von der Tanke gewartet. Dass am Auto alles ok war, hab ich schnell gesehen, selbst die Fackel, gegen die das Ding dauernd gedrückt hat, war heil und gab sogar Licht. Nun musste man das natürlich noch für die Waschanlage klären. An Kandidaten mangelte es nicht, schließlich hatte ich den Betrieb unfreiwillig aufgestaut. Also nächstes Auto rein, schnell die Anlage starten…

Denkste!

Direkt hinter mir standen natürlich ausgerechnet zwei Voll-Prolls mit Papis Mercedes, die drei Versuche und Einweisungen benötigten, um ihren geilen Schlitten mittig in der Anlage zu platzieren…

Aber: Ende gut, alles gut. Mich hat die Aktion Zeit und Nerven gekostet, die von der Tanke sicher auch. Am Ende war nix. Und die 1925 war immerhin bis zur Hälfte trockengeföhnt. Ich hab dann am Stand von den vorderen Fenstern die Kalkflecken vom Wasser entfernt. Ich hab ja gesagt, dass ich da etwas pingeliger bin 😉

Also ihr seht: Selbst mich frohes Gemüt nervt der Winter manchmal!

Musik und Laut

Was mich mal ganz ehrlich als Blogger und Taxifahrer gleichermaßen interessieren würde zum Wochenanfang: Wie haltet ihr es eigentlich mit Musik im Taxi? Und die Frage geht sowohl an Kunden als auch an die Fahrer unter den Lesern raus. Das ist ja doch ein interessantes und spannungsreiches Feld.

Die Taxiordnung schreibt ja (zumindest hier in Berlin) vor, dass die Wahl der Musik und deren Lautstärke den Fahrgästen obliegt. Natürlich haben wir Fahrer aber auch ein Wörtchen mitzureden. Auf Funk und Verkehrsnachrichten haben wir letztlich doch ein Anrecht, theoretisch kann man sich also schon tierisch in die Wolle bekommen, ohne auch nur einen unterschiedlichen Musikgeschmack zu haben. Und letzteres ist dann ja wahrscheinlich sogar meistens das Problem.

Ich persönlich höre gerne laut Musik, wenn ich alleine unterwegs bin, mache allerdings keinerlei Anstalten, die Kunden damit zu belästigen. Im Normalfall ist das Radio aus, bzw. auf lautlos gestellt, wenn ich besetzt bin. Meist unterhält man sich ja doch, da nervt Musik nur. Und wenn jemand einen Wunsch hat, dann spiele ich da schon mit. Die Leute freut es meist ziemlich, wenn man ihren Wünschen nachkommt. Und ehrlich: Ein paar Minuten schlechte Musik hat man auch, wenn man selbst das Radio anschmeißt oder wenn im Lieblingsclub mal ein Lied läuft, dass man nicht haben will. Das ist doch eigentlich locker wegzustecken.

Und wenn die Kundschaft dann raus ist, dann landet wieder die CD im Player und man wäscht sich erstmal die Ohren…

Haltet ihr Fahrer das ähnlich oder habt ihr das Radio einfach immer an? Und wer hier gehört zu den verdammt wenigen Leuten, die sich im Taxi eigene Musik wünschen? Ich hatte bisher nur einmal Leute, die eine eigene CD dabei hatten (hier der lesenswerte Artikel dazu: Russen-Disco!) und einmal welche, die mich (leider!) vergebens nach einem Anschluss für ihren mp3-Player gefragt haben. Dann kommen noch vielleicht 100 Anfragen nach Radiosendern dazu. Der Rest war einfach zufrieden damit, sich mit mir zu unterhalten 😀

Ach ja, aktueller Opener meiner CD ist das hier: One Man Army and the Undead Quartet – Killing Machine

Das sollte ich sowieso nicht an Kundschaft jenseits der 50 ausprobieren 😉

Unangeschnallt im Taxi

Anschnallen im Taxi ist Pflicht. Da führt kein Weg dran vorbei. Zumindest, wenn man Fahrgast ist. Ich selbst als Taxifahrer darf unangeschnallt fahren, so lange ich Personen befördere. Ironischerweise wird das mit der Sicherheit begründet: Ich könne so leichter vor Taxiräubern fliehen. Ohne Kundschaft hingegen gelten für mich dieselben Regeln wie für alle anderen Autofahrer, zumindest bezüglich der Gurtpflicht.

Vermutlich wegen der Ausnahmeerlaubnis für den Fahrer piept mein Auto nicht wie blöde, wenn jemand unangeschnallt mitfährt. In der letzten Sitzreihe sind wahrscheinlich ohnehin nie Sensoren angebracht worden. Das stellt einen manchmal vor Probleme. Natürlich achte ich darauf, dass sich die Leute anschnallen, mache ihnen die Gurte zugänglich, helfe auch gerne, wenn es gewünscht wird. Aber auf der anderen Seite kletter ich natürlich nicht vor, während und nach einer Tour über alle Fahrgäste rüber, um zu überprüfen, ob sie der auch schriftlich und zweisprachig vorhandenen Aufforderung nachkommen.

