Eine Schweigeminute

Ich möchte heute den Platz hier nutzen, um die Kollegen, denen in den letzten Wochen etwas nerviges passiert ist, zur Einkehr zu bewegen und ihnen klarzumachen, dass es immer noch schlimmer kommen kann. Ich möchte euch dazu auffordern, eine Minute zu schweigen für meinen lieben Kollegen Said, der eigentlich alles richtig gemacht hat.

Er stand, irgendwann in der Nacht, am Ostbahnhof. Meiner Lieblingshalte. Ein verzweifelter und netter Mensch fragte ihn an, was die Fahrt bis nach Rostock kosten würde. Said verlangte mehr als ordentliche 400 €, obwohl alsbald klar wurde, dass von dort umgehend eine ebenso bezahlte Rückfahrt erfolgen würde. Dem Kilometerschnitt nach hätte man für die einfache Strecke also durchaus bis auf 250 € runtergehen können und dennoch ein Hammer-Geschäft gemacht.

Der Kunde war einverstanden, die Traumtour schlechthin. Das, was wahrscheinlich nur alle 10 Jahre einmal passiert.

Kurz hinter Eberswalde ist ihm das Auto verreckt und Said musste seinen Fahrgast an einen eilig herbeigerufenen Kollegen weitergeben (und selbst anderthalb Stunden unbezahlt auf den Abschleppdienst warten).

Natürlich sind wir nicht nur Kollegen, sondern auch Konkurrenten. Aber das ist die mit Abstand traurigste Story, die ich seit langem aus dem Gewerbe hören musste und ich finde, der Kollege hat ein wenig stilles Mitleid verdient …

Die Heimat ruft

Im Umgang mit deutschen Dialekten und fremdsprachlichen Akzenten bin ich inzwischen ja recht geübt. Natürlich gibt es immer mal wieder Unklarheiten, aber die beseitigen sich im Alltag eigentlich fast immer mühelos. Je nach persönlichen Präferenzen und Erfahrungen hat man natürlich mit dem ein oder anderen Idiom mehr oder weniger Probleme. Fast schon laut lachen musste ich ob dieser korrekten Aussage:

„Wie se sichr g’merkd hen, senn mir au ned von hier!“

Ach nee? Ehrlich?

„Ja wissed se, a Schwoab ka‘ dess halt et verschdegge! Dess kennet se am Lohdar Schbähd säh. Dess merk’sch emmer!“

Auf sowas musste ich kontern:

„Meinen Sie? Sie haben mich bisher auch nicht als Landsmann enttarnt …“

Ein paar „Ach waaas?“ und „Noi, ächd?“ später hab ich sie dann zufrieden und gut gelaunt an ihrem Hotel abgesetzt. Gab ein gutes Trinkgeld, „weil m’r Landsmänner senn“, das mit dem Geiz kann ich also immer noch nicht so recht bestätigen. Nur das eine ein wenig: Dess mid demm Hochdeitsch, dess isch ächd a schwäre Sach!

Könnten meine Kunden sein …

Ich bin ja unfreiwillig faul, was Links angeht. Ich vergesse zu oft, welche zu setzten – manchmal verzichte ich auch einfach drauf, weil GNIT nunmal eine Taxi-spezifische Seite sein soll. Aber das Netz lebt von Links und Empfehlungen. Umso mehr hab ich mich gefreut, dass Paramantus in seinem gestrigen Artikel, wieder mal eine seiner Anekdoten von der Arbeit in einem Sexshop, endlich mal einen Taxifahrer erwähnt hat.

Jene von euch, die hier wegen der Kundengeschichten gerne lesen (und das werden die meisten sein), sollten unbedingt mal einen Blick auf die Seite werfen. Denn auch wenn es sich im Sexshop um die gleiche Kundschaft dreht, die ich auch immer mal wieder habe, so sind die Begegnungen dort vor Ort offenbar immer noch eine Spur kurioser.

Aber auch die anderen Kategorien sind einen Blick wert, ich empfehle die durchaus fiesen und bissigen Texte gerne mal wieder, ich lese schließlich seit langem mit.

Zum aktuellen Artikel kann ich zwar nur sagen, dass ich nicht der Taxifahrer war, aber das ergibt sich schon daraus, dass ich in einer anderen Stadt arbeite. 😉