Nachtschichtprobleme die x-tausendundeinste (oder so)

Dieses Wochenende wird wieder mal eine Probe sein für meine Liebe zur Nachtschicht. Das allerdings liegt nach wie vor nicht daran, dass ich nachts nicht zu Hause bin, abends nicht feiern kann oder auf Arbeit mit lauter Betrunkenen zu tun habe. Nein, es liegt eine Familienfeier an. Wann? Natürlich irgendwann rund um die Mittags-/Nachmittags-Zeit morgen.

Nun bin ich ja wirklich niemand, der sich scheut, aus privaten Gründen frei zu machen. Aber am Wochenende sträubt sich irgendwie alles in mir. Freitags und Samstags mache ich zwischen 0 und 6 Uhr meist denselben Umsatz, den ich Sonntags zwischen 19 und 7 Uhr zusammenkriegen würde. Da ergibt es sich dann von selbst, dass man an diesen Tagen nie frei machen will.

Und dabei geht es ja nicht einmal um schamlose Geldgier, sondern auch darum, dass man diese guten Tage einfach braucht, um auf einen akzeptablen Monatsschnitt zu kommen.

Natürlich bin ich eine Lusche, weil ich es für unverantwortlich halte, übermüdet ins Auto zu steigen. Irgendwie fühle ich mich in meiner Rolle aber ganz wohl, muss ich sagen. Ihr hättet mal das Gesicht von meinem Chef sehen sollen, als ich letzte Woche spontan einen Tag Urlaub genommen habe, weil ich seit 24 Stunden nicht geschlafen habe. So viel Verantwortungsgefühl scheint ihn ernstlich überrascht zu haben – was wiederrum mich in Staunen versetzt.

Aber gut, wie werde ich das Wochenende zubringen?

Wahrscheinlich werde ich heute Nacht etwas früher Schluss machen, um dann schon so gegen 5 Uhr (oder so) ins Bett zu springen. Mittags heisst es dann, den Familienauflauf zu überstehen, und nach einer kurzen Pause mit (hoffentlich) noch ein bisschen Schlaf geht es dann leicht verspätet in die Samstagsschicht. Sonntag ist dann Freizeit angesagt.

Ursprünglich hatte ich vor, Samstag komplett frei zu machen, und dafür Sonntag zu fahren. Aber wie gesagt: Da sträubt sich was in mir. Jetzt hoffe ich nur, dass ich schlafen kann, wenn ich es vorhabe, und dass sich die Rechnung bezahlt macht. Jedenfalls wird es morgen kaum was von mir zu hören geben… dafür dann am Sonntag umso mehr 🙂

Für die Berliner Kollegen

So, mir geht es nicht sonderlich gut, ich bin irgendwie ein wenig krank, aber ich hab dennoch eine kleine Spezial-Tour gehabt heute. Das richtet sich wirklich nur an Leute, die sich in Berlin auskennen, aber schon dann ist es unverständlich:

Ein Kunde steigt am Ostbahnhof ein und möchte zur Wildener Str. in Kreuzberg.

Die hat mir nichts gesagt, aber er ließ schon hören:

„Kein Problem, Schlesisches Tor sagt dir was?“

„Klar!“

Also sind wir über die Oberbaumbrücke zum Schlesischen Tor gefahren. Von nun an gestalteten sich die Hinweise wie folgt:

„Geradeaus, dann rechts ab am Mauerpark lang und dann geht die da ab…“

Für alle, die jetzt nach Jahrzehnten zum ersten Mal an ihrer Ortskenntnis zweifeln:

rechts = links
Mauerpark = Görlