Neue Ordnungsnummer

„Ick meld mir morjen sicher mit de Neunzehn-Fünfundzwanzich, nich mit de Einunfünfzich-Doppelvier…“

hat mein Tagfahrer letzte Woche gleich gemeint, als wir das „neue“ Auto bekommen haben.

Es ist ehrlich gesagt seltsam, eine andere Kiste zu haben. Mal abgesehen davon, dass sie leider auch nicht so fehlerfrei ist, wie ich das zunächst dachte, bin ich irgendwie immer noch in der Eingewöhnungsphase. OK, die Navi-Ansicht hab ich am ersten Tag gleich umgestellt, die Sitzverstellung klappt auch umso besser, je öfter man sie betätigt, und mit der Umsortierung des Fahrzeuginventars muss sich der eigentliche Fahrer dann in nächster Zeit auch wieder anfreunden, weil ich auch die komplett umgeändert habe.

Aber wie oft hab ich mich jetzt schon bei der blöden Ordnungsnummer verschrieben…

Die muss ich nämlich auf dem „Abschreiber“, den Zettel mit den Daten zur Schicht, eintragen – und es ist erstaunlich, wie eingeübt das gute alte 1925 einem von der Hand geht, wenn es da gar nicht hingehört 😉

Mein Tagfahrer ist jedoch ungleich mehr betroffen, da man diese Nummer wie bei fast allen anderen Maßnahmen um das Auto zu identifizieren beim Funken angibt. Im Übrigen ist es auch der Funksprache zu verdanken, dass so geistreiche Lesarten wie eben Einundfünzig-Doppelvier existieren. Vorgeschrieben ist das, soweit ich weiss (ui, ist der Funkkurs lange her…) nicht, aber es bürgert sich natürlich ein, was praktisch sowohl von der Aussprache als auch vom Verständnis her ist.

Die Ordnungs-, bzw. Konzessionsnummer ist aber so oder so mal eine grundsätzliche Erwähnung wert. Man wird ja als Fahrgast allerorten dazu angehalten, bei Beschwerden die Konzessionsnummer des Autos zu notieren. Die Nummer ist ebenso unverwechselbar wie das Autokennzeichen – im Gegensatz zu diesem allerdings auch schon im Auto lesbar. Sollte sie zumindest sein.
Wie für alles in diesem Land, gibt es auch für die Ordnungsnummer Vorschriften. Der Wikipedia-Eintrag schweigt sich aus, fündig wird man dennoch auch im Netz.

Die Vorschrift zur Anbringung der Ordnungsnummer findet sich in der BOKraft in §27 und besagt, dass die Nummer in der Heckscheibe im unteren rechten Eck anzubringen ist, und – wie eingangs erwähnt – von innen und außen lesbar sein muss.

So sieht das dann meistens aus (ich hab kein besseres Foto gefunden):

Das ist mal 'ne Nummer! Quelle: Sash

Das ist mal 'ne Nummer! Quelle: Sash

Zugegeben: In der Realität kommen auch hier kuriose Dinge zustande. Manche Unternehmer kleben die Nummer nicht auf die Scheibe, sondern haben sie mit Saugnäpfen befestigt – hier habe ich neulich einen gesehen, der sie kopfüber hängen hatte. Meist erschwert die Scheibe wegen Spiegelungen oder der Tönung das Ablesen, und besonders grandios fand ich einen Kollegen mit einem Geländewagen als Taxi, dessen Nummer zur Hälfte hinter dem Reserverad verschwunden ist. Aber überwiegend hängen sie so da wie sie sollen und erfüllen ihren Zweck.

Und wenn es wirklich um Beschwerden geht: Auf der Quittung muss die Konzessionsnummer aufgedruckt, bzw. gelocht sein. Und eine Quittung ist sowieso das A und O im Falle einer Beschwerde. Da hat man dann gleich noch die Unterschrift es Fahrers und den Preis in Kombination mit der Strecke. Das kann, wenn es – wie üblich – wegen dem Preis Ärger gibt, ja auch nicht schaden 🙂

Naja, jedenfalls ist die Nummer für uns Fahrer ständig präsent, und bis auf ein paar Wochenendfahrer mit ständig wechselnden Autos (da sollte es nicht allzu viele von geben) wird wohl jeder seine paar Ziffern auch wenn er nachts geweckt wird, sofort parat haben. Und entsprechend schwer tut man sich dann damit, sich nach zwei Jahren umzugewöhnen. Bei mir ist es ja nicht mehr lange. Irgendwann in dieser Woche sollte die 1925 wenigstens teilerneuert wieder von Onkel Doktor zurückkommen 😀

Neues Auto, neues Glück?

