Die schlechten Tage. Also die GANZ schlechten.

Natürlich haben wir alle unser Päckchen zu tragen und entsprechend neigen wir auch alle mal dazu, die Sorgen anderer beiseite zu wischen, wenn sie uns im Gegensatz zum eigenen Kram belanglos vorkommen. Und an anderen Tagen stößt man von jetzt auf gleich auf Menschen, mit denen man nie im Leben tauschen wollen würde. Und so ging es mir mit der ersten Fahrt der Woche, der ersten Fahrt des Monats.

Eine schnellentschlossene Winkerin, kurze Adressansage, danach sofort Handytelefonat. Und obwohl ich nicht absichtlich gelauscht habe: Die Eckpunkte haben mehr als nur gereicht!

Anruf vom Krankenhaus, ein Elternteil liegt im Sterben. Der einzige Weg, schnell die 400 Kilometer dorthin zu kommen wäre der Freund und der konnte/wollte nicht mal eben so spontan. Und so endete die Fahrt nach der Drohnung, dass Schluss wäre, wenn er jetzt nicht käme. Und die unklare Lage bezüglich rechtzeitigem Hinkommen blieb bestehen. Holy Shit!

Obwohl ich rückblickend nicht trauere, weil ich meine Mutter vor 7 Jahren* nicht mehr rechtzeitig besucht habe: Ich konnte das nur zu gut verstehen und ich hab während der ganzen Fahrt überlegt, ob ich eine Möglichkeit finde, eine Ferntour im Taxi irgendwie massiv im Preis zu drücken. Aber am Ende hätte ich auf meinen kompletten Lohn verzichten können und schon die Unkosten meiner Chefs hätten gut und gerne das Dreifache eines Bahntickets bedeutet. Mal abgesehen davon, dass ich bei aller Empathie ungern auf meinen Lohn verzichte: Das hätte immer noch obszön und nach Geschäftemacherei geklungen und nicht nach dem selbstlosen Angebot, das es gewesen wäre. Also hab ich’s gelassen.

Wenn das alles so ausgegangen ist, wie ich befürchte, dann weiß ich, wer sich dieses Wochenende und nächstes Jahr zur gleichen Zeit ziemlich die Kante gibt. Und eigentlich sind das so Sachen, die man nicht unbedingt wissen will, gerade wegen dieser Empathiegeschichte.

*Genau genommen sind es exakt morgen 7 Jahre. 🙁

3 Kommentare bis “Die schlechten Tage. Also die GANZ schlechten.”

  1. Joe sagt:

    Es spricht ja für dich, das du überlegt hast, ob du der Dame helfen kannst. Aber auf der anderen Seite ist es unser Job die Gäste von A nach B zu bringen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe viele Fahrgäste im Laufe der Jahre gehabt, die in einer schlimmen Situation waren. Ich habe auch geholfen, wenn es ohne großen Aufwand möglich war. Einfach nur mal Anteilnahme zeigen hilft ja auch schon. Eine Hilfe die 6-7 Stunden Zeitaufwand und erheblichen finanziellen Einsatz erfordert hätte, habe ich aber nie in Erwägung gezogen. Das wäre zu viel des Guten gewesen. Deswegen hast du meiner unmaßgeblichen Meinung nach alles richtig gemacht.
    Ich wünsche dir für den heutigen Sonntag alles Gute und mögest du dich an die schönen Zeiten erinnern, die du mit deiner Mutter verbracht hast.

  2. Sash sagt:

    @Joe:
    Ich bin mir meiner Pflichten und Möglichkeiten schon bewusst, keine Sorge. Bevor ich sowas wirklich machen würde, würde ich noch eine Menge Gedankengänge mehr abklopfen, ich wollte Euch an den obigen einfach auch mal teilhaben lassen.
    Und mein Sonntag war super, ich wollte die Geschichte mit meiner Mutter nur wegen der terminlichen Nähe nicht unerwähnt lassen. Soll ja auch Leser geben, die seit damals schon bei mir lesen. Ich hab das mehr als nur gut verdaut, aber in so Situationen denkt man dann halt doch immer wieder daran zurück. Und obwohl das nicht wirklich das Attribut „schön“ verdient: Das ist auch richtig so und in Ordnung. 🙂

  3. Söhnegenesungswerk sagt:

    Übrigens, die ‚ böse Stiefmutter‘ in Grimms Märchen:

    Damit war eigentlich die‘ böse Mutter‘ gemeint, die Brüder Grimm haben das nur in ‚Stiefmutter‘ geändert, um keine Unruhe
    zu stiften. Abgesehen davon, dass es wegen des frühen Todes von Müttern damals häufiger Stiefmütter als heutzutage gab

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