Der Taxiblogger, ein Kollege bezüglich Beruf, Stadt und Internettätigkeit, hat etwas auch für mich sehr interessantes gemeldet: Der Senat will im Berliner Taxigewerbe härter durchgreifen, und Schwarzarbeit massiver bekämpfen. Er verlinkt diesen Artikel der Berliner Morgenpost, dessen Inhalt auch mir noch nicht bekannt war.
Deswegen also muss ich wieder Schichtzettel ausfüllen…
Das mit den Schichtzetteln ist nämlich so herrlich absurd. Mein Taxi ist mit einem echt cleveren System ausgestattet. Das Taxameter speichert allerlei wichtige Daten, und beim Abmelden an selbigem – was ich nach jeder Schicht tun muss – wird das alles auf einem Chip gespeichert, den ich am Schlüsselbund mit mir herumtrage: Umsätze, Zuschläge, Kilometer, Besetztkilometer, Tourenanzahl – und wahrscheinlich auch noch Uhrzeiten. Das spart jede Menge Papier, da ich meinem Chef nur noch den Chip in die Hand drücken muss, er das am PC einliest, und ich dann löhne, was das Gerät ausspuckt. Zudem ist es digital und übersichtlich gespeichert, bereit zum Ausdruck für die ganze Unternehmensabrechnung. Prima! Seit neulich darf ich aber exakt diese Zahlen vom Taxameter auf einen Vordruck übertragen, und den dann abgeben. Zusätzlich! Mehrwert: Meine Unterschrift. Die allerdings könnte ich auch unter einen monatlichen Ausdruck setzen… aber gut, ist ja egal!
Ich finde das Vorgehen des Senats dennoch gut. Punkt.
Ich bin kein großer Freund des Staates, wie er im Augenblick existiert, aber das ist in diesem Fall auch irrelevant. Die Steuer-Millionen sind mir eigentlich egal. Das Problem sind meiner Ansicht nach die Nachteile für Kunden und Fahrer. Schwarzarbeit wird immer dort geleistet, wo Geld gespart werden soll. Mir ist bewusst, dass das fast allerorten nötig ist, aber gerade im Niedriglohnsektor büßt man doch einiges an Sicherheit und damit letzten Endes doch wieder Geld ein, wenn man schwarz arbeitet. Ich meine: Natürlich würde ich gerne meinen Lohn brutto=netto nach Hause tragen. Wer will das nicht? Aber wie ist das bei meinen Kollegen, die entsprechende Arbeit leisten: Habt ihr auch bezahlten Urlaub? Kriegt ihr Krankengeld?
Meine Chefs machen ihren Job seit mehr als zwei Jahrzehnten. Ich kann natürlich nicht dafür bürgen, dass sie jeden Cent hundertprozentig korrekt verbuchen, aber alles in allem scheint es in dem Laden doch mit rechten Dingen zuzugehen. Was heißt: Es lässt sich mit Taxifahren, bzw. mit dem Betrieb eines Unternehmens in dieser Sparte, genug Geld zum Leben verdienen.
Wer es nötig hat, bei seinen Fahrern die Sicherheit schleifen zu lassen, dem werden die Kunden wohl auch entsprechend egal sein. Und ob das Taxameter nun 10 Cent mehr pro Kilometer abrechnet… wer merkt das, wenn er nicht ständig dieselbe Strecke fährt? Was kann man schon unternehmen, wenn das Auto nahezu schrottreif ist, aber dennoch eine TÜV-Plakette hat? Und weist mal einem Fahrer nach, dass er zu krank zum Arbeiten ist…
Es ist wirklich ein Gewerbe, in dem man an allen Ecken und Enden betrügen und auch (vielleicht legal, aber mit zweifelhaftem Nutzen) sparen kann. Wenn wenigstens ersteres eingedämmt werden würde, wäre das schon schön.
Warum ich das gut finde: Zum einen aus Überzeugung. In dem Fall kann ich aber auch nicht bestreiten, dass die Vorteile für mich natürlich enorm sind. Sollte die Aktion von Erfolg gekrönt sein, dann werden etliche Taxen von den Straßen Berlins verschwinden, weil die Unternehmer ihr Geschäftsmodell nicht weiter lohnend betreiben können. Das bedeutet für den Rest natürlich im Schnitt mehr Kunden, und damit mehr Geld. So auch für mich. Die Qualität der Taxen würde zunehmen, was vielleicht für weniger Grundfrustration bei manchen Kunden führen würde. Aber das ist vielleicht ein bisschen zu viel erwartet.
Ich bin mal gespannt, wie sich die Lage in Berlin entwickeln wird.
PS: Etwas geschmunzelt habe ich über einen Satz in dem Artikel:
„Um zugleich seriös und wirtschaftlich arbeiten zu können, ohne die Versorgungslage für die Kunden zu gefährden, müsse die Auslastung im Schnitt bei gut zwei Fahrgästen pro Taxi und Stunde liegen. Derzeit brächten es die Berliner Taxis aber nur auf 1,1 Kunden pro Stunde.“
Im Februar kam ich auf 1,36 Kunden pro Stunde – und da ist die Zeit für Waschen des Wagens, Tanken und Papierkram bereits mit drin. Aber klar: 2 wären besser 🙂