Aller guten Dinge sind drei!

Natürlich wiederholen sich endlos viele Sachen auch beim Taxifahren, obwohl es sicher ein vergleichsweise abwechslungsreicher Job ist. Die langjährigen Leser merken das ja auch an meinem Blog. Dass ich heute Nacht allerdings schon wieder bei einem Burger-King am Drive-in-Schalter stand, war allerdings schon seltsam. Denn vor nicht einmal einem Monat war es erst dieser Jüngling, der aus einem BK-Besuch „So eine schöne Sache“ gemacht hat; und kurz darauf fiel ein schneller Stopp beim selben Fastfood-Restaurant bei der Fahrt in die Waldsiedlung an. Und nun ein junges Pärchen bei einer Tour vom Ostbahnhof über den Boxhagener Kiez nach Tempelhof geführt hat und mit allen Wartezeiten einmal mehr die 30€-Marke geknackt hat.

Und das ist in letzter Zeit mehr als nur dreimal passiert: Dass der Abend furchtbar verlief und am Ende eine oder zwei Touren weit über dem Durchschnitt alles wieder gerade gerückt haben. In diesem Fall zählte zu meinem Glück noch ein fantastisch gelaunter Bostoner, der von Tempelhof nach Mitte wollte und mit dem ich mich unter anderem über das Englisch von Günther Oettinger amüsiert habe. Das in Kombination mit mehr als 50 € Umsatz in einer Stunde ist schwer zu schlagen! 😀

Die Frage, die Taxifahrer am wenigsten hören wollen

„Sagen Sie, hätten wir da hinten nicht links ab gemusst?“

Argh!

Sich als Taxifahrer verfahren ist immer peinlich. Andererseits ärgert man sich – wenn auch oft zu Unrecht – dass diese Frage nicht ein paar Meter früher in der Form „Fahren Sie dann da vorne links?“ gekommen ist.

Bei meinem Fahrgast war das glücklicherweise einmal mehr anders:

„Äh, nein. Ich muss da vorne rechts, und dann sind wir quasi schon da.“

„Schon? Oh! Wir kommen von DER Seite! Jetzt seh‘ ich es auch!“

Waren am Ende übrigens zwei Euro weniger, als die Route, die er im Kopf hatte, gebracht hätte. Aber gut, auch der andere Fall wird mal wieder eintreten, das ist schon klar …

Die schnellen Stunden am Ostbahnhof

Ich hab mich an den Bahnhof gestellt. Letzte Rücke, eine lange Taxischlange also. Eine Zigarette, einmal den Radiosender wechseln, und schon bekam ich mit, dass eine Kundin beim Fahrer zwei Autos vor mir an der Rücke ihren Koffer wieder auslud und nach hinten lief. Neben mir stoppte sie unsicher und ich fragte sie, was denn das Problem mit dem Kollegen gewesen sei, der nun eben gen zweiter Nachrücke vorzog.

Ja, der wollte sie nicht mitnehmen, weil sie nur zur Pücklerstraße müsste.

Diese Arschlöcher, orrr!

Die Kundin nahm’s eher gelassen:

„Naja, er sagte, er warte schon seit über einer Stunde, da verstehe ich das ja …“

Vorweg mal ganz im Ernst: Kurze Touren ablehnen ist einfach scheiße! Und wenn man das nur mit Lügen rechtfertigen kann, dann ist man so ein erbärmlicher Wichser, dass mir dafür viele Beschimpfungen einfallen, wobei ich aber bei keiner das Wort „Taxifahrer“ mit verunglimpfen würde.

Etwas ironisch würde ich aber anmerken:

Respekt, Kollege! Dein Optimismus ist vollkommen deckungsgleich mit deiner Arschlochhaftigkeit: Unübertreffbar! Wenn Du auf Position 14 ungefähr schon über eine Stunde gestanden hast (wo 30 Minuten vorher auch nur die Plätze 1 bis 15 belegt waren, ich war vor Ort), dann hast Du dich in über 60 Minuten höchstens einen Platz in der Schlange bewegt und hast dennoch erwartet, in absehbarer Zeit eine Tour zu bekommen, die dich für diese Wartezeit mehr entschädigt als diese 8€-Tour. Sicher, so eine 120€-Fahrt kann man durchaus als schichtrettend bezeichnen, nur würde ich keine 14 Stunden darauf warten, weil meine Schicht da schon lange vorüber ist. War sie auch an diesem Abend, und das sogar mit mehr als 120 €, trotz der einen kurzen Fahrt. Aber gut, unsere Stunden scheinen ja ohnehin in verschiedenen Universen zu vergehen, selbst am Ostbahnhof.

