Simply the Best (11)

Hier noch einmal Sashs eigene Rekorde beim Taxifahren. Der / die Neue(n) sind fett gedruckt.

Geld:

  • Höchster Umsatz pro Schicht: 241,70 €
  • Höchster Umsatz pro Tour (ohne Trinkgeld): 55,00 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Tour: 40,60 €
  • Originellstes Trinkgeld: 4,90 € + 2 Flaschen Prosecco
  • Höchstes Trinkgeld pro Schicht: 62,10 €
  • Höchste Einnahmen pro Tour (inkl. Trinkgeld): 65,00 €
  • Höchste Einnahmen durch Zuschläge pro Schicht: 14,50 €

Touren:

  • Die meisten Touren pro Schicht: 24

Strecke:

  • Die längste Strecke pro Schicht: 262,3 km
  • Die kürzeste Strecke pro Tour: ca. 300 m
  • Die längste Strecke pro Tour: ca. 52,0 km

Zeit:

  • Die längste Schicht (Pausen nicht eingerechnet): 11:45 Std.
  • Die längste Standzeit: 3:30 Std.
  • Die längste Wartezeit mit laufender Uhr (eine Tour): 0:25 Stunden

Die spinnen, die Briten!

OK, im letzten Eintrag habe ich bereits auf die beste Tour des Abends angespielt. Hier kommt sie also…

Es begann mehr als nur üblich. Ich stand am Matrix fünfzehn Minuten an und aus dem ewigen sich langsam drehenden Karussell der möglichen Kunden blieb bei mir ausgerechnet ein etwas fertig wirkender Engländer stehen, der seinen Slang wahrscheinlich in einem pakistanischen Untergrund-Viertel der englischen Hauptstadt gepflegt hat. Es hat gut eine Minute gedauert, bis mir klar war, dass er wirklich nur ins Generator wollte, und nicht etwa wissen, wie teuer es wird, oder einige andere Dinge.

Na gut! 27 € Umsatz wollte ich noch machen – das sind schon mal knapp 10. Steigen sie ein!

Die Tour verlief nach einer kurzen Sprachlosigkeit ausgesprochen heiter, und so erfuhr ich dann, dass er nur zwei Tage in Berlin ist, und das vor allem den Grund hat, dass er davon ausgegangen ist, dass Berlin Scheiße ist. Und jetzt – immerhin nach einem Besuch im Matrix! – war er der Meinung, dass das eine so geile Stadt ist, dass er auf jeden Fall wiederkommen will irgendwann. Dann aber mit Freundin und vielleicht sogar mit Übernachtung in einem richtigen Hotel. Seine Begeisterung kannte kaum Grenzen, und mir als überzeugtem Zugezogenen gefiel das. Irgendwie schade, dass die Tour so kurz war.

Am Generator angekommen drückte ich auf Kasse und die Uhr zeigte wie gewohnt 9,40 € an. Er drückte mir einen Schein in die Hand und wollte aussteigen. Ich wollte ihn schon einstecken, als mir etwas aufgefallen ist:

„Hey, wait wait wait! This aren’t 10 Euro!“

Und seine (fucking) Antwort war:

„I know! It’s fine! Have a nice Night!“

Also hab ich den Fuffi eingesteckt…

Fuck it, fuck it, fuck it! 40,60 € Trinkgeld bei DER Standard-Tour mit DEM Standard-Touri schlechthin! Ich hab die letzten Wochen echt einen guten Lauf, scheint mir…

Und wie üblich: Ich zocke nach wie vor keine Besoffenen ab! Der Typ war natürlich angetrunken, aber in bester Verfassung und er wusste genau, was er tat! Glaubt mir, ich bewahre die Leute gerne vor Dummheiten – aber mehr als sie darauf hinweisen muss ich nun auch nicht!