Na, ganz so weit sind wir noch nicht. Wenn nicht aus irgendwelchen Werkstätten größere Horrormeldungen kommen, dann werde ich die 1925 ja noch ein Weilchen begleiten auf ihrem Weg zu den ewigen Parkplätzen. Diese Woche allerdings hab ich erst einmal Ersatz:

Genauso cool wie die 1925: 5144, Quelle: Sash

Genauso cool wie die 1925: 5144, Quelle: Sash

OK, hier sieht man nicht sonderlich viel 🙂

Ist im Grunde auch nicht wichtig: Das Auto ist im Wesentlichen baugleich mit meinem bisherigen. Die Unterschiede sind marginal. Von außen ist es lediglich weniger mitgenommen, wobei diesem hier zum Beispiel die Zierleiste an der hinteren rechten Tür fehlt. Naja. Immerhin hat dieses Gefährt schon ganze 357.000 km hinter sich – ist also wirklich noch mal 70.000 weiter als die 1925.

Und er fährt sich echt gut. Da fallen zwar sicher demnächst mal neue Stoßdämpfer oder dergleichen an, aber im Vergleich zur 1925 wirkt er doch sehr ausgeglichen. Hier und da merke ich allerdings, wie sehr kleine Details sich auswirken können. Während ich auf der einen Seite ein wenig das alte Funkmikro am Lenkrad vermisse, weil ich da gerne mit den Fingern dran rumgespielt habe, hab ich mir am Mikro dieses Wagens schon mehrfach beim Schalten fast die Finger gebrochen, weil es für meine Ansprüche ziemlich doof an der Mittelkonsole angebracht ist.

Interessant war auch, dass der Kollege, der das Auto sonst so fährt, die Stauräume so komplett anders nutzt als ich und mein Tagfahrer. Ich hab echt das halbe Auto umräumen müssen, um halbwegs klarzukommen. Und ihr glaubt gar nicht, wie einem so etwas simples wie ein Stifthalter fehlen kann! 🙁

Naja, meckern wäre aber unangebracht, schließlich wird es entsprechenden Kollegen in der 1925 auch nicht anders gehen.

Die 1925 werde ich laut meinem Chef „frühestens Mittwoch“ wiedersehen. Das heißt, mindestens dieses Wochenende haben wir die Kiste jetzt noch.
Im Übrigen hat das einen so gigantisch großen Vorteil: Der CD-Player tut! Fuck, was ist das eine Erlösung! Es macht doch einen enormen Unterschied, ob man selbst ausgewählte Musik einfach als mp3-CD mit 120 Titeln abends einlegt und morgens nach dreimaligem Durchlaufen im Shuffle-Modus wieder herausnimmt – oder ob man pro Schicht 5 mal halblebig versucht, die ersten 4 Tracks einer Audio-CD in Folge zu hören, was durch jeden Motorneustart unterbrochen wird, weil er die CD da wieder nicht erkennt – was bei mp3-CD’s ebenso wie im Shuffle-Modus permanent der Fall ist…

Ich muss es irgendwie hinkriegen, dass der CD-Player in der 1925 wieder in Ordnung kommt! Ist leider nicht so einfach wie sich das anhört…

Ja, Fazit?

Ich bin wirklich innerlich zerrissen. Ich bin froh, dass das Auto hier mal nicht all die Macken des „alten“ hat, andererseits sehe ich auch, dass ich durchaus eine Kiste brauchen könnte, die ich dauerhaft fahre, weil es so viele Kleinigkeiten sind, an die man sich gewöhnt. Ich teile mit meinem Tagfahrer nicht alle Ordnungsprinzipien im Auto – aber man gewöhnt sich daran, man stellt sich aufeinander ein. Dass ich in der Fahrertüre mein Portemonnaie habe, ist z.B. unwichtig, wenn der Tagfahrer da Zigaretten aufbewahrt. Wenn er dort das ganze Putzzeug unterbringt – am besten noch säuberlich sortiert – dann ist das natürlich blöd, weil ich es dann jedes Mal erst ausräumen muss. Deswegen freue ich mich durchaus drauf, bald wieder ein „dauerhaftes“ Auto zu bekommen.

