Urlaub!

Nee, keine Sorge, ich mach nicht schon wieder eine Woche frei 🙂

Mein Tagfahrer aber! Das heisst, ich hab jetzt das Auto ab heute Nacht rund eine Woche die ganze Zeit zur Verfügung. Gut, man könnte jetzt jubeln, dass ich nun noch länger fahren könnte – aber das werde ich so oder so nicht machen. Vielleicht mal abends ein Stündchen früher los, aber… warum sollte ich irgendwie mehr als 12 Stunden arbeiten wollen…

Naja, de facto spart mir das eine Menge Zeit, denn der Weg zur Arbeit ist somit ja schon Arbeit. Quasi. Komisches Gewerbe, nicht wahr?

Zudem kann ich ein paar Sachen im Auto liegen lassen, die ich sonst natürlich immer mitnehme. Sei es die Jacke, Trinken, Papierkram etc. Ist einfach eine angenehme Geschichte. Ach ja, falls wer noch an meiner Blödheit zweifeln sollte: Ich hab mir gestern eine Monatskarte gekauft… da hätte ich auch mal besser eine Woche mit warten sollen.

Aber gut, ich freue mich jedenfalls irgendwie schon auf den Feierabend morgen früh. Gut, wer tut das nicht? 😉

Falls ich in nächster Zeit ein bisschen weniger schreiben sollte, dann liegt das wahrscheinlich daran, dass ich mich mal wieder um ganz andere Dinge kümmere. Dazu aber wann anders mehr…

Taxistreitereien

Klaus hat berichtet, dass Aro zusammengefasst hat, was gerade in Tegel so abgeht. Schön, und nun hab ich einen informativen Eintrag nur aus Links generiert 🙂

Nein, was ich noch dazu sagen wollte: Klaus hat auch dieses Video der Abendschau verlinkt.

Da zeigt sich wieder einmal, wie seltsam Berichterstattung sein kann. Sachlich falsch war an der Geschichte sicher nichts. Komisch nur, dass – sicher ohne allzu böse Kommentare – am Ende nur hängenbleibt, dass die Taxifahrer ein stänkerndes Völkchen sind, die Kollegen bedrohen und Angst davor haben, sich kontrollieren zu lassen. Was natürlich auch nur mies ist, weil es Schwarzarbeit erschwert.

Dass die nur einmal zu Beginn nebensächlich erwähnte „Servicegebühr“ von 50 Cent einer der Hauptgründe dafür ist, dass sich die Fahrer weigern, bei dem Spielchen mitzumachen, das wird nirgends erwähnt. Dann ist auch noch ein Auto mit einem Transparent („Nicht mit uns“) in der Heckscheibe zu sehen – anstelle einem der mehreren hundert Fahrzeuge mit dem gelben Aufkleber „Gegen Abzocke in TXL“. Und diese Gebühr – kann ich ja nur noch einmal erwähnen – betrifft ja nicht uns Fahrer. Wir sind nur die Deppen, die die Kohle im Namen des Flughafens eintreiben müssen. Dafür zahlen ja die Kunden. Und die Tatsache, dass sich die Fahrer gegen eine Preiserhöhung für die Kunden einsetzen, finde ich ein erwähnenswertes Detail.

Und ehrlich gesagt: Ich bin auch kein Freund von Kontrollen! Und das sicher nicht, weil mein Auto dreckig ist, oder ich zu schlecht Englisch kann. Ich wage nur zu bezweifeln, dass das irgendeinen Heini von einem privaten Sicherheitsdienst was angeht. Und die Geschichte mit der Schwarzarbeit: Es ist ja schön, dass die schwarzen Schafe unseres Gewerbes nun keine Touris mehr am Flughafen einladen dürfen. Damit ist das Problem ja erledigt. Das ist doch dieselbe bekloppte Annahme, wie die dass die Drogenproblematik gelöst wird, indem man in der Fußgängerzone Kameras aufstellt. Man sieht das Problem nicht mehr, alles super!

Ganz ehrlich, ich bin noch auf nichts hin kontrolliert worden in dem halben Jahr jetzt. Ich könnte das auch schwarz machen, könnte die Kunden abzocken etc. Da ich schon aufgrund des nicht vorhandenen Kreditkartenlesers (und der nicht vorhandenen Geduld, wie der Taxiblogger so schön geschrieben hat) nicht in Tegel lade, tangiert mich das von den konkreten Geschehnissen her sowieso eher peripher.

