Ich kenne einen Kollegen, der ist etwa so großzügig wie ich, was Fahrgäste angeht. Der macht jeden Scheiß mit und bei seiner Zentrale gehört er zu den Leuten, die persönlich angefragt werden, wenn keiner im Umkreis von 10 km eine kurze Tour machen will, ob er nicht auch die 12 km in Kauf nimmt. Seinen Umsätzen nach ist die Taktik gut, und ich finde das sympathisch.
Neulich hat er mir dann aber von einer Fahrt erzählt, bei der wahrscheinlich sogar ich ausgerastet wäre. Es gab an jenem Abend eine größere Veranstaltung. Ein paar tausend Leute also, eine Menge Taxen. Er hatte sich eine Vorbestellung für dort gesichert. Soweit, so gut. Man kann jetzt schon drüber sinnieren, wie sinnig es ist, beispielsweise zu O2-World ein Taxi zu ordern, aber manche Leute haben ja offenbar besondere Panik.
Die schien im ersten Augenblick auch einen gewissen Grund zu haben. Bestellt wurde das Auto von der Mutter eines Kindes. Naja, ein 12- oder 13jähriger Junge.
Kinder, die alleine reisen, sind natürlich immer was eigenes – und man will es den Eltern ja auch nicht verdenken, dass sie ein Taxi bestellen, sodass nachher wenigstens klar ist, mit wem der Spross unterwegs war. Ich selbst hatte den Fall bisher nicht, also zumindest nicht im Taxi. Ich hatte nur einmal eine Horde Kinder, die zwar noch jünger waren, mich dafür aber völlig souverän angehalten haben und mir sogar noch den Weg gezeigt haben. Und Trinkgeld gab’s damals auch noch ein paar Cent! 🙂
Naja, der Kollege also! Lässt sich den „Kleinen“ von Mami ins Auto setzen und fragt freundlichst nach dem Fahrtziel. Er bekommt eine Straßenecke 200 Meter weiter genannt.
„Wie bitte? Meinen sie das ernst?“
„Ja sicher, da wartet sein Vater mit dem Auto!“
Also ich bin nun ja nicht dafür, Fahrtwünsche abzulehnen. Aber solchen Leuten sollte man schon sagen dürfen, für wie bekloppt man sie hält, oder?
Und vermutlich wurde das „Kindchen“ noch entlassen mit den eindringlichen Worten: „Und ruf mich von deinem Handy aus an, wenn der Taxi-Onkel losgefahren ist“…..
Wie haben wir damals eigentlich überlebt…..so täglich mit einer Horde anderer Kinder im Wald/verfallene Scheune/Bachlauf/Schrebergärten/Fabrikkeller unterwegs seiend und trotzdem jeden Abend müde und verdreckt, aber glücklich wieder zu Hause seiend. Ganz ohne minütliche Standortdurchsagen per Handy und begleitende Aufsichtsperson.
Na ja, FRÜÜHEEERR (C) halt 🙂
@Nihilistin:
Ja, das ist eine interessante Frage… ich fand es vor ca. 12 Jahren auch noch krank, dass ein Kumpel ein Handy hatte, auf dem seine Mutter immer anrief.
Ich meine: 200 Meter!!! Meine Eltern hätten mir durchaus zugetraut, diesen Weg zu schwimmen! Und sowas unverantwortliches fährt dann halt heute die Kinder von diesen Leuten 😉
Wieso ist sie mit ihrer Brut nicht einfach die 200 Meter gegangen?
Ganz schön dreist.
Ich nehme mal an, dass sie dem Vater ihrer Brut nicht über den Weg laufen wollte… Ich finde die Idee ganz schön clever. 🙂
Viele Möglichkeiten hat man ja nicht, wenn man geschieden und überfürsorglich ist.
Oder sie darf sich ihrem Ex nur auf 200m nähern. 😉
@Ozie:
An die Geschichte mit dem sich-nicht-nähern-Dürfen habe ich ja gar nicht gedacht 🙂
Das ist die wohl beste Erklärung!
ich glaube ich wäre der typische berliner taxifahrer der bei diesem wunsch mal richtig sachlich lospöbelt. aber ich wäre toleranter besoffenen und anderen idioten gegenüber.
hätte ich mal nicht auf meine alten gehört und hätte mal den p-schein gemacht.
@Susanne StoHelit:
Och, ich bin Besoffenen gegenüber auch sehr tolerant. Ich mach mich zwar öfter hier im Blog über sie lustig oder schreibe, wenn mich einer genervt hat – aber mitkriegen tun die das selbst in der Regel nicht.
Was ich im o.g. Fall gemacht hätte, weiss ich indes wirklich nicht. Ich hab ja wirklich Respekt vor jedem Beförderungswunsch, und mir ist klar, dass es selbst für 200m-Fahrten Gründe (z.B. Behinderungen) geben kann. Aber sowas schreit eben schon danach, den Leuten mal zu erklären, dass das bei allem Respekt ein ziemlich beschissenes Geschäft für uns ist, das man ohne schlüssige Begründung nicht toll finden muss.