Ewig wird das dieses Mal allerdings auch nicht halten, mein Chef hat mir bis spätestens Herbst einen neuen Tagfahrer und eine neue Ablöse versprochen. Aber ich denke, dazu schreibe ich was, wenn es soweit ist.

Jetzt freue ich mich erstmal auf das erste richtige Mai-Wochenende – also der Wochenendteil, der für mich Arbeit bedeutet! Schön warm scheint es bisher ja zu sein, dann hoffe ich mal, dass das auch für Kundschaft sorgt 😀

Auf Wiedersehen, Auto!

Die gute 1925 kommt zu Onkel Doktor, Quelle: Sash

Die gute 1925 kommt zu Onkel Doktor, Quelle: Sash

So wie auf dem Bild oben werde ich das Auto wohl (hoffentlich) niemals wiedersehen. Aber der finale Zündfunke wird es nicht gewesen sein, den die Kiste irgendwann gestern getan hat, meine Chefs haben beschlossen, die Kiste noch einmal komplett zu sanieren. Nun mag so mancher lästern, dass das bei einem Opel mit inzwischen 284.000 km nicht mehr viel bringt, aber das Ersatzfahrzeug, immerhin schon 70.000 km weiter, belehrte auch mich eines besseren.
Bei all den Schrammen sollte man ja auch die guten Seiten nicht vergessen. Ich hab meinem Chef eine (gar nicht so kurze) Mängelliste erstellt. Darauf finden sich auch Kleinigkeiten, wie zum Beispiel dass die Scheibenwischer schmieren.
Mit meinem Tagfahrer gab es folgenden kurzen Dialog:

„Sach mal, die Scheibenwischer… die hast du auch nicht derletzt gewechselt, oder? Die haben wir schon ziemlich lange.“

„Ja, sind die ersten…“

Ich wiederhole: 284.000 km!
Ich meine, der hat schon das zweite Getriebe und mindestens die dritte Stoßstange 🙂

So, und jetzt bin ich das erste Mal ernsthaft in einem anderen Auto unterwegs. Aber dazu später mehr…

Taxifahrer als relevante Zielgruppe

Da bin ich mal zwei Tage halbtot zu Hause, schon steigert sich meine Produktivität ins Unermessliche! Kann ich endlich mal den ganzen Kleinkram verbloggen 🙂

Heute geht es um Taxifahrer als Zielgruppe.

Was an den meisten gewerbefremden Menschen sicher vorbeigeht, ist die Tatsache, dass Taxifahrer für einige Unternehmen tatsächlich eine relevante Zielgruppe sind. Hier in Berlin finden sich zum Beispiel an vielen Döner- oder sonstigen Imbiss-Ständen Hinweise, dass man (gerade Nachts) als Taxifahrer einen Rabatt aufs Essen bekommt – meist aber wenigstens auf den Kaffee 😀

Manche Läden lassen dazu sogar hochwertige Flyer drucken, was eigentlich auch gar keine schlechte Investition ist, schließlich sind Taxifahrer als Stammkundschaft dann doch einiges an Geld wert. Wir treten meist im Rudel auf, und ich gehöre nun wirklich zu den wenigen Ausnahmen, die nicht mindestens 2 Kaffee und eine Bockwurst pro Schicht auswärts konsumieren.
Wenn man dann auch noch mit einbezieht, dass wir Autofahrer sind, regelmäßig tanken und unsere Kisten waschen, dann ist klar, dass wir gerade für Tankstellenbetreiber eine wahre Goldgrube sind. Auch an meiner Stammtanke gibt es den Kaffee billiger und die Sitzplätze sind Nachts hauptsächlich von Kollegen besetzt.

Gut, manche „besonderen Kollegen“ drehen das gute Verhältnis auch um, indem sie stapelweise das billige Papier an den Zapfsäulen klauen, um keine Küchenrollen kaufen zu müssen – aber das ist wieder ein anderes Problem…

Letzte oder vorletzte Woche schon hat mir Kollege Hans allerdings einen „Flyer“ in die Hand gedrückt, der wirklich den Vogel abschießt. Also alleine designtechnisch hab ich sowas seit meiner Grundschulzeit nicht mehr gesehen:

Wo ist Comic Sans? Quelle: Sash
Wo ist Comic Sans? Quelle: Sash

Also mein erster Gedanke war ja:

„Bitte lasst mich das besser machen. Meinetwegen für 5 €. Dauert ja auch nicht lange!“

Das allerdings ist noch nicht der Clou. Ich hab auch erst die Rückseite ansehen müssen, um zu erahnen, wie obskur dieser Zettel ist. Kleiner Hinweis: Die Worte „pro Seite“ sind kein Scherz!

