Ich kann nach wie vor nicht leugnen, dass ich mit meiner Kundschaft im Wesentlichen zufrieden bin. Nicht dass ich allen Fahrgästen gerne mal im Swingerclub unerwartet begegnen wollen würde, aber das lässt sich ja meist auch über die eigene Nachbarschaft sagen, mit der man dann dennoch seit drei Jahrzehnten zumindest stressfrei Tür an Tür wohnt.
Aber es gibt halt auch die anderen.
Zwei davon habe ich mir vor meiner Haustüre eingefangen. Natürlich hätte ich sie ablehnen können, weil sie völlig besoffen waren. Oder zumindest weil sie ihre Getränke mitnehmen wollten. Nicht getan hab ich das, weil ich zum einen recht stolz drauf bin, als Taxifahrer kein Rosinenpicken zu betreiben und zum anderen, weil sie erst einmal relativ nett waren. Aber ja, es waren Arschlöcher.
Taxibezogen waren sie halbwegs witzig, weil sie sich uneins waren, ob sie nun einen Umweg über eine Bank fahren wollen und das am Ende tatsächlich dazu führte, dass die Tour für das Einsparen der Bankgebühr von fünf Euro um mindestens sechs Euro verlängert wurde. Aber so clever sind sie halt, die Nazis von nebenan.
Arg szenetypisch haben sie sich nicht einmal geäußert während der Fahrt, mir ist eher aufgefallen, wie sie sich wegen der Fahrtstrecke ständig mit niveauvollen Ich-fick-deine-Mutter-weil-du-so-dumm-bist-Sprüchen im gegenseitigen Blödsein bestätigt haben. Aber dann kam halt irgendwann der Punkt, an dem der für den Umweg verantwortliche Chefidiot mich gefragt hat, ob ich nicht auch „Rock’n’Roll“ hören würde und mir anschließend zwei fast schon peinlich bekannte Nazibands benannt hat, die er gut findet. Um mir anschließend auf dem Handy einen „total geilen Song“ eines mir unbekannten Interpreten vorzuspielen, der mit einem für Grundschulkinder zu simplen Humor davon schwärmt, jetzt erst recht Dieselautos zu fahren – wobei ich ungelogen froh sein konnte, dass mir der Typ nicht vor Lachen den Beifahrersitz vollgepinkelt hat.
Aber ja, so sehen sie aus, die AfD-Wähler von gegenüber. Die mir nicht einmal Raum für eine Anmerkung lassen und mir am Ende einen Fünfer Trinkgeld geben, weil ich „auch Marzahn! Geilo!“ bin, weil in ihrer Welt Herkunft und/oder Wohnort und Meinung eines sind.
(Was mich im Übrigen offenbar auch besser macht als Steffi – die Hure! – die „eh Schalke-Fan is“)
Ich hasse den Dunning-Kruger-Effekt dafür, dass solche Menschen glücklich sein können. Ehrlich und aufrichtig. Und ja, ich bereue es sogar, ihnen nicht die Fresse poliert zu haben für den rassistischen Dreck, den sie dann beim Ausstieg unbedingt noch loswerden mussten. Ebenso aufrichtig. Aber in der Hellersdorfer Prärie alleine zwei Nazi-Hools aufmischen ist leider was, was ich an die ortsansässige Antifa outsourcen muss, während ich arbeite.
PS: Liebe Antifas in MaHe, wir können uns gerne über eine Zusammenarbeit verständigen, meine Nummer ist bekannt!