Drei auf einen Streich (3)

Wie gesagt: die Zeit reichte eigentlich dicke, aber zu guter Letzt bin ich doch recht flott durch den nahezu ausgestorbenen Boxhagener Kiez gerauscht. Am Ende lief es so, dass ich den Wagen abstellte (parken wäre in Anbetracht der zahlreichen StVO-Verstöße beim Wenden und Platzieren ein wenig euphemistisch), ausstieg und dann schon sah, wie mein Fahrgast sich um die Hausecke schob. Wie bereits versprochen war er nicht mehr lotterlich und ungeduscht unterwegs, sondern in seine Vereinsklamotten geschmissen, etliche Trikots und Schals über- und vor allem durcheinander.

Er freute sich, dass es so gut geklappt hat (was ich nur erwidern konnte) und fing an zu erzählen, wie er im Auftrag des Fußballs durch die Weltgeschichte reiste. Für welchen Verein hab ich nicht geblickt, er hatte da wohl ohnehin mehrere, dieses Mal ging es wohl zu irgendeinem Dritt- oder Kreisliga-Match in Hessen, mir war bis dato unbekannt, dass um diese Jahreszeit überhaupt irgendwo gespielt wird. Ebenso hätte mich interessiert, wie man sich sowas eigentlich finanziert, denn für eine reguläre Rente schien der Mann zu jung. Und es war wohl wirklich so, dass er nur eine mickrige Erwerbsunfähigkeits-Entschädigung bekam, sich aber durchs Leben schlawinerte, indem er in großem Stil illegal Kippen für die ganze Verwandt- und Bekanntschaft aus den östlichen Nachbarländern einschmuggelt – dank kostenloser Fahrmöglichkeit mit der Bahn mit brauchbarer Gewinnspanne. Kein Wunder, dass er mir seine genaue Adresse nicht genannt hatte 😉
Über die moralische Verwerflichkeit kann man sich sicher vortrefflich streiten, bei mir blieb zugegeben ein wohliges Gefühl bei dem Wissen, dass dieser Typ irgendwie über die Runden kommt und nicht zuhause versauert, nur weil er nicht mehr der Fitteste ist.

Am Ende stoppten wir vor einem Haufen gleichgesinnter Mitstreiter, die ebenso auf den noch nicht eingetroffenen Bus warteten. Der Kerl hatte damit noch rund 8 Stunden Fahrt vor sich, ich etwa das selbe hinter mir. Und mir persönlich hat es gereicht. Ganz ohne Fußball, darauffolgendes Besäufnis usw. usf.

Ja, ich hab danach Feierabend gemacht. Glücklich wäre nicht das Wort der Wahl, dazu drückten die Finanzen die Laune zu sehr. Irgendwie zufrieden war ich dann aber eben doch. Immerhin.

9 Kommentare bis “Drei auf einen Streich (3)”

  1. Busfahrer sagt:

    Oje Sash, da bleibt echt zu hoffen, dass das mit den Touren und Verdiensten besser wird. Ich will dich nicht ärgern, aber bei mir lief die 1. Nachtschicht am Samstag eigentlich recht gut – Umgerechnet kam ich auf einen Std-Lohn von 8,43 Euro und ich hatte 16 Touren – darüber werde ich die nächsten Tage berichten, es gab viel bloggenswertes.

  2. dingens sagt:

    Wenn man bedenkt, dass wir über suchterregende Stoffe und starke Nervengifte reden, ist Steuer- und Zollhinterziehung beim Handel mit Zigaretten nun wirklich noch das kleinste Vergehen,

  3. leserin sagt:

    nichtraucher oder ehemaliger raucher, dingens? ;D

  4. Max sagt:

    Wieso kostenloses Bahnfahren? Darf man das etwa als Frührentner? Wäre mir neu…?

  5. Sash sagt:

    @Busfahrer:
    Das wird wieder besser. Aller Voraussicht nach morgen! 🙂

    @dingens:
    Hmm, im Gegensatz zu der Zollgeschichte ist der Rest aber recht legal 😉

    @Max:
    Schwerbehindertenausweis wahrscheinlich …

  6. Max sagt:

    Ach tatsächlich, mit nem Schwerbehindertenausweis darf man das oO War mir bislang nicht klar. Gut zu wissen…

  7. morgendliche Leserin sagt:

    @Schwerbehindertenausweis Wenn ich das recht im Kopf habe, ist für den Nachteilsausgleich der entgeltlosen Beförderung ein G (gehbehindert) oder aG (außergewöhntlich Gehbehinderung).

  8. Marko sagt:

    Für 60 Euro im Jahr kann bundesweit der Nahverkehr und Verkehrsverbünde genutzt werden, wenn entweder das Kenzeichen für gehbehindert, außergewöhnlich gehbehindert, blind oder hilflos im Ausweis steht. Sonst nicht. Reicht z. B. für eine Fahrt bis Frankfurt/ Oder und dann mit der Straßenbahn bis zur Brücke und rüber zu Fuß nach Slubice. Aber ob sich der ganze Aufwand lohnt? Maximal dürfen 800 Zigartten mit über die Grenze genommen werden und das ganze auch nur für den eigenen Bedarf oder zum Verschenken, jedoch nicht zum Verkaufen…

    Schachtel mit 20 Stück Markenzigaretten mit polnischer Steuerbanderole kostet umgerechnet ca. 2,80 – 3,20 Euro je nach Geschäft. Ob sich der ganze Aufwand lohnt jeden Tag einmal nach Polen zu fahren?

  9. Rosa sagt:

    Wenn man sonst nichts zu tun und auch keine Geld hat, dann ist jeden Tag im Zug sitzen um Zigaretten kaufen zu fahren, doch eine schöne Beschäftigung. Und die Verwandten und Bekannten werden durch die tägliche vom Ausflug mitgebrachte Stange geschenkte Zigaretten bestimmt zu Gegengeschenken ermutigt 😉

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