OK, hier die (etwas textlastige, aber dadurch fast schon wieder stimmige *hüstel*) Rückseite:

Voll einen an der Klatsche, Quelle: Sash
Voll einen an der Klatsche, Quelle: Sash

Die bieten also tatsächlich eine Taxiwäsche nur für eine (wahrscheinlich die rechte) Seite an? So was Beklopptes hab ich selten gehört.

Ich hab im Internet auf die Schnelle nichts zu der Tanke gefunden – die in Fredersdorf scheint es (von der Adresse her) schon mal nicht zu sein…
Vielleicht kommt ja ein Kollege öfter dort vorbei und kann mir mal nähere Infos geben. Für mich sind die dörflichen Öffnungszeiten ja schon schwierig 😉

Aber jetzt mal grundsätzlich:

Ich finde es ja wirklich lobenswert, wenn wir bei Angeboten berücksichtigt werden, die wir in Anspruch nehmen. Aber halbseitige Autowäsche? Um vielleicht 2 € zu sparen? Ich stelle mir das schon technisch als ziemliche Sauerei vor – zumindest auf dem Autodach. Und wer nur die Hälfte sauber haben will – welche Kollegen hatten den diese Schnapsidee überhaupt? – der kann sie doch gleich für 50 ct abkärchern.
Natürlich steigen die meisten Kunden rechts ein. Ich bin auch froh, dass mein Auto die letzten nicht beseitigten Kampfspuren auf der linken Seite trägt, und damit kaum für Argwohn unter den Einsteigern sorgt. Aber wie ist das denn dann mit dem Kofferraum? Da müssen ja doch ein paar Kunden regelmäßig ran…

Nicht ohne Grund sind unsere Autos ja z.B. komplett in Hellelfenbein gehalten und nicht nur einseitig! Das ist definitiv Schwachsinn, was der Typ in Vogelsdorf da abzieht – und sicher die 1,50 € nicht wert!

Nachtrag: Gut, ok! Es haben alle erkannt, dass es sich hierbei um einen Aprilscherz gehandelt hat 🙂
Die Idee mit der halbseitigen Wäsche ist übrigens meiner besseren Hälfte bei einem Telefonat mit mir eingefallen. Als die Waschanlage kaputt war…
Den Flyer hab ich selbst entworfen und mir echt Mühe geben müssen, so schlecht zu sein 🙂
Aber schön, wenn ich ein zwei Leute erheitern konnte!

Umwelt-Taxen

In den Kommentaren zu meiner Frage nach dem Sinn und Unsinn von Hummer-Fahrzeugen als Taxi ging es mehr oder weniger hoch her. Olli hat z.B. als Verfechter großer und luxuriöser Taxen gemeint:

Ein Taxifahrer als Umweltaktivist passt eben genau so wenig, wie ein Zigarettenhersteller als Unterstützer des Nichtraucherschutzgesetzes!

Diesem konkreten Vorwurf habe ich dann doch einiges entgegenzusetzen. Ich habe mich zu Beginn, als ich anfing mit Taxifahren, auch gefragt, ob sich das mit meinem Anspruch an Naturschutz und ökologisch durchdachte Lebensweise decken kann. Ich setze meine Ansprüche an mich selbst zwar so oder so leider nicht konsequent in allen Details um, aber mich hat der Gedanke gestört, nun die Ölindustrie zu stützen, die Automobilindustrie, etc.

Ganz ehrlich: Über ein für jeden Zivilisationsfreund hinausgehendes Maß tue ich das nicht. Unter der Annahme, dass ein öffentlicher Personennahverkehr auch eine Individualausführung besitzen muss, ist es eigentlich gar nicht so verkehrt, Taxi zu fahren.

