Die andere Seite der Gerüche

Jetzt hatten wir’s gerade so schön übers Rauchen des Taxifahrers und dann kommt glatt ein Exemplar jener Spezies angewatschelt, an die die Kunden wiederum nur selten denken: Die der geruchsintensiven Fahrgäste.

Natürlich war ich etwas verwundert, als ich an den Stand gefahren bin und der Kunde beim Kollegen vor mir wieder aussteigt. Als er dann bei mir einstieg, glaubte ich zu wissen, wieso: Er war angetrunken und war bei der Frage nach dem Fahrtziel sehr seltsam ungenau:

„Bring mich mal inne, also sagen wir, Szene-Kneipe muss nicht sein, also nicht so weit, aber Kneipe. Szene ist nicht so meins, aber …“

Naja, verpeilt halt. Ich hab beschlossen, dass vom Ostbahnhof aus der Trinkteufel sicher nicht die schlechteste Wahl ist: Mit 7,10€ ein sehr kurzer Weg, definitiv eine Kneipe – und eine dazugehörige Szene wäre mir jetzt auch nie bewusst aufgefallen.

Und als wir dann die ersten hundert Meter hinter uns hatten, hab ich gemerkt, wie sehr der Kerl nach Urin stinkt. Ihr kennt mich, mir wird nicht schnell übel von sowas. Aber ums Fensterrunterlassen bin ich nicht umhin gekommen. Und während ich noch dachte, der will jetzt die letzten zwei Bier trinken und dann komatös im Eck liegen bleiben, hat er mir offenbart, dass er zwei Stunden später noch eine Reise durch halb Deutschland antreten will.

Zum Glück für mich und ihn war das alles schon lange eingetrocknet und das Auto ist sauber geblieben. Das Gefühl, der Geruch hinge noch in der Luft, habe ich aber selbst jetzt zu Hause am Schreibtisch noch. *würg*

Ich will damit keinesfalls die Kollegen entschuldigen, deren Auto wie eine Müllhalde riecht, aber manchmal können wir auch nix dafür oder haben’s selber entsprechend schwer.

Müll und so

Dass im Taxi auch mal Müll liegen bleibt, ist an sich ja normal. Um ehrlich zu sein, verstehe ich es nicht, da ich eher so der Typ bin, der zwar Montag früh ein Wochenendbier in der Straßenbahn öffnet, aber regelmäßig die dabei anfallenden Kronkorken zu Hause aus der Tasche entsorgen muss. Aber andere sind da anders und empfinden z.B. das Neben-den-Mülleimer-Stellen einer Bierflasche als so anstrengend, dass sie das lieber den Taxifahrer erledigen lassen.

Und auch wenn ich das Auto regelmäßig durchsehe: Direkt bei Fahrtende steige ich schon verkehrsbedingt nicht immer aus und wenn dann was in den Seitentaschen der Türen z.B. landet, sehe ich es schlicht nicht.

Dass ich selten darüber schreibe, liegt aber durchaus daran, dass auch die Fahrgäste da in den letzten Jahren besser geworden zu sein scheinen. Zeitung, Konfetti, Gurke, eigentlich alles Schnee von gestern. Hier mal eine abgelaufene Fahrkarte, dort mal ein Stadtführer.

Und dann stelle ich nach einer fast absolvierten Schicht beim Rauchen vor dem Auto fest, dass jemand von hinten an meiner Kopfstütze ein Armband befestigt hat. Offenbar von der AOK, wenn man dem Branding glauben schenken will. WTF?

Beim Abnehmen des Teils hab ich dann festgestellt, dass es sogar Special-Effekt-tauglich ist:

PS: Entschuldigt die Video-„Qualität“. Das ist das erste Youtube-Video seit 5 Jahren und ich hab’s spontan und ohne weitere Einstellungen mal kurz mit dem Handy gemacht.