Touren zur Unzeit (1)

An der Spandauer Str. Richtung Osten:

Sashs Gedanken: „Mein Soll hab ich erreicht. Puh, endlich! 6 Uhr haben wir es bereits, jetzt ab zur Tanke an der Holzmarkt um das Auto klarzumachen und dann: Feierabend! Wochenende! Huch, da winkt ein Kunde! Naja, den einen noch… vielleicht geht’s ja zum Ostbahnhof oder so…“

Kunde: „Neu-Westend? Steubenplatz?“

Sash: „Na klar, steig ein…“

Kunden können Schweine sein…

Ich ärgere mich nicht oft über Kunden. Im Schnitt vielleicht einmal pro Monat – und das sind damit unter 0,5 %. Die rötesten Tücher meiner Wenigkeit sind Unlogik, Unfairness und selbstverschuldete Blödheit. Manchmal sind es dann aber doch nur Kleinigkeiten, die mich ein wenig echauffieren.

Heute habe ich ein paar Kunden nach Stralau gefahren und direkt an der Elsenbrücke winkten ein paar Gestalten. Gut, ich war besetzt – also bin ich weiter. Diesmal hatte ich allerdings Glück:

Ich kam aus Stralau zurück, und gegenüber standen sie noch. Sie winkten ein anderes Taxi heran, der Fahrer jedoch übersah sie, wollte sie nicht sehen – was auch immer! Sie sahen mich und winkten mir über die Kreuzung zu. Ich stand an der roten Ampel und winkte zurück als Zeichen, dass ich sie gesehen habe, und zu ihnen kommen werde. Daraufhin stellten sie das Winken ein und für einen kleinen Moment im Raum-Zeitgefüge einer Berliner Wochenend-Nacht waren alle Beteiligte eines kleinen geschlossenen Taxi-Kunden-Systems zufrieden.

Naja, und fünf Sekunden später kam ein Kollege, sie begannen wieder zu winken, er hielt an und lud sie ein…

Ich möchte das jetzt nicht künstlich aufbauschen – zumal ich mit der Nacht sehr zufrieden bin und mir diese Tour die beste Tour verhindert hätte – aber ich muss doch mal alle potenziellen Taxi-Kunden (also eigentlich alle Menschen) fragen, ob es nicht ein bisschen dreist ist, wenn Kunden die Fahrer als austauschbare „Ware“ ansehen und zugleich aber wünschen, von selbigen als Individuen wahrgenommen zu werden und nicht – etwa wegen zu kurzer Touren oder dergleichen – abgelehnt werden wollen?

Ich meine, es ist das gute Recht eines jeden, sein Taxi frei zu wählen – aber fies war es schon. So! *mecker*

Und ich dachte, ich wäre manchmal komisch…

Ich hatte die dritte der Biermeile geschuldete Fahrt in der Nacht. Dieses Mal so, wie man es sich vorstellt: Prolls von außerhalb, der einzige Ortskundige war der einzige über 3 Promille. Die Fahrt war recht kurz und bis vor dem Ziel herrschte Konfusion ob der Location vor, die die Jungs noch besuchen wollten.

Naja, ich hab sie mitten im Kneipenviertel Friedrichhains rausgelassen, sie waren zufrieden und gut gelaunt. Der „Spacko“ (so wurde er von seinen Kumpels genannt) in der letzten Sitzreihe hat sich wider leider sehr glaubhafter Versprechen nicht eingenässt und die Bezahlung glich wie fast immer in dieser Nacht einem langatmigen Trauerspiel ohne den Akt mit dem Trinkgeld. Naja, 7,50 € sind 7,50 €…

Die Jungs waren ausgestiegen, bedankten sich mehr als überschwänglich, wünschten mir viel Spaß und Glück und überhaupt und sowieso. Ich hab die Zeit dann gleich genutzt, um die hinteren Sitze wieder einzuklappen und mich nach deren Verschwinden noch dreißig Sekunden mit dem Notieren der drei Eckdaten der Tour befasst.

