War ein bisschen schade, dass ich keinen Kartenleser dabei hatte. So musste der Vierertrupp am Ende noch an einer Bank Geld abheben. Also „musste“. Die Bank hatte zu, aber wie sich herausstellte, hatten sie für die Taxifahrt noch genügend Geld zur Verfügung. Zwar gerade mal so, inklusive 50 Cent Trinkgeld, aber sie hatten auch an dem Abend nichts mehr vor.
Im Grunde nicht der Erwähnung wert. Aber sie hatten Lothar dabei. Lothar hieß natürlich nicht wirklich so, aber er hatte einen anderen lustigen und etwas aus der Mode gekommenen Namen mit L, der mich ebenso wie Lothar an einen deutschen Sportler erinnerte, der den Zenit schon leicht überschritten hat. Und über den Zenit zumindest für diesen Abend war Lothar auch. Wir fuhren einen Weg, den ich nicht bis ins letzte Detail gewusst hätte. Die Gegend war mir zwar nicht unbekannt, aber in Wohngebieten scheitert es ja dann meistens an irgendwelchen Einbahnstraßen. Also lotste mich Lothar. Freiwillig. Das Navi lief längst mit, aber es hat ihm Spaß gemacht.
Letztendliches Ziel sollte der Kottbusser Damm sein, dieser Meinung waren eigentlich alle – bis auf Lothar. Der wollte unbedingt noch zum Mehringdamm und war ziemlich davon überzeugt, dass der auf dem Weg liegt,
„also fast halt – jedenfalls nich mit Umweg und so. Geld hab ich eh keins mehr.“
Seine Versuche, mich ums eigentliche Ziel herumzulenken, hab ich locker ignorieren können, zumal dann auch Zwischenrufe seiner Freunde laut wurden. Am Ende stand das Taxi dann vor der Bank und Lothar wartete mit mir im Auto, weil es draußen ja so kalt war.
„Du kanns mich doch bestimmt jetzt zum Mehringdamm mitnehmen, oder?“
„Kann ich gerne, aber …“
„Für umme natürlich.“
„Huch, sieh einer an: geht doch nicht!“
Wenn Cleverness hell leuchten würde, bliebe von Lothar ein Glühwürmchen übrig:
„Äh, was? Wieso’n jetz doch nich?“
Ein kleines Glühwürmchen.
Keine Regel ohne Ausnahme, aber einfach so mal eben drei Kilometer für umme. Entgegen meiner Richtung, ohne Grund? Nee, also echt nicht. Am Ende bei netten Leuten mit Geldsorgen mal 500 Meter überziehen – ok! – aber Lothar wirkte ohnehin so glücklich, als ich ihn abgewiesen habe.
„Na dann müssen wir’s anners machen. Kann ich mit Gras bezahlen?“
„Nein, unter Koks geht nix!“
Ich kann nichts dafür, seine großen Augen waren so lustig. Ich musste das sagen! 😀 Die Richtigstellung hab ich natürlich gleich nachgereicht:
„Mal im Ernst, Junge: ich hab besseres zu tun, als meinen Führerschein mit Drogen zu gefährden. Und wenn es nur der Besitz ist …“
Nach ein oder zwei Wortwechseln machte er das, was alle Verzweifelten machen, die am Fahrpreis was drehen wollen: Er erging sich in Zurechtbiegungen, mit denen der eigene Vorschlag dann ja doch irgendwie vielleicht und überhaupt und sowieso:
„Aber ihr werdet doch eh kaum kontrolliert. Musst es ja nicht direkt bei dir haben, könntest ja auch sagen, dass ein Fahrgast das da hat liegen – hey! Du müsstest nicht mal lügen, Alter! Nicht mal lügen! Also was is?“
Ich klärte mit den anderen inzwischen die Bezahlung ihrer Fahrt, währenddessen hing Lothar noch auf der Rückbank rum und plante weiter:
„Des is sogar super praktisch! Ey, ich könnte dealen und Dich als meinen Taxifahrer einstellen. Und dann könnte ich Dich am Gewinn …“
„Ist gut, geh mal mit deinen Freunden mit …“
Vielleicht hat Lothar es an diesem Abend noch irgendwie geschafft, zum Mehringdamm zu kommen. Er hat sich erst abschütteln lassen, als ich ihm versprochen habe, ihn anzurufen. Dass ich nicht einmal seine Nummer hatte, schien dabei gar nicht so wichtig zu sein. Es geht ja schließlich ums große Ganze. Und darum, dass ich mal „voll krass korrekt“ bin als Taxifahrer. Na denn, gute Nacht Lothar.
