Die unschönen Eilaufträge

„Bringense uns mal in die XY-Straße. Auf dem schnellsten Weg bitte, ist ein Notfall!“

Uff. Und sowas passiert einem natürlich dann, wenn einem die XY-Straße mal so gar nix sagt. 🙁

Aber gut, eine der beiden Damen wusste Bescheid. Ging also trotzdem ganz flott ohne Naviprogrammierung; und unterwegs haben wir uns zunächst auch ganz nett übers Autofahren unterhalten. Ich hab mich natürlich trotzdem versucht, zu beeilen. Irgendwann musste ich aber einfach fragen:

„Ich hoffe, es ist kein allzu schlimmer Notfall!?“

„Naja, mein Schwager ist so einer, der meine Schwester gerne mal verdrischt … und die hat um Hilfe gerufen.“

HOLY. FUCKING. SHIT!

Das sind dann auch echt so die Momente im Leben, wo man nicht so recht weiß, was man tun soll. Also mal abgesehen vom selbstverständlichen vorsichtigen Dehnen der Verkehrsregeln. Mein Adrenalinpegel hatte sich 5 Sekunden später schon wieder eingepegelt, als sie mir sagte, dass sie die Polizei schon informiert hätte und die sicher schon da wäre. Was sie dann auch war.

Aber ich hätte da ja nicht ernsthaft wegfahren können, wenn es nicht so gewesen wäre. Ich werd doch keine zwei Kundinnen bei einem Typen abliefern, über den ich erst einmal nur weiß, dass er jahrelanges Training im Verprügeln von Frauen hat. Den Einsatzeifer der beiden in Ehren, aber trotzdem. Andererseits hab ich auch reichlich wenig Erfahrung im Verprügeln von prügelnden Typen.

Ich hoffe ehrlich, auf Dauer von derartigen Sondereinsätzen verschont zu bleiben. Eigentlich reichen mir die Kuriositäten des Alltags. Falls es trotzdem passieren sollte, werdet Ihr diejenigen sein, die erfahren, wie’s ausging …

Voll besetzt

Ganz eilig kam der Winker an der wilden Renate angerannt, um mich ja noch auf ihn aufmerksam zu machen. Dabei hatte ich ihn schon zuvor gesehen und nur auf sein Winken gewartet. Ich war etwas verwundert, weil er neben einem Taxi stand, aber gut, wird das halt im Zweifelsfall eine Kurzstrecke. Besser als nichts. Ich war eh nur dort, um ggf. Winker einzusammeln und mit etwas Glück am Sisyphos vorbeizukommen, um zu sehen, ob sie offen haben.

„To the Sisyphos, please!“,

meinte mein Fahrgast und in diesem Moment fuhr auch das andere Taxi besetzt weg. All die Leute, die sonst noch so da rumstanden, wandten sich mir zu und alles sah ein wenig nach einer Großraumtour aus. Nur dass das Zählen bei all dem Gewusel etwas schwer fiel. Aber als dann vier im Auto waren und zwei gefragt haben, ob sie auch noch mitkommen könnten, hab ich zugesagt und die anderen wieder aussteigen lassen. Eigentlich etwas umständlich – aber bis die sich von alleine organisiert hätten …

Ich hab gleich gesagt, dass ich mir nicht sicher wäre, ob der Laden offen hat, aber es ging erst einmal los. Unterwegs Gewissheit: Die anderen (im Auto des Kollegen von eben) waren schon da und es war zu. Egal, ich solle bis dort hinterherfahren, sie beraten dann. In Anbetracht dessen, dass es danach eventuell noch ins Kosmonaut gehen sollte, war das ein lohnender Umweg.

Die Beratungen ergaben dann, dass wir zum Ostkreuz müssten. Dort würde eine Freundin zusteigen. Mit Fahrrad. Ich hab etwa so geguckt:

0.o

Ja, nee, beim Kollegen. Vielleicht auch ohne Fahrrad.

Auf dem Weg zum Ostkreuz hab ich ihnen dann erklärt, dass sie besser mit ihrer Freundin ausmachen, dass sie auf der richtigen Seite – Ausgang Sonntagstraße – warten solle, da der Weg zum Kosmonaut sonst wirklich ein wenig arg verzwiebelt wäre. Alles klar, aber während ich gerade dafür sorgte, den inzwischen mir hinterherfahrenden Kollegen in unserem kleinen Konvoi nicht abzuhängen, war das Geschrei groß und ich solle doch hier, also gleich, oder wenn’s geht zumindest bald mal anhalten, da wäre gerade die Freundin gewesen!

Das alles war auf den nachtleeren Straßen völlig stressfrei. Aber reichlich verplant hat’s schon gewirkt.

Während der Kollege ebenfalls mit Warnblinker hinter mir anhielt, die halbe Besatzung beider Autos raussprang, um die Fahrradfahrerin zu begrüßen, hab ich mir das mit einem Lächeln, aber etwas skeptisch angesehen. Der Kollege hat mich auch gleich zu sich gewunken und gefragt:

„Äh, hast DU noch Platz bei Dir?“

„Nee, absolut null!“

Und als wir das so halbwegs verklickern konnten, kamen Pläne mit Hin- und Zurückfahren, einem weiteren Taxi und sonstwas auf. Ich war dann mal nicht besonders geschäftstüchtig und hab die Leute drauf hingewiesen, dass das Kosmonaut nur noch ungefähr 500 Meter entfernt sei und das mit dem Fahrrad echt kein Ding sein sollte.

Nach der Wegbeschreibung sind zwar am Ende drei Leute ausgestiegen, um die Dame zu begleiten – und das Tempo der Ankunft weiter zu verzögern – aber was machte das noch aus? Am Ende waren das 22 € für eine Route, die auf dem kürzesten Weg (und ohne Großraumzuschlag und Wartezeit natürlich) ungefähr für eine Kurzstrecke machbar gewesen wäre. Mir soll’s recht sein. Mein Kilometerschnitt war prima heute Nacht. 🙂