😉

Journalisten braucht bald keiner mehr!

Ein (nur so mittel) lesenswerter Text von rp-online hat mich eben dazu gebracht, ihn zu kommentieren. Was dann leider nicht ging, weil die Zugangshürden, um bei einer Regionalzeitung zu kommentieren dann leider doch meine persönliche Toleranzgrenze überschritten haben.

Der Autor hat die letzten (ganz ganz sicher ganz genau) sieben Mal erfolglos am Ende einer Taxifahrt versucht, mit Karte zu zahlen. Und das ging nicht, bzw. die Kollegen haben sich mit Ausreden versucht, davor zu drücken. Ich weiß, dass sowas passiert und ich finde es nicht schön. Das allerdings als irgendwie einziges Argument zu nehmen, einen Abgesang auf Taxifahrer anzustimmen, weil „Ein Navigationsgerät kann heute jeder programmieren“? Nun ja.

Nun also etwas ausgelagert hier mein Kommentar:

Natürlich wird es andere Dienstleister geben, wird das autonome Auto kommen, machen wir uns nix vor. Und natürlich sind unter den ca. 0,2 Millionen Taxi- und Mietwagenfahrern in Deutschland wie überall bei Gruppen mit mehr als fünf Mitgliedern Idioten, Arschlöcher, Abzocker und sonstwie ungeeignete Leute dabei.
Die will keiner. Weder die Kunden, noch die ehrlichen Arbeiter unter den Chauffeuren.
Ich als Taxifahrer erinnere mich anderseits ebenso wie der Autor an die letzten Handwerker, die letzten Bankmitarbeiter und ja, auch an den letzten Journalisten.
Oder war es doch der vorletzte oder der 2009?
Schön und gut. Auch mein Kartenleser war derletzt mal defekt, auch ich nutze mal ein Navi. In Berlin, einer 891-km²-Stadt mit einer fünfstelligen Straßenanzahl. Wobei es übrigens gerade die [im Text erwähnte] Bahnhofstraße zigfach gibt. Ja, rege ich mich jetzt dann auch über den Maler auf, der eine Wasserwaage nutzt? Müsste ich wohl.
Es schreit sich leicht, dass „die“, wer immer das dann ist, alle völlig scheiße sind. Mit etwas Recherche (das Navi des Journalisten?) wäre dann immerhin bekannt, dass alle (!) Gewerbevertretungen zumindest hier in Berlin die Politik seit Jahren anbetteln, uns besser zu kontrollieren. Das würde sich sogar rechnen (Schwarzarbeit etc.), aber: Nee, zu teuer!
Und dann muss ich als ehrlicher Fahrer mir anhören, dass menschenverachtende Drecksbuden wie Uber besser sind, nur weil irgendein Kollege aus einer anderen Stadt und einem anderen Betrieb mit einer anderen Geschichte als ich mal wieder irgendwelchen Bockmist gebaut hat. Das ist, als würde ich alle Journalisten an bild-online oder noch schlimmerem messen. Kann man machen, aber da ich inzwischen nicht mehr 12 bin, würde man mir das wohl zu Recht übel nehmen.
Wie eingangs erwähnt: Ja, die Autos werden bald selbst fahren können und Taxis werden nicht mehr nur die neunte, sondern vielleicht elfte Alternative zum Laufen sein. Kann ich mit leben, so ist das eben. Wofür ich derzeit bezahlt werde, ist im Übrigen, Kunden zu befördern, die ins Navi gerne mal „Brinssma Schaargse unnana an verfiggn Spädi!“ flöten würden.
Ebenso wie ich meinen Kollegen hier und da gerne mal empfehle, sich die Taxiordnung nochmal zu Gemüte zu führen, würde ich Journalisten nahelegen, nach dem ersten Unmut vielleicht zunächst zu googeln, bevor der Text online geht.

Ich schreibe das hier übrigens gerade ins Internet. Umsonst. Weil ich zum Thema Taxi mal voll das verschärfte Insiderwissen habe. Und eine Tastatur bedienen kann heutzutage doch jeder. Natürlich hab ich keine Ausbildung und eine nur umzureichendr Rechtschreikontrole. Aber, nun ja, das ist halt die Digitalisierung. Da nehme ich von Lesern auch gerne mal eine Bezahlung in bar an. 😉

PS: Werter mir als oberflächlichem Leser anonym bleibender Journalist mit dem geschleckten Profilbild: Das hier soll kein Billig-Rant auf Kosten deiner Mudder sein. Melde Dich, lass uns ohne laufendes Taxameter über das Thema reden! Ich erkläre Dir das Taxigeschäft in Berlin, Du mir was über Journalismus. Mit etwas Glück lernen wir beide was!