Allzu sorglosen Umgang à la

„Ich schnall mich jetzt einfach mal nicht an!“

dulde ich nicht, aber wahrscheinlich haben es schon einige Leute geschafft, bei mir unangeschnallt mitzufahren. Das ist für mich ehrlich gesagt ein erschreckender Gedanke, denn natürlich bedeutet das in einem vollbesetzten Wagen eine zusätzliche Lebensgefahr für alle, inklusive mir. Mir geht das ganze Geschacher um die Gurtpflicht ohnehin auf den Zeiger, denn sobald man sich mal an Sicherheitsgurte gewöhnt hat, belästigen sie einen kein Bisschen, der Sicherheitsgewinn hingegen ist so immens, dass man sich zumindest von mir einfach Trottel nennen lassen muss, wenn man ohne besondere Gründe darauf verzichtet.

Allerdings ist es leider auch ein erschreckendes Zeugnis für die deutsche Bevölkerung, dass man das als Pflicht einführen musste. Und für die Bürokratie, dass es es eine so absurde Regelung geworden ist – siehe meinen Artikel zu Kindersitzen im Taxi

Im Grunde habe ich nichts gegen leichtsinnige Selbsttötungen, ich wäre als Unbeteiligter nur gerne außen vor.

Nun hatte ich am Wochenende allerdings zwei Leute an Bord, die sich nicht angeschnallt haben. Bewusst und mit meiner Erlaubnis. Legal war das zwar keinesfalls, allerdings hab ich sonst keine großen Möglichkeiten gesehen. Außer sie wegzuschicken. Das wiederum wollte ich nicht nur des miesen Geschäfts wegen nicht, sondern zudem, weil sie verdammt sympathisch waren.

Mich haben sie mitten aus der Schlange herausgepickt und ihre Wahl damit begründet, beim Kollegen nicht reinzupassen. Ich schielte kurz nach der E-Klasse und dann wieder nach den Fahrgästen. Zwei Männer, beide vielleicht 50 Jahre alt und von Ausmaßen, die mich vermuten ließen, sie äßen schmale Hansel wie mich oder die Wildecker Herzbuben zum Frühstück. Täglich. Beide waren locker zwei Meter lang und wenn ich meine eigene Masse mal als Rechengrundlage nehme, vermute ich Gewichte jenseits der 200 kg. Bei beiden. Dafür haben sie sich relativ elegant auf die beiden rechten Sitze des Zafiras fallen lassen, der auch umgehend ein paar Zentimeter Bodenfreiheit einbüßte.

Die beiden hatten auch keineswegs etwas dagegen, sich anzuschnallen, allerdings bestätigte sich die erste Vermutung meines neuen Beifahrers:

„Wahrscheinlich ist der Gurt aber eh zu kurz…“

Keiner der beiden hätte hinters Lenkrad des Wagens gepasst, obwohl selbst ich mit einigen Kilo Übergewicht noch locker 15 bis 20 cm Platz dahinter habe. Wegen der mangelnden Gurte leicht besorgt, allerdings beruhigt ob dem Gedanken, dass man auch mit diesem Gewicht wenigstens 50 werden kann, hab ich die beiden dann in ihr Hotel gebracht. Dabei sind die beiden durchgehend durch amüsante Unterhaltung und eine überragende Ortskenntnis aufgefallen. Auch wenn das Trinkgeld nur mäßig war, hätte ich im Nachhinein ungerne auf die Tour verzichtet. Und was für eine Alternative hatten sie schon bei ausfallenden S-Bahnen?

PS:
Auch wenn wahrscheinlich so ziemlich jeder Übergewichtige im Laufe der Jahre deutlich mehr abkann, als die meisten Leute sich erträumen könnten, würde ich doch darum bitten, dass die Kommentare hier nicht für blödes Dicken-Bashing genutzt werden. Denn die wenigen niveauvollen Witze über Übergewicht kennen wir schon alle, wir machen sie nämlich selbst… 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Silvesterunglücke

Das erste, was mir zum Thema Unglücke an Silvester einfällt, ist mal das Design von GNIT. Das hat sich in der vergangenen Nacht auf kuriose Weise verselbständigt und verweigert sich beharrlich einer Operation. Obwohl meine bessere Hälfte und ich versiert genug sind, um uns über die Leute schlappzulachen, die behaupten, sie hätten „nichts gemacht“, bevor der Fehler auftrat, stehen wir nun vor einem Rätsel. Denn wir haben das buchstäbliche Nichts gemacht. Es sei denn, es ist ein Feature von WordPress, dass das Kommentieren unter den Beiträgen das Design verändert. Wie dem auch sei: Wir arbeiten daran!

