Wie toll 4 € als Kurzstreckenpreis sind (1)

Auf der Warschauer Str. haben sie mich angehalten. Höhe Revaler. Sie hätten gerne eine Kurzstrecke zum Speicher. OK, das ist nun so eine Strecke, bei der man sich überlegen kann, ob die Kurzstrecke nun nicht schon rausgeschmissenes Geld ist, weil man zum Laufen 3 Minuten braucht, und der Normaltarif grob geschätzt bei 4,40 € liegen würde.

Aber das mache ich doch gern.

Sie haben ihre Situation auch korrekt eingeschätzt und mich gebeten, noch zu wenden, so dass ich sie direkt vor der Tür rauslassen kann. Die Kurzstrecke deckt diese paar Meter locker mit, und so war es ihnen natürlich ohne Aufpreis möglich, auf den Gang über die Straße zu verzichten. Ist ja alles kein Problem. Dafür sind wir Taxifahrer da – um jemanden bequem bis vor die Tür zu bringen.

In der sehr kurzen Zeit unterwegs kam das Gespräch aber dennoch auf den Preis. Was das denn jetzt mache.

„3,50 €, oder?“

„Leider nicht. Seit erstem Juli kostet die Kurzstrecke 4 €.“

Alles aber kein Problem. Die Fahrgäste waren in Partylaune und außerdem zu viert. 1 € pro Person ist nun ja wirklich kein Drama.

Beim Aussteigen meint dann mein Beifahrer lachend:

„Tja, ist ja klar, dass vier Euro ein blöder Preis sind. Ich meine, da gibt’s halt kein Trinkgeld!“

Drückt er mir also 4 € in die Hand und steigt aus. Ganz der Dienstleister, hab ich zurückgelächelt und abwinkend gemeint:

„Das ist halt das Problem an Preiserhöhungen!“

Aber ganz ehrlich: Der Spruch hat mich echt aufgeregt! Hey, kein Trinkgeld bei einer Kurzstrecke zu bekommen, ist kein Problem. Schön wäre es natürlich immer, aber das ist der Low-Budget-Preis. Und wenn jemand seine letzten vier Euro in ein Taxi investiert, dann ist mir das lieber, als wenn er sich dafür ein Bier kauft und sich beschwert, wie teuer die Taxen sind. Aber auf einen Preis zu verweisen, bei dem selbst der letzte Idiot wenigstens wissen sollte, dass wir Fahrer ihn nicht selbst bestimmen, um dann großspurig zu verkünden, dass man extra deswegen kein Trinkgeld gibt, ist schon arg daneben.

Ohne zu böse wirken zu wollen: Dann lieber die Klappe halten!

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13 Kommentare bis “Wie toll 4 € als Kurzstreckenpreis sind (1)”

  1. David sagt:

    Ganz meine Meinung, den Spruch hätte er sich sparen können.

  2. cypher sagt:

    Irgendwie muss ich da was missverstehen. Sind 4€ nich n perfekter Trinkgeldpreis? Der kleinste Schein is n 5er und wer für n paar Meter 4€ zahlen kann gibt sich doch nich mit Klimpergeld ab.

  3. Marco sagt:

    Ich glaube, er meinte das einfach sehr auf seine Situation bezogen: Sind zu viert, jeder gibt 1 Euro, wenn die Kurzstrecke 3,50 gekostet hätte, hätte es halt noch 50 Cent Trinkgeld gegeben. Jetzt aber z.B. 1,25 Euro einzusammeln, um auf glatte 5 zu kommen, ist dann doch zu umständlich, und deshalb ist 4 Euro – zumindest, wenn man zu viert fährt – einfach ein „glatter“ und deshalb trinkgeldunfreundlicher Betrag.
    Ich hätte das jetzt nicht so verstanden, dass er meinte, er zieht dir die Preiserhöhung vom Trinkgeld ab…

  4. Seismo sagt:

    Ich denke auch dass der eher gemeint hat dass sie sowieso 4,- Euro bezahlt hätten. So ist dann das Trinkgeld weggefallen.

  5. Aro sagt:

    Die Befürchtungen einiger Kollegen, dass es nach dieser Preiserhöhung keine Trinkgelder mehr bei Kurzstrecken gibt, kann ich glücklicherweise nicht bestätigen. Etwa bei jeder zweiten wird auf 5 EUR aufgerundet, das ist mehr als vorher.
    Aber der Spruch von deinem Fahrgast war natürlich Quatsch.

  6. Sash sagt:

    @David:
    Gegen blödes Gelaber bin ich ja eigentlich immun, bzw. ich unterstütze es ja auch gerne 😉
    Und ich hab kein Problem damit, wenn jemand was gegen den Preis sagt, so lange das sachlich ist, denn dann kann ich das alles erklären. Was jetzt allerdings für mich so witzig daran sein soll, dass ich weniger Trinkgeld kriege, muss ich sicher nicht verstehen.

  7. Sash sagt:

    @cypher:
    Ja, aber wenn du immer 4 € zahlst, weil du ja so ein Lieber bist…?
    Naja, Kunden sind unterschiedlich! Glücklicherweise!

  8. Sash sagt:

    @Marco:
    Deine Idee ist nicht schlecht – und das gibt es schon auch. In dem Fall war es aber eben nicht so. Naja, ist nicht so, dass ich den grob 20 Cent Unterschied für mich noch ernstlich nachweinen würde 😉

  9. Sash sagt:

    @Seismo:
    So war es auch!

  10. Sash sagt:

    @Aro:
    Ich glaube, mein Schnitt bei der Kurzstrecke ist auch eher gestiegen. Insofern will ich mich nicht zu laut beschweren. Ich hätte ihn ignorieren können… aber hey, ich blogge nunmal! 😉

  11. Billigflug sagt:

    Also ich fahre fast jedes WE mit dem Taxi nach hause. Wir handhaben das eigentlich immer so, dass wir Trinkgeld geben. Wir schmeißen das Geld zusammen und da gibt halt jeder etwas mehr. Letztes Wochenende haben wir allerdings keins gegeben, einfach aus dem Grund, dass wir für die Anfahrt des Taxis 8 € zahlen mussten und die Strecke ansich nur 5€ gekostet hat. Das finde ich echt unverschämt. 8€ Anfahrtskosten zu berechnen. Selbst der Taxifahrer fande den Preis nicht gerechtfertigt. Klar konnte der Taxifahrer auch nichts für die Anfahrtkosten, aber da ging es mir um das Prinzip!

  12. Aro sagt:

    @Billigflug
    Anfahrtskosten? Ich weiß ja nicht, wo Du wohnst, aber innerhalb Berlins ist das nicht statthaft. Da darf der Preis erst ab der Ankunft am Abholort berechnet werden. Möglicherweise ist das aber in anderen Bundesländern anders, Taxitarife sind ja Ländersache.

  13. Sash sagt:

    @Billigflug:
    Ja, das klingt nach einem ziemlich miesen Preisverhältnis 🙁
    Der Fahrer selbst kann natürlich wirklich gar nichts dafür – es sei denn, das war schon an sich nicht ganz rechtmäßig.

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