Ernste Aufmerksamkeitsprobleme

Ich hab echt keine Ahnung, wie ich diese Tour angemessen in Worte fassen kann.

Montags bin ich grundsätzlich froh um alles. Winker seien da an vorderster Stelle genannt. Richtig schön war allerdings, dass ich meinen Fahrgast gerade direkt bei unserer Bundeskanzlerin vor der Tür abgesetzt habe und noch während ich mir Gedanken über die Gedanken der grimmig dreinschauenden Polizisten vor der Tür machte, neue Kundschaft hatte. Wow!

Drei Leute, vielleicht leicht angetrunken, aber erstmal erträglich. Die Zielbenennung war auch ok:

„Erstmal fahren wir zum Bundesplatz. Er hier muss dann zur Attilastr. und mich kannste dann in Lankwitz rausschmeissen.“

OK, und ich hab mich schon gefreut, dass ich eine Stunde vorher eine 18 €-Tour hatte…

Der vorne sitzende Fahrgast mit dem Ziel Attilastr. war allerdings ein ganz besonderer Fall. Eine Minute Ruhe war nicht im Auto bis er wieder ausgestiegen ist. Er hat mich pausenlos Zeug gefragt, von dem ich nicht einmal wusste, dass man dazu Fragen stellen kann. Über die Form meines Taxameter-Keys zum Beispiel („Sieht aus wie ein Schuh, oder?“). Seine Finger konnte er auch nicht bei sich lassen. Das Taxameter musste begrabbelt werden, der Sitz, das Armaturenbrett, meine Haare und zum Abschluss wollte er es sich nicht nehmen lassen, das Navi zu programmieren, obwohl es nicht nötig war…

Seine Freunde / Bekannten / Kollegen haben sehr deutlich Fremdscham gespürt in diesem sich ewig hinziehenden Moment, was sie dann damit ausglichen, dass sie in seiner Anwesenheit über seine Vorliebe gelästert haben, bei Firmenfeiern betrunken anzufangen, Leute zu duzen um es am nächsten Tag dank Gedächtnisverlust wieder beim Sie zu belassen.

Dazu kam das übliche Programm Berliner Kundschaft: Wo wir hinfahren wusste er besser als alle anderen, wenngleich er bisweilen nicht einmal blickte, wo wir aktuell sind.

Irgendwie witzig war es aber dennoch, und die 4,20 € „Schmerzensgeld“, die sein Kumpel sich zu zahlen genötigt sah, haben auch einiges wieder gut gemacht 😉

Hey, es ist wirklich nicht leicht, das angemessen zu schildern, und selbst wenn ich mich an den Wortlaut erinnern würde, müsste ich mehrere Tage freinehmen, um das runterzutippen…

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14 Kommentare bis “Ernste Aufmerksamkeitsprobleme”

  1. Stefan Praß sagt:

    Das kann man sicher nur verstehen, wenn man selber auch Taxi fährt. Wie oft habe ich mich schon schwer getan, obskure Situationen mit Fahrgästen in Worte zu fassen. Es klappt halt nicht immer. 😉
    Gruß

  2. Anise sagt:

    Ooooch, nimm dir die Zeit, ich warte gerne.
    Was ist dir eigentlich lieber, quasselnde oder eher schweigsame Kunden?

  3. Sash sagt:

    @Stefan Praß:
    Ach, das betrifft ja nicht nur das Taxifahren. Es gibt so oft im Leben Situationen, die sich nicht niederschreiben lassen.

  4. Sash sagt:

    @Anise:
    Wie bereits geschrieben: Ich kriege den Wortlaut nicht mehr zusammen. Aber wen wundert es, es waren ja auch mindestens 20 Minuten…
    Was mir lieber ist? Im Grunde tatsächlich die quasselnden Kunden. Klar ist das nicht immer angenehm, weil man manches Mal auch Dinge hört, die man gleich wieder vergessen will, aber diese peinliche Stille ist doch eigentlich noch wesentlich schlimmer. Ich unterhalte mich gerne mit der Kundschaft und ich würde sagen, dass es in 75% der Fälle auf belanglosen Smalltalk rausläuft, in 20% auf wirklich interessante Sachen wenigstens für einen von beiden und die restlichen 5% teilen sich die Schweiger und die Arschgeigen, von denen ich besser nichts gehört hätte… 😉

  5. Anise sagt:

    Ich hasse nämlich Smalltalk, wenn man nur redet, damit der Mund in Bewegung ist, was jetzt nicht heißt, dass ich nur tiefschürfende Gespräche führe. 😉
    Ein wenig quasseln ist aber ok, nur würde ich dann lieber vorne sitzen.

  6. Sash sagt:

    @Anise:
    Naja, Smalltalk gehört zum Geschäft. Hatten sie eine lange Reise? Das Wetter ist heute aber auch mies… ach was soll’s?
    In allen Berufen mit Kundenkontakt verwendet man nichtssagende Floskeln.
    Ich hoffe ja auch, dass mehr daraus wird, aber manchmal klappt es halt, manchmal nicht.
    Und vorne sitzen ist ja kein Problem – wenn es nicht gleich links sein muss 😉

  7. Anise sagt:

    Neenee, ich fahre gerne Taxi, weil ich da nicht selbst fahren muss, aber ich hasse es, mich mit einem Rücken zu unterhalten, da bin ich sehr schweigsam.
    Hatte nur bisher den Eindruck, dass die meisten Taxifahrer es nicht mögen, wenn man vorne sitzt.

  8. Sash sagt:

    @Anise:
    Das halten die Kollegen auch sehr unterschiedlich. Viele haben ja noch nicht mal die Taxiordnung gelesen, in der vermerkt ist, dass der Beifahrersitz freigehalten werden muss.
    Ich kann die Gesprächssituation für den Fahrgast nicht so gut einschätzen – ich sitze auch als Fahrgast immer vorne. Schon aus Platzgründen…
    Für uns Fahrer ist es natürlich immer ein wenig schwer, beim Fahren einen Blickkontakt zu halten 🙂

  9. Anise sagt:

    Oh, beim Fahren solltest du schon auf die Strasse schauen. 😉
    Aber nebenan und so zumindest noch das Gesicht sehen oder hinten, wo man nur mit einem Rücken spricht und die Hälfte nicht versteht, das ist schon ein Unterschied.

  10. Sash sagt:

    @Anise:
    Keine Sorge, ich verstehe ja, was du meinst 😀

  11. Anise sagt:

    😀

    Wollte jetzt nur mal zurückgrinsen, aber nur ein Smiley als Kommentar geht nicht, also denke dir diesen Text einfach weg.

  12. Sash sagt:

    @Anise:
    Profis tricksen mit Leerzeichen! 😀

  13. Anise sagt:

    Bin kein Trickser. 😀

  14. Sash sagt:

    @Anise:
    War ja nur ein Vorschlag 😉

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