Das letztlich viel schmerzhaftere Unglück betrifft meine gute alte 1925, mit der ich die Silvesterschicht absolviert habe. Dass die Bremsen gequietscht haben, hab ich gestern bereits geschrieben, der davon allerdings völlig unabhängige Schichtverlauf war jedoch nicht zu erahnen. Zunächst bin ich recht spät (1:30 Uhr) aus dem Haus gekommen – unter anderem wegen GNIT, da mich das Design-Problem beschäftigte.

Dann verlief Silvester wie zu erwarten göttlich. Ein bunter Reigen verschiedenster Leute hat mein Taxi geentert, wobei ich bisweilen überrascht war, dennoch mal 2 oder 3 Leerkilometer zu verbuchen. Egal, dafür waren die Fahrten insbesondere Anfangs eher kurz, sodass ich mich bezüglich des Umsatzes nicht beschweren will. Den ersten Hunni hatte ich nach fast punktgenau 2 Stunden eingefahren – arg viel besser geht es nicht. Die nächsten anderthalb Stunden brachten ebenfalls 75 € ein, so hätte es meinetwegen munter weitergehen können. Während der letzten, mit 32 € auch sehr langen, Tour meldete sich aber die Batteriewarnlampe.

Äh!? Watt bitte?

Die Frage nach der Sinnigkeit der Lampe wurde umgehend beantwortet, nachdem der Kunde das Auto verlassen hatte. Gutes Timing an und für sich…

Die Servolenkung fiel aus.

An dieser Stelle, soll sich jeder Leser überlegen, was er zu dieser Situation gesagt hätte, denn ich führe hier ja einen Blog, der angenehm zu lesen… SCHEIßDRECK! VERFICKTER BOCKMIST, ELENDER!

Sorry, aber das tut selbst geschrieben noch sehr gut 🙂

Grundsätzlich kann ich ein Auto auch ohne Servolenkung fahren, aber mir war klar, dass ich keinen Abenteuerurlaub anzubieten habe, und so hab ich schweren Herzens die Fackel ausgemacht, um gen Heimat zu gurken. Unterwegs jammerte mein Kistchen zunächst, dass mit dem ABS etwas nicht stimmt, woraufhin ich erfreut feststellte, dass zumindest der Bremskraftverstärker wohl noch tut.
Irgendwann ging dann das Radio nicht mehr und kurz vor Marzahn ereilte mich dann der absoltute Super-GAU: Das Licht ging aus. Dass das Taxameter sich auch verabschiedete, spielte zu diesem Zeitpunkt ja glücklicherweise keine Rolle mehr… 🙁

So langsam geriet ich dann doch ein wenig in Panik, denn wo zur Hölle sollte ich in einer Nebenstraße von Friedrichsfelde auch noch ein Taxi auftreiben, um überhaupt heimzukommen?

Das Glück ereilte mich in Form eines Kollegen, der mein nur noch gelegentlich blinkendes Gefährt skeptisch beäugte und meiner Bitte, mich kurz noch heim zu eskortieren auch in dieser elend geilen Silvesterschicht selbstredend und mit kollegialer Freundlichkeit entsprach. Als ich dann hinter im hergetuckert bin und gehofft habe, dass keine Cops unseren Weg kreuzen, war mein Auto dann schon komplett dunkel und ich hab mich an seine Rücklichter geklebt. Ewig lang erscheinende 5 Minuten später hab ich bei mir vor der Türe einen Parkplatz gefunden, in den ich mein Auto mit letzter Not reinwuchten konnte.

Der Kollege bemitleidete mich noch ein wenig und weigerte sich kategorisch, den Zwanni von mir für die Fahrt anzunehmen, wenngleich mir seine Freundlichkeit auch locker das Doppelte wert gewesen wäre. Ich wäre irre geworden, wenn ich in dieser Nacht Winker zu Gunsten eines nicht zahlenden Typen hätte stehen lassen müssen, ganz ehrlich!

Aber im Gegensatz zu mir hatte er schon über 400 € zusammen und spätestens seit heute verbinde ich mit russischem Akzent wahrscheinlich eine Liebenswürdigkeit, die die Sprache selbst nicht hergibt. Es gibt diese Kollegen also doch noch! 🙂

Wenn das ein Omen fürs neue Jahr ist, dann wird 2012 wohl scheiße, aber kollegial. Ich bin mal gespannt. Und es tut auch eher psychisch weh als finanziell. Die 50 bis 100 €, die ich verloren habe, wären zwar ein guter Grundstock fürs neue Handy geworden, aber ein Weltuntergang ist es eigentlich nicht. Jetzt ist nur die Frage, was meine Chefs dazu sagen. So langsam ist das Autochen ja auch in einem Alter, in dem jede Panne die letzte sein könnte…