eigentlich bin ich ja gerade erst im januar 2011 was deine einträge betrifft (ja, einen so wunderschön geschriebenen blog kann man sich auch mal wirklich von anfang an geben 😉 ), aber genau da wäre dann die frage, ob solche skurrilen bezahlangebote öfters mal vorkommen ^^. oder verlässt du dich darauf, dass deine kunden immer wieder ideen haben, wie man dich entlohnen könnte, auf die man ansonsten nicht annähernd kommen würde? 😀
@Sash: Jetzt hast Du Dir aber ein schönes Geschäft versaut. 2x die Woche den Lothar nach Amsterdam fahren und wieder zurück, das hätte doch Deine Altersabsicherung werden können. Und Lothar hätte Dir dann Zwecks schnellerem Vorankommen die Straße gerade geraucht! 😀
@Apotheker-Typ
Sofern der Lothar dann bereit wäre, auf dem Rückweg zu Fuß die Grenze zu passieren, indem er außerhalb der Sichtweite der jeweiligen Aufsichtskräfte das Taxi verlässt bzw. wieder einsteigt, ließe Sash vllt mit sich darüber reden. :-))
Da erinnere ich mich an ein Bild, bei dem man auch eine Bong auf dem Tisch erkennen konnte, das du hier einmal gepostet hattest. ( Aber war ja nur für Salvia, ne? :D) Also hast du zumindest mal dieses Hilfsmittel. Und wenn du das nächste mal ein, zwei Wochen krank bist…? 😉
Dich als Taxifahrer anstellen und dealen … soso. Das wäre doch was – läßt du ein wenig auf der Rückbank liegen, der Fahrgast, der es einpackt, zahlt einen „Gras“-Zuschlag und gut ist 😉
@MsTaxi: Das ganze ist relativ rechtssicher: Strafbar laut Betäubungsmittelgesetz (BtMG) ist der BESITZ und das EIGENTUM dieser „nicht verkehrsfähigen Betäubunbgsmittel“ gemäß BtMG Anlage 1. Da Sash nicht Besitzer oder Eigentümer des Betäubungsmittels (BtM) wäre, und auch nicht Besitzer oder Eigentümer des Besitzers der BtM ist (das gäbe Konflickte mit dem Grundgesetz) noch Vormund selbigens, ist er nicht haftbar oder strafbar. Sash kann natürlich nicht wissen, was seine Kunden so mit sich rumschleppen, und eine Durchsuchungspflicht vor Fahrtantritt besteht nicht und wäre m.E. auch illegal. Voraussetzung ist natürlich, dass der Besitzer der BtM fragliche auch „am Mann“ hat und nicht irgentwo im Taxi versteckt. Sollte Lothar jedoch im Taxi seine Tüte rauchen, könnte Sash dran bekommen werden via Drogentest wegen „Fahrzeug führen unter Einfluss von BtM“. (Passivrauchen ist halt auch ungesund.) Aber wenn man mal 2 große Stücke Mohnkuchen isst, findet ein Morphintest auch Opioide im Schweiß… 🙂
Aber mit „zu Fuß über die Grenze“ ist quatsch. Der Zoll fährt heutzutage die Deutschen BAB vor der holländischen Grenze auf und ab, und die ziehen auch mal 50km hinter der Grenze verdächtige Fahrzeuge zur Kontrolle aus dem Verkehr.
@Sash: Nee, hast schon Recht. Lothar soll ma alleine klar kommen. Der Beruf (als Berufung) und der Führerschein sind das Marokko-Import-Zeugs einfach nicht wert.
@mwi:
Wenn Du den Blog gerade von hinten aufrollst, solltest Du z.B. den „bezahlen“-Artikel und den mit dem kleinen braunen Klümpchen schon gelesen haben … 😉
@Apotheker-Typ:
Das Ganze wäre sogar noch sicherer gewesen: ich hätte ihn nur hier in Berlin zu seinen Endkunden bringen sollen … 😀
@HunterJ:
Die war damals tatsächlich nur für Salvia – und das war damals sogar noch legal. Und das ist nicht einmal gelogen. Mein letztes Mal Kiffen ist so ewig her, ich weiß selbst kaum noch, wann das war …
@ednong:
Danke für die Verfeinerung dieses Geschäftsmodells 😉
@sash: den „bezahlen“ artikel hatte ich ja selbst verlinkt 😉 (btw. ohne gleich mosern zu wollen, aber in den kommentaren sind die links echt schwer auszumachen)
aaaber mit den braunen klümpchen…, da steh ich wohl gerade dezent auf dem schlauch 🙁 (aber mach dir nichts drauß, „auf dem schlauch stehen“ ist bei mir quasi sowas wie ne berufung 😀 )
@Sash: „…ich weiß selbst kaum noch, wann das war …“
Das haben wirs… Tüten sind schlecht fürs Gedächtnis! 😀
@mwi:
Auch wenn ich hier und da mal einen Link übersehe – ich find’s ganz praktisch und gebe meine Links immer deutlich als Adresse an. Zumal eine Änderung ziemlich umfangreich wird, da die Links in den Kommentaren keine eigene Klasse im CSS des Themes sind, sondern über die für die Seitenspalte mitbestimmt werden. Und da würde mich das Design stören.
@Apotheker-Typ:
So ist das wohl 😉
hatten wir das nicht schonmal? ein einfärben von „comment-body a {…“ sollte möglich sein und nur die links in den kommentaren beeinflussen
also „.comment-body a“ natürlich