Mit Ansage!

Der Typ war dermaßen verstrahlt, rückblickend wunderte ich mich nicht einmal mehr, dass er mich mitten auf einer Kreuzung zweier Hauptstraßen herangewunken hatte. Wobei ich fairerweise anerkennen muss, dass er von dort aus kürzestmöglichen Zugriff auf 10 Richtungsfahrbahnen für Autos, sowie vier von Straßenbahnen Zugriff hatte. Wahrscheinlich ein Statistiker.

Naja, er bat sich jedenfalls eine Kurzstrecke aus und war unnötig angetan davon, dass ich Schaltwagen fuhr. Nachdem die Richtung klar war, fragte ich nach dem Ausstiegspunkt und er nannte einen großen und bekannten Platz, ließ aber fallen, dass ich, also eigentlich, so von der Sache her, ich könnte auch noch ein wenig weiter. Er hat das dann auch eloquent mit der Tatsache begründet, dass dort eh noch ein paar hundert Meter das Wenden nicht erlaubt sei und ich mich schlecht damit rausreden könne, dass ich wo anders hinwolle. Da musste ich einschreiten:

„Haste Recht. Aber auch hier in der weiten Prärie deines Heimatstadtteils stehen manchmal Winker, die ich nicht einsacken könnte, wenn Du noch drinsitzt.“

Am Ende isser brav ausgestiegen, es war nur ein Versuch, passt schon.

Und dann hatte ich 300 Meter weiter Winker. ICH HAB’S JA GESAGT! 😀

Nur ein Zehner!

Ich machte den typischen doofen Taxifahrer-Move: Da vor mir ein Kollege mit angeschalteter Fackel langtuckerte und ich auf absehbare Zeit keine Winker würde bekommen können, bin ich abgebogen. Nur um mich noch an der Ampel zu fragen, wo zur Hölle ich in diese Richtung eigentlich hinfahren solle. Aber das Glück ist mit den Dummen, nach 100 Metern hatte ich Kundschaft.

„Würdste uns in die Vorname-Nachname-Straße bringen?“

„Na sicher, ich überlege gerade, die sagt mir was …“

„Sind 5 Kilometer, is‘ nur da vorne und dann rechts. Machste hier die Fünf-Kilometer-Dings, ne?“

„Ich mache Kurzstrecke. Das sind fünf Euro, nicht fünf Kilometer, aber ich erinnere mich, das wird schon reichen.“

„Ich sag aber gleich, ich hab nur zehn dabei. Dann musst mir rausschmeissen.“

„Das sehen wir ja dann. Erst einmal reicht die Kurzstrecke.“

„Aber ehrlich: Mehr als zehne ist nicht!“

„Wir sind doch immer noch bei fünf Euro und die Kurzstrecke ist erst zur Hälfte …“

„Ich sag’s nur, nicht dass wir dann – is‘ auch da vorne noch einmal ums Eck.“

„Dann reicht das locker.“

„Aber nicht über zehn. Halt vor der Wendestelle, das sind 20 Cent!“

„Es sind immer noch fünf Euro. Und das Taxameter piept ja nun erst einmal, wenn die vorbei sind.“

„Ach, echt?“

So viel Angst ums Geld hatte ich bei einer Kurzstrecke schon lange nicht mehr. 0.0

Positiv hervorzuheben sei abschließend, dass die Kundin und ihr unterhaltsamer Partner die einzigen waren, die in den letzten drei Tagen bei einer Kurzstrecke noch Trinkgeld gegeben haben, ich werde sie also in sehr guter Erinnerung behalten.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Sash, 34, Schocker

Die Kunden waren ein nettes Ehepaar, sicher zwei Jahrzehnte länger auf diesem Planeten als ich. Wir hatten eine nette und unterhaltsame Fahrt, auch wenn ich von ihrem Hotel weit draußen in Mahlsdorf noch nichts gehört hatte und die Straße mal kurz nebenbei auf der Karte gesucht hab. Sie waren routinierte Berlinbesucher, planten bereits das Wochenende durch, alles ok. Und dann, auf meine Nachfrage, ob der Abend trotz Zugverspätung ok sei, das:

„Naja, wir waren ja schon länger am Bahnhof, wir haben noch was gegessen. Und dann der Schock, dass wir Sie als Taxifahrer haben.“

0.o

„Ich hoffe, das war kein sonderlich großer Schock …“

„Naja. Wir werden sehen.“

Nichts gegen ironische Gespräche. Aber das war creepy.