Den Sinn des Gewerbes zweifel ich nicht ernsthaft an. Klar, in meiner Jugend hätte ich auch gedacht, Taxen seien nur was für Snobs und Besserverdienende, aber mein Alltag zeigt mir, dass wir tatsächlich öfter gebraucht werden. Und zwar nicht nur von Bequemlichkeitsjunkies oder selbstverschuldet im Drogenrausch gelandeten Spinnern. Die alte Oma beim wöchentlichen Einkauf, der Nachtschichtler mit beschissenem sonstigen ÖPNV-Anschluss, die nur so halbwegs kranke Mutter auf dem Weg zum Arzt oder jeder Teil der Restbevölkerung bei einem Bahnstreik: Dass es Taxen gibt, macht irgendwann mal für fast jeden Menschen Sinn.

Natürlich wirkt es in erster Linie einmal unsinnig, dass wir Fahrer die ganze Zeit in der Stadt umherfahren, um Kunden zu finden. Was für eine Spritverschwendung!
Das stimmt zum Teil, auf der anderen Seite stehen wir meist mehr als dass wir fahren (wenn wir nicht besetzt sind). Wer jetzt aber unbedacht die vielen Liter Sprit hochrechnet, die grundlos verbrannt in die Atmosphäre geblasen werden, muss im Gegenzug auch darüber nachdenken, dass es tatsächlich Leute gibt, die dank der Verfügbarkeit von Taxen kein eigenes Auto unterhalten (müssen). Und so lange man ein eigenes Auto nicht jeden Tag für die Fahrt zur Arbeit braucht, rechnet sich das durchaus manchmal. Ich hatte schon Kunden, die mir gesagt haben, sie sparen sich inzwischen das Auto und fahren dafür ein paar Mal im Monat mit dem Taxi heim, wenn sie unterwegs waren.

Autofahren ist natürlich nie „gut“ für die Umwelt. Aber gerade die Leute, die auf die Anschaffung eines Autos verzichten, sind letztlich die, die sich – natürlich auch weil Taxen teuer sind – nur bei einem tatsächlichen Notfall (=notwendiger Fall) dafür entscheiden, Auto zu fahren. Gerade in einer vom öffentlichen Nahverkehr gut erschlossenen Großstadt wie Berlin schließen Taxen die letzte Lücke, um ein persönlich autofreies Leben zu ermöglichen. Mache ich zum Beispiel ja auch so. Ich hab nur das Glück, dank meines Jobs fürs gelegentliche Taxi vom Ikea nach Hause nix zu zahlen, weil ich es selber fahren kann.

Von den Kunden richtig genutzt ersparen Taxen die Produktion von Autos, deren Unterhalt und wahrscheinlich sogar eine Menge Sprit, weil wir durchschnittlich weniger „unsinnige“ Leerkilometer fahren, da wir oftmals nach der Tour weitere Kunden in der Umgebung aufnehmen, während man privat ja immer z.B. nach Hause fährt.

Zugegeben: Taxen umgibt immer noch diese Aura des unbezahlbaren Luxus, der eigentlich gemacht ist für die Geschäftsmänner, die den Fuffi auch noch schnell mit auf die Rechnung des Millionendeals aufschlagen.
Tatsächlich sind wir längst Massendienstleister. Wer ein Taxi nutzt, wenn es nötig ist, vielleicht sogar mal nicht nur alleine, der gönnt sich im Prinzip wesentlich weniger Luxus als derjenige, der sich für ein paar wenige Fahrten ein Auto anschafft.
Wenn man es mal veranschaulichen will: Was ist Taxifahren anderes als Car-Sharing mit Fahrpersonal?

Dass die Kunden natürlich angemessen transportiert werden sollen, steht außer Frage. Und ob man persönlich den Luxus höher wertet als die Umweltfreundlichkeit, das bleibt (leider?) den Kunden überlassen.
Natürlich muss man als Fahrer in dem Wagen bequem sitzen und seine Arbeit vernünftig erfüllen können, und natürlich sollten die Kunden auch entsprechend der aktuellen Mögichkeiten sicher sein. Tatsächlich aber erfüllen alle Anforderungen an einen vernünftigen Taxenverkehr sowohl mein Opel Zafira, der Dacia vom Taxiblogger, Klaus und Torstens E-Klassen sowie der Hummer mit dem mir noch unbekannten Fahrer.

Die Erwartungshaltung der Kunden ist letztlich aber sowohl der individuelle Grund zur Taxenwahl am Stand, als auch (wenn sich beispielsweise bestimmte Autotypen als zu unbeliebt erweisen würden) für die Anschaffungen der Betriebe.
Was den meisten Kunden nicht bewusst ist: Taxifahren ist nicht so teuer, weil man dann endlich mal in einem Mercedes mitfahren kann – Taxifahren ist in erster Linie teuer, weil man einen Fahrer dazu bekommt, der seinen Lebensunterhalt mit diesem Job verdient. Bei einer normalen Taxifahrt kostet alleine der Fahrer etwa die Hälfte, wenn nicht mehr. Wenn man dann die Unterhaltskosten und die Firmenkosten dazuzählt, stellt man fest, dass ein Auto mit Fahrer eben seinen Preis hat, und man nicht teuer für den Weg bezahlt, weil da jemand einen besonderen Luxus anbieten will – die Unterschiede zwischen den Autos würden den Tarif nicht groß verändern.

Mein Chef vertritt die Meinung, im Grunde seien die Taxen fast allesamt übermotorisiert. Er schafft eigentlich nur noch Opel und VW neu an, und ich finde seine Einstellung diesbezüglich sehr lobenswert. Denn es ist natürlich ein (vielleicht kleiner) Beitrag zum Umweltschutz, auf die ganz großen Kisten zu verzichten. Egal, ob das privat oder geschäftlich ist.

Ergo: Taxen können gerade aus Umweltschutzgründen ein sinniges Angebot sein. Ob das aber so ist, liegt letztlich auch am Kunden.

Olli darf meinetwegen gerne weiter mit dem Hummer fahren. Wenn ihm der Luxus so wichtig ist, dann ist das sein gutes Recht. Die Frage, ob Taxifahren umweltfreundlicher sein kann, berührt das indes nicht. Das hat man als Kunde selbst in der Hand, denn wir Taxifahrer fahren ja nicht grundlos durch die Gegend. Wir tun es für unsere Fahrgäste, und zwar letztlich genau so wie sie es wollen.

Blabla

So, das Wochenende neigt sich dem Ende zu. Ich bin kurz vor dem Einschlafen, und heute Abend geht es wieder raus auf die Piste. Wenn ich Glück habe, ist mein Tagfahrer ja meinem genialen Einfall gefolgt, die quietschenden Bremsen und den Lärm im Radkasten mal diagnostizieren und abstellen zu lassen.

Entgegen meiner Hoffnungen werde ich mit dem Auto nämlich noch ein bisschen umherfahren müssen, auch wenn meine Chefs gerade in größerem Stil neue Autos kaufen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass das nicht einmal Großraumwagen sind, will ich auch nicht grundlos meckern.
Die Kiste hat jetzt etwa 275.000 Kilometer runter, und laut Aussage meines Brötchengebers ist geplant, sie außer Dienst zu stellen, wenn sie zwischen 300.000 und 400.000 km den ersten größeren Schaden hat. Und da selbst wir die Kiste nur auf 5.000 bis 7.000 Kilometer monatlich bringen, wird das wohl eher gegen Ende des Jahres was. Wenn sich nicht irgend ein netter Amokfahrer quasi aufdrängt, mir einen neuen fahrbaren Untersatz zu bezahlen. Vorgeschädigt durch den Unfall mit Fahrerflucht ist die Kiste ja noch…

Was die Kunden angeht, hatte ich in letzer Zeit wirklich Glück.
Einmal hatte ich zwar eine Dauertelefoniererin im Auto, die sich aber zuletzt doch noch einen Funken Sympathie ergattert hat, als sie sich sehr nett und mit gutem Trinkgeld verabschiedet hat.
Bevor das jemand falsch versteht: Ich hab gar nichts gegen das Telefonieren bei mir im Taxi, aber wenn es dann wirklich ohne ein „Hallo“ abläuft, finde ich das schon etwas unverschämt. Unterhaltsam muss ein Fahrgast ja nicht sein, aber ein Wort mehr als „Landsberger 115“ könnte es dann ja doch sein…

Naja, ich hoffe mal, von der nächsten Schicht gibt es irgendwa spannendes zu berichten. Sonst muss ich ja wirklich ganz tief in meinem kleinen Büchlein blättern 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Und nun…

finde ich, dass wir mal diskutieren sollten, was im Taxigewerbe notwendig (bzw. sinnvoll) ist, und was nicht.

Hammer-Kiste ;) Quelle: Sash

Hammer-Kiste 😉 Quelle: Sash

Im Übrigen finde ich an der Sache eines wirklich geil: Sie machen Werbung mit unseren Preisen: „Hummer fahren zum Taxipreis“ steht in der hinteren Seitenscheibe.