Während ich das tat, meldet sich eine schrill-begeisterte weibliche Stimme links von mir und bittet mich auf Englisch, die Scheibe ein wenig runterzumachen. Ich bin ihrem Wunsch mit gepflegtem wtf-Blick nachgekommen und wartete auf sowas wie eine Preisabfrage oder eine der üblichen, eigentlich recht kuriosen Anfragen, ob ich denn (ich, als Taxifahrer!) irgendwelche Adressen anfahren würde. Aber weit gefehlt: Die junge Dame hatte ein ganz anderes Anliegen. Sie wollte mich nämlich küssen…

„Das meint die jetzt nicht ernst, oder?“

war so der ziemlich einzige Gedanke, den ich zu dem Zeitpunkt hatte. Was soll ich sagen? Sie hat es doch ernst gemeint… und ich kann nicht behaupten, dass mich die Aktion nicht irgendwie irritiert hätte. OK, sie ist dann artgerecht von einer Freundin weggetragen worden, aber mal im Ernst: Wie viele Menschen rennen nachts durch die Stadt und wollen Taxifahrer küssen?

Und wie immer in kuriosen Situationen stellt man im Nachhinein fest, dass man schlagfertiger sein sollte. Ich hätte zum Beispiel das Taxameter anschalten können. Dann wäre ich zumindest nicht mehr der einzige mit einem dämlichen Gesichtsausdruck zu dieser Zeit in Friedrichshain gewesen…

Taxi-Dialoge (15)

Die Fahrt soll vom Ostbahnhof zu einem noch unbekannten Ziel nach Niederschönhausen führen.

Fahrgast: „Einfach die Prenzlauer Allee hoch, über die schwarze Brücke… ich sag das dann!“

Sash: „OK, alles klar! Naja, auf der Karl-Marx-Allee ist jetzt natürlich einiges los…“

Fahrgast: „Karl-Marx-Allee? Wir müssen zur Prenzlauer Allee!“

Sash: „Jaja, schon klar. Aber irgendwie müssen wir ja erstmal in den Westen kommen…“

Fahrgast: „In den Westen? Wat willst du denn jetzt im Westen? Wir müssen zur Prenzlauer!“

Sash: „Ist ja in Ordnung. Ich meinte doch nur, dass wir hier ja noch etwas östlich von der Prenzlauer sind.“

Fahrgast: „Ja, aber zur Prenzlauer müssen wir doch!!!“

Sash: „Keine Sorge, ich bringe fahre sie ja zur Prenzlauer…“

Fahrgast: „Naja, werden wir ja sehen. Der Preis ist jedenfalls 23 €…“

Wäre ich mal besser über Alexanderstraße gefahren oder hätte einfach gar nicht erst versucht, über Umwege die Biermeile anzusprechen, die die kürzeste Verbindung gerade ein wenig versperrt. Was soll’s? … ach und der Preis am Ende: 20,80 €. Der Kollege, der ihn hingebracht hat, schien deutlich seriöser zu arbeiten als ich, ich sehe schon…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Schichtbeginn, optimaler

Eine halbe, dreiviertel Stunde Schlange stehen am Ostbahnhof ist normal. Dass dann mal fünf Leute einsteigen, ist gut. Dass die Kunden angenehm sind, ist sogar sehr gut. Das Fahrtziel Franzensbader Str. kann in der Folge fast schon für Verzückung sorgen.

Wirklich optimal beginnt die Schicht aber, wenn die Kunden klargemacht haben, dass die Franzensbader nur ein Zwischenhalt ist, und es danach nach Potsdam weitergeht…

Zu all dem kam noch eine bezahlte Zigarettenpause unterwegs, sowie der Anblick dreier niedlicher Frischlinge, die in scheinbar suizidaler Absicht die Clayallee überqueren wollten. Wenn der Rest der Schicht auch so gewesen wäre, wäre ich reich und glücklich 🙂