Aber ich bin natürlich nur dagegen, weil es um mein Geld geht und ich Angst vor Schwarzarbeitskontrollen habe. Oder so… ich bin gespannt, wie das weitergeht.

Dass die Kontrolleure derzeit auch Taxen ohne den nötigen Transponder reinlassen, hat ja auch nichts mit überschäumender Menschenliebe zu tun, sondern wahrscheinlich eher damit, dass es bisher zu wenige Taxen mit diesem netten Gerät gibt. Und nach wie vor ist Tegel als ein Flughafen mit beschissener Verkehrsanbindung einfach auf viele Taxen angewiesen.

Naja, in zwei Jahren wird Tegel dicht gemacht, also kann man – trotz Dementi – eigentlich davon ausgehen, dass sie eher versuchen, das System probeweise einzuführen, um dann bei der Fertigstellung des BBI schon zu wissen, ob es eine gewisse Akzeptanz bei den Kunden (die Fahrer werden nicht gefragt, merkt man ja gerade) für so etwas gibt. Nur so als Vermutung…

Ich studiere NICHT!

Ca. 50 bis 70% meiner Kunden sagen ihn, den einen immer gleichen Satz:

„Und wie ist das, studieren sie nebenher?“

Meine Antwort ist in der Regel ein von einem dezenten Lachen begleitetes

„Nein, ich mache das hauptberuflich und freiwillig…“

Es ist faszinierend, dass ich als noch verhältnismäßig (zumindest im Vergleich zu Heesters und Berlusconi) junger Mensch diesen Satz immer wieder zu hören bekomme. Klar, das Klischee vom Studenten, der nebenher Taxi fährt, existiert noch. In Berlin ist jedoch dank straffer Studienpläne und einer recht harten Ortskundeprüfung die Wahrscheinlichkeit größer, dass der alte Fahrer ein Professor ist, als dass ein Jungspund wie meine Wenigkeit Student ist.

Ich kann die Frage schon verstehen, aber in einer gewissen Art und Weise nervt sie auch. Das liegt noch nicht einmal an der Frage selbst – sie impliziert doch eigentlich eher, dass die Fahrgäste den Eindruck haben, ich hätte eigentlich mehr auf dem Kasten, als ein Auto durch die Nacht zu lenken. Habe ich sicher auch.

Das Nervige an dieser Frage ist eigentlich das, was nach meiner Antwort eintritt: Eine kurze verlegene Stille…

Ich weiss, Taxifahrer verdienen nicht gut, und die geistigen Fähigkeiten, die nötig sind, um diesen Job durchschnittlich auszuführen, bewegen sich irgendwo kurz hinter dem Evolutionssprung, der die Menschheit dereinst veranlasste, sich nicht mehr mit Affen zu paaren. Sollte man meinen. Dabei stoßen mir zwei Dinge bitter auf:

Zum einen:
Klar kann jeder Depp prinzipiell mit ein wenig Talent ein Auto steuern und Befehle entgegennehmen. Für die tatsächliche Dienstleistung, die zum Teil ja auch aus der Unterhaltung und der Zufriedenstellung der Fahrgäste besteht, sollte man dennoch eine gewisse Intelligenz und Sozialkompetenz mitbringen. Schließlich „muss“ ich als Taxifahrer Gelangweilte unterhalten, Gestressten Ruhe und Ängstlichen Sicherheit vermitteln, Besoffene zur Ordnung mahnen, Deprimierte aufbauen, Verzweifelte trösten und… ach ja, nebenher Auto fahren und das alles verarbeiten.

Zum anderen:
Ja, ich bin nicht der Dümmste, ich kann mich ausdrücken und trotz meines besch… eidenen Abiturs hätte ich sicher die Möglichkeit gehabt, einen anderen, „besseren“ Job zu machen. Dennoch sitze ich Abend für Abend in meiner Taxe und bin – wirklich fast jeden Abend – ein ums andere Mal froh, dass ich diesen Weg gewählt habe.

„Ich habe mein Abitur gemacht, um auswählen zu können, was ich machen will – nicht, um auf jeden Fall zu studieren!“

pflege ich gerne zu sagen. Mir ist klar, dass dieser Lebensentwurf insbesondere beim konservativen Teil der Bevölkerung ewig auf Unverständnis stoßen wird. Dass die unterschwellige Überzeugung, man könne ja wohl nur im „Notfall“ Taxifahrer werden, so weit verbreitet ist, lässt mich dann doch manchmal geradezu verzweifeln.

