Hauptsache satt!

„Ihr braucht ein Taxi! Ihr braucht unbedingt ein Taxi!“

Ich konnte mir diese Gedanken nicht verkneifen, als ich nach ewigem Rumfahren auf dem Weg zum Matrix zwei Jungs an der Ecke Warschauer/Stralauer gesehen hab. Ich stand an der Ampel, und sie suchten was, laberten, aber niemand beachtete mich. Dann wurde es grün, und der eine meinte:

„Hey, there’s a cab. He could…“

Also vielleicht funktioniert das mit der Telekinese ja doch.

„We wanna go to the wombat’s hostel, but first we need something to eat. And an ATM!“

OK, kurz nachdenken. An der Ecke Warschauer/Revaler ist eine Sparkasse und kurz darauf – am Frankfurter Tor – ein Mac. Beides nur ein minimaler Umweg. Normalerweise sind das etwa 11 bis 12 €, so vielleicht 15 – je nach Wartezeit.

„Is McDonald’s ok?“

„Great! Just something to eat!!! And an ATM!“

OK, ich halte also an der Sparkasse, und daraufhin sprintet einer der beiden rein. Der andere bedankt sich schonmal zigfach – was nicht das letzte Mal sein sollte. Sein Kumpel kam gleich wieder raus und drückte mir einen Zettel in die Hand. Ein Auszug vom Kontoauszugsdrucker: Ihre Karte ist an diesem Automat nicht gültig – oder so in der Art. Ich erklärte ihm, dass er das falsche Gerät genommen hat.

Nach einem zweiten erfolglosen Versuch komme ich mit in die Bank. Selten habe ich so eine Freude bei meinen Fahrgästen erlebt wie bei den beiden, als sie feststellten, dass es dort das Menü auch in Englisch gab. 2 Minuten später standen wir vor dem McD, aber der hatte zu.

„Is there another one?“

Ich hab ihnen gesagt, dass es ganz nahe – am Ostbahnhof – noch einen gibt. Ich hab aber gleich gesagt, dass der zwar 24/7 offen hat – was sie dort aber nicht davon abhält, gelegentlich zum Putzen für ein paar Stunden zu schließen. Ich sollte sie hinbringen. War natürlich nichts. Inzwischen war ihnen eigentlich alles egal, so dass sie mich fragten, ob ich einen Döner-Stand wüsste.

Ich hab sie dann zum Bistro Antalya gefahren – was wahrscheinlich nicht der nächste war – aber es war der einzige in der direkten Umgebung, der ziemlich leuchtstark damit wirbt, Tag und Nacht geöffnet zu haben. Ich hab ihnen gleich gesagt, dass ich für ihren Hunger zwar vollstes Verständnis habe, in meinem Auto aber gilt:

„strictly no kebap eating!“

Wie in einem rosafarbenen Traum haben sie das mit einem Lächeln akzeptiert und versprochen, erst im Hostel zu essen. Tat mir fast schon leid – aber wie das Auto nach zwei Dönern in den Händen besoffener Australier aussieht und riecht, konnte ich mir zum Glück bildlich vorstellen, was mich dabei unterstützte, nicht schwach zu werden. Also habe ich vor dem Laden auf sie gewartet.

Die Minuten zogen ins Land, damit auch langsam der Taxameterstand. Ich habe ihnen vorher ordnungsgemäß mitgeteilt, dass 5 Minuten 2 € kosten, was sie ok fanden. Super! So sollte es immer laufen!

Die Fahrt zum Hostel baten sie mich um den schnellsten Weg und erzählten mir ganz stolz, dass sie sich jeweils folgendes geholt haben:

„a turkish pizza with meat and salad. and a saucage! All in one!“

Na denn, wohl bekomm’s. Die Fahrt war kurz und geprägt von ihrer Verwunderung über die niedrigen Preise beim Döner, und ich war ähnlich zufrieden, weil die Uhr bei unserer Ankunft 23,30 € zeigte. Ich bekam einen Stapel 5er in die Hand gedrückt und etwas Kleingeld:

„Thats about 28 Euro or something like this. Thank you very much and have a nice night. We love Berlin! We love you, guy!“

Und tatsächlich haben sie mir 28,20 € vermacht. Alles in allem eine verdammt geile Fahrt. Naja, es findet sich bestimmt ein Kollege, der aus irgendwelchen Gründen keine Touris zur Bank fährt…

    Ähnliche Artikel:

    Keine ähnlichen Artikel gefunden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: