Der Kunde kam am Ostbahnhof schwer beschäftigt mit einem Handytelefonat an. Mir ging es derweil spitze, ich hatte überraschend schnell Umsatz gemacht in der Schicht und mir fehlten nur noch knapp 50 €, um ins Wochenende zu starten. Wo immer er auch hinwill: Er würde einen signifikanten Anteil an der Sache haben, also nehmen wir den noch mit!
Statt zu mir quatschte er ins Handy, aber nach kurzer Zeit vermutete ich schon, er würde es an mich weiterreichen, da er kaum deutsch sprach. Ich vernahm ein „S’Banoesfelde“ und fragte einfach mal proaktiv nach:
„S-Bahnhof Ahrensfelde?“
„Ja.“
BÄM! Knappe 30.
Mit Trinkgeld sogar sehr genau; und das, obwohl er nach drei Vierteln des Wegs plötzlich anfing, mir eine Straße dort in der Nähe zu buchstabieren. Ich war anfangs etwas ernüchtert, denn es ist schade, sich mit Fahrgästen nur der Sprache wegen nicht unterhalten zu können, aber frei nach Aussehen, Zieladresse und geschichtlicher Entwicklung schlußfolgerte ich, dass es wohl ein Vietnamese war und ich da echt nix machen konnte. Aber was soll’s? Gute Tour, und Schweigen ist ja nicht das Schlimmste. Mein Fahrgast beschäftigte sich mit seinem Telefon. So lange ihm nicht langweilig sein sollte, ist es ja egal. Ich hab ja den Straßenverkehr, um mich zu konzentrieren.
Am Ziel ein Paar (für Taxifahrer) wunderbare Wortfetzen zwischen uns:
„Kanndu fun Minud waade?“
Ey, so schlecht war sein Deutsch ja gar nicht!
„Sicher.“
„Un dann su-uk?“
„Zurück?“
„Ja.“
„Ja. Aber lassen Sie mir bitte etwas da! Geld oder etwas anderes.“
„Sahle dreißig. Waade? Fun Minud?“
„OK. Kein Problem. Die Uhr stoppen und eine neue Fahrt oder weiterlaufen lassen?“
„Mache stop! Stop ok?“
„Ist ok.“
Sicher: Eine ausführliche Tarifaufklärung sieht anders aus. Und stoppen müssen hätte ich das Taxameter gleich dreimal nicht. Nur wäre das alles vergleichsweise schwierig zu klären gewesen. Kommunikation kann auch über enorme Sprachbarrieren hinweg sehr einfach sein, aber wenn es an Wenn-Dann-Konstruktionen und andere Kausalitäten geht, wird es schnell schwierig. Und ich sehe das als einen unklaren Fall. Ja, natürlich hat er mich gebeten zu warten und so gesehen auch die Wartezeit zu bezahlen. Andererseits ist so eine lange Tour ja auch deutlich teurer, wenn man sie neu startet: 3,90 € Startpreis + 7 x die 0,50 € extra bei den Kilometern fallen da alleine als Mehrpreis an. Dafür kann man einige Minuten warten!
Und auch die Vorteile waren eigentlich fair verteilt: Ich hätte wohl, wäre ich abgehauen, bis weit in die Stadt zurückfahren müssen, um neue Kundschaft zu kriegen; er hätte vermutlich einige Zeit gebraucht, ein Taxi zu bekommen.
In Anbetracht der Sprachbarriere war es wohl ok, dass ich einfach gewartet habe und er für den Rückweg den ziemlich genau selben Preis wie für die Hinfahrt erwarten konnte. Mir hätten 5 Minuten mehr Wartezeit nicht wehgetan, und meinem sehr pünktlichen Fahrgast ging es mit den vielleicht 2 € Mehrkosten bei unserem Arrangement ähnlich. Immerhin hat er beide Fahrten auf 30 aufgerundet.
Und so hab ich wider Erwarten schon mit „einer“ Tour mein Soll erreicht gehabt. Aber da ich eh wieder am Ostbahnhof war und das einem Kollegen unter die Nase reiben musste, ging es danach sogar noch weiter. 😉