Natürlich stehen am Ende solcher Diskussionen immer wieder Sätze wie

„Das finde ich gut!“,

„So eine Einstellung ist echt positiv!“,

„Ich habe echt Respekt vor solchen Leuten!“,

und natürlich ist das irgendwie schön. Wahrscheinlich habe ich sogar wirklich schon den ein oder anderen davon überzeugen können, dass dieser Job nicht zwingend die letzte Haltestelle vor Hartz4 ist. Auf der anderen Seite ist es wahrlich erschreckend zu sehen, wie viele – die sich völlig selbstverständlich im Taxi chauffieren lassen – offenbar davon ausgehen, dass das ja kein „richtiger“ Beruf ist.

Diese Konfrontation mit pseudo-mitleidiger Kundschaft teile ich wahrscheinlich mit Putzfrauen, Zimmermädchen, Altenpflegern und wahrscheinlich sogar mit Krankenschwestern.

Ich kann damit wirklich ohne weiteres umgehen, denn ich bin ein Mensch, der inzwischen ein vernünftiges Selbstwertgefühl entwickelt hat. Zumal – so zeitintensiv sie sein mag – meine Arbeit stets nur Ausdruck meiner Einstellung ist, und nicht meine Identität bestimmt.

Ich bin „nur“ Taxifahrer, das ist wahr. Aber in dieser Position befinde ich mich täglich auf Augenhöhe mit Wirtschaftsprofessoren und besoffenen Punks gleichermaßen. Und im Gegensatz zu den meisten sehe ich mich diesbezüglich in einem sozialen Vorteil – nicht etwa irgendwo unten, nur weil auf meinem Gehaltsnachweis ein paar Euro mehr oder weniger im Vergleich zu den anderen draufstehen.

Zumal ich auch hier mal wieder die sozialrevolutionäre Karte ausspielen und fragen könnte: Könnten wir eher auf den Manager von Daimler verzichten, oder auf den Typen, der da die Bremsen installiert? Eben.

Aber um noch kurz ein Fazit zu bringen:

Fragt doch, was ihr wollt! Nach den Anforderungen meiner Kundschaft müsste ich über die Bettenqualität in 5-Sterne-Hotels ebenso Bescheid wissen, wie über die Preise und Hygiene auf dem Straßenstrich. Ich möchte mal das Studium sehen, das mir dieses Wissen zuteil werden lässt…

Nachtschichtprobleme die x-tausendste

Heyho, hier bin ich. Es ist Montag, es ist Mittag und ich bin gut drauf! Hey! Ehrlich gesagt, ist das beschissen! Zweieinhalb Stunden hab ich nun versucht zu schlafen. Erfolglos (kann man ja hier nachlesen). Ich hab jetzt zwar Kopfschmerzen und mir ist zu warm, aber von meiner Müdigkeit ist so ungefähr Nichts minus alles übrig geblieben. An einem normalen Tag hätte ich gesagt: Pah, ist doch egal, dann penn ich halt erst um 12 und fahr eben ein zwei Stunden später los. Aber Pustekuchen: Heute muss ich Abrechnung machen. Und ja: Ich muss! Denn ich geh sowieso nur heute hin, weil ich am Freitag verschlafen habe, und deswegen ist mein Chip auch schon bei der Firma. Also später losfahren würde auch nicht gehen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich nur zwischen 13 und 18 Uhr ins Büro kommen kann. Da ergeben sich dezente Probleme, denn ich wage ernstlich zu bezweifeln, dass meine verbliebenen 4 oder 5 Coffeintabletten ausreichen, einen fahrtüchtigen Zustand bis morgen früh auch nur zu simulieren… das sieht irgendwie alles nach einem ungeplanten Urlaubstag aus.

Ich muss zugeben, das ist was, was einem als Nachtfahrer häufiger passiert als den Tageskollegen. Aber irgendwas ist ja immer… wenigstens hat der Monat gut angefangen…

Einmal optimal

„Äh, Königswusterhausen?“

„Ja, lassen sie mich raten: Sie wollen wissen, wie viel das kostet?“

„Nee, ich weiss, wie teuer das ist, ich will nur heim!“

Danke! Das waren 50 €, also kein Weltuntergang. Aber immerhin mal kein enttäuschtes Gesicht bei einer Preisbenennung für eine Fahrt nach außerhalb. Ach ja, ansonsten war es noch dazu ein Hosen-Fan, der gerade vom Konzert kam, und sich somit auch schon ein nettes Gesprächsthema ergeben hat. (mein erstes Konzert waren ebenfalls die Hosen – 1996, was ist das lange her…)

"…and then we kill him!"

Das war tatsächlich ein Satz, den ein Fahrgast über mich zu den Mitreisenden gesagt hat, und dennoch hat mir das nichts ausgemacht. Was war geschehen?

Eine Gruppe Holländer hatte sich am Ostbahnhof eingefunden, und suchte dort nach einer Speisemöglichkeit. Kein Fast-Food, sondern ein ordentliches Restaurant. Nichts aufregendes, nichts zu teures, aber gut dann eben doch. Hmm? Ich versuche ja, mir viel zu merken und zu wissen – aber ich selbst war in Berlin bisher nur einmal ernstlich essen – und ich denke, es wäre trotz meiner positiven Erfahrungen dort wirklich unfair gewesen, meine Kunden zu einem Asiaten nach Marzahn zu verschleppen.

Eine ähnliche Anfrage hatte ich allerdings Stunden vorher schon, und da hat ein Kollege den Fragern – die zu laufen gedachten – den Speicher empfohlen. Da Ralfs Bewerbung dort ins Leere gelaufen ist (weil er die Adresse falsch geschrieben hat), habe ich also mal versucht, sie davon zu „überzeugen“. Ich hab ihnen gesagt, dass ich dort selbst noch nicht gegessen hatte, aber dass ich gehört habe, es soll gut sein dort.

Da die Strecke nun ja wirklich lächerlich kurz ist, stieß das auch auf wenig Gegenvorschläge. Mir war es egal, denn in der ganzen Stadt waren Winker unterwegs, und dank Zuschlag für den fünften Mann war es auch keine gänzlich lächerliche Tour.

„I hope, it’s good and you will enjoy the food.“,

habe ich ihnen noch gesagt, als ich sie verabschiedet habe.

„Don’t worry, we won’t find you, if it’s not!“

bekam ich als Antwort. Gute Laune auf allen Seiten – so sollte es immer sein. Dann fuhr ich mal hier lang, mal da lang, ein paar Touren, und als ich an diesem Abend das zweite Mal den Speicher passierte, winkten mich vier Leute heran. Vier. Beim Heranfahren sah ich dann schon: Das sind doch die Typen von vorher. Sie erkannten mich auch, es folgte das übliche Gelächter etc. pp. Zum Maria wollten sie. Also noch so eine kurze Tour. Warum nicht?

„Ähm, why only 4 persons?“,

fragte ich.

„Oh, we lost one!“

Super, die Laune war immer noch gut.

„And now? What’s about the food? Was it good?“

„No, not really…“

Shit! Das hat mich ernstlich geärgert. Die Laune haben sich meine Fahrgäste deswegen allerdings nicht verderben lassen, also kann man das ja mal gelassen sehen. Und während wir so hin und her scherzten, meinte der eine eben zu seinem Sitznachbarn:

„OK, and when he brought us there, we leave the car and then we kill him! Because of the food…“

Was macht man in so einer Situation? Man muss richtig reagieren. Also hab ich gesagt:

„Äh, guys, I think I need to take a longer route. Maybe I have some things to do before I die…“

War wirklich eine gute Doppel-Tour. Ach ja, einer von denen wollte dann noch etwas weiter nach Kreuzberg rein – es hat sich also auch finanziell noch gelohnt am Ende!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Taxi-Dialoge (10)

Sash: „Das macht dann 20,80 €.“

Fahrgast: „Mach… mach… mach 30!“

Sash: „Wow, danke!“

Fahrgast: „Dank nicht mir, dank meiner Mutter!“

Sash: „OK, na dann schönen Gruß von mir!“

Fahrgast: „Ich richte es aus…“

Man trifft aber auch nicht oft auf noch nicht einmal 20jährige, die von ihren Eltern nicht nur den Satz „Gib immer Trinkgeld!“ mitbekommen haben, sondern tatsächlich Respekt vor Arbeiten wie der meinen haben. War mal wieder so ein Kunde, der per Handschlag verabschiedet werden musste…