Gute Nacht, Walter!

Mit etwas Übertreibung hätte es man ja fast schon einen Unfall nennen können, wie mir der Typ gegen’s Auto gelaufen ist. Ich war vorsichtig am Wenden in einer engen Straße, als er sich gegen die Karosserie der 72 klatschen ließ, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Gewagtes Vorgehen! Aber im Grunde freute ich mich über eine weitere Tour. Der nur noch teilweise zurechnungsfähige junge Mann war in Begleitung seiner Frau und – ein bisschen überraschender – seiner Eltern.

Die angeheiterte Stimmung mündete in so manche kuriosen Dialog, z.B. als der Hauptdarsteller dieser Seifenoper  seinem Vater auf dessen Einwand hin, dass sie nun ja doch ein bisschen viel getrunken hätten, eloquent antwortete:

„Das isses doch aber, worum’s im Leben überhaupt geht. Scheiße bauen. So richtig Scheiße bauen, dass Du dann am nächsten Morgen aufwachst und sagst: Scheiße, hab ich eine Scheiße gebaut. Das isses!“

Nun ja, jeder braucht Ziele.

Ein wenig Zeit der ansonsten durchschnittlichen Tour ging für die Frage drauf, ob sie die letzte Runde im Restaurant überhaupt bezahlt hätten und wie provinziell Berlin gegenüber einiger internationaler Städte so sei. Der junge Mann, die Buddel Astra weiterhin in der Hand haltend, bekundete Interesse an New York und Los Angeles und verkündete, dass er sich dort zu wohnen sehr gut vorstellen könne. Es entspann sich eine etwas wirre Form eines Disputes darüber, ob Deutsche oder Amerikaner oberflächlicher seien. Daraufhin driftete die Debatte ab und unser Held führte „Breaking Bad“ ins Feld, um die Fernsehkultur der Amis zu loben. Was schwer fruchten konnte, da seine Eltern die Serie nicht kannten.

„Is‘ das so’n bisschen so wie Denver-Clan?“

Unterdrückte Lachtränen bei mir, Zwischenstopp, Ausstieg der Eltern.

Auf dem verbleibenden Kilometer zum letztendlichen Ziel meinte mein Fang dann, ich hätte ihn ja argumentativ ruhig ein bisschen mehr unterstützen können. Wie sehr denn noch? Ich hatte im Beisein seiner Eltern schon bestätigt, dass ich die Serie kennen würde und sie hervorragend finde. Obwohl ich es eigentlich dabei belassen habe, war ich fortan wohl sowas wie Bruder im Geiste. Während die Frau das Zahlen übernahm, prostete er mir angedeutet zu und meinte:

„Gute Nacht, im Namen Walter Whites!“

Kannste Dir nicht ausdenken, sowas. 🙂

9 Kommentare bis “Gute Nacht, Walter!”

  1. TM sagt:

    Herzlichen Dank fürs Weihnachtsgeschenk!
    Da freue ich mich schon drauf.

    Dann wird mal wieder fleißig über deinen Amazon Link (den man übrigens hier finden kann: http://gestern-nacht-im-taxi.de/wordpress/unterstutzen/ – *Zaunpfahl wieder einpack*) bestellt. Als Dank für die gute Unterhaltung hier und fürs Buch.

  2. nadar sagt:

    Zur Geschichte: Mit Fernseh* und Serien* kann ich nicht dinen *shrug*

    Zum Buchlink: Vielen Dank! Ich hab zwar zwei Kisten ungelesener Bücher rumstehen, aber deins kommt möglichst bald dran, damit du eine Rezension mehr bekommst.

  3. Sam sagt:

    Habe das Buch vorhin zwischen zwei Familienessen entdeckt und es eben fix gelesen.
    Wer noch viele ungelesene Bücher hat: schiebt das ruhig vor, liest sich sehr flüssig.

  4. hrururur sagt:

    Ich muss mal eben folkloristisch klugscheißen… Astraflaschen heißen Knollen, weil sie so knubbelig sind wie Kartoffelknollen. Buddel sagt man eher bei Beck’s und das ist ja von den Fischkoppbremern und nur in Ordnung, weil Hamburger alles können außer Bierbrauen. Und alles kennen außer Fernweh.

    Und weil du im anderen Post nicht geantwortet hast… Willst du weltweite Taxifotos sammeln? Ich könnte gerade welche in Sydney in Australien machen

  5. Sash sagt:

    @hrhrurur:
    Dann danke ich doch mal für die Aufklärung. 🙂
    Was die Taxifotos angeht: Sorry, das ist wohl untergegangen. Eigentlich hatte ich schon vor, darauf zu antworten. Nein, ich gedenke eine solche Rubrik nicht einzufügen. Es gibt sicher immer mal wieder tolle Sachen dort zu posten, aber ich persönlich finde die meisten dieser Bilderserien nach wenigen Beiträgen ziemlich öde. Und ich glaube, das liegt auch daran, dass es einen am Anfang als Blogger sehr fesselt, es irgendwann aber einfach zu einer recht willkommenen Form wird, schnell mal Content zu generieren, wenn man gerade sonst nix hat. Und das geht aus meiner Sicht immer wieder schief.
    Und ausgerechnet Taxen gab es ja beim Taxiblogger bereits und ich will das wirklich nicht einfach abkupfern. Zu guter Letzt ist das Abkupfern auch in anderer Hinsicht ein Problem: Es werden irgendwann mal Bilder mit falscher oder nicht mehr nachvollziehbarer Quellenlage eintrudeln und das kann bekanntlich auch alles hässlich enden …

  6. Micha sagt:

    Also eins haben der Denver-Clan und BB gemeinsam: diese nervig-langen Familiendialoge.

  7. hrururur sagt:

    @Sash: okay, dann spar ich mir den Platz auf der Speicherkarte. Schön sind die nämlich nicht 😛 aber wenn ich nicht gefragt hätte, hättest du garantiert welche haben wollen…

  8. Sash sagt:

    @hrhrurur:
    Natürlich. So ist es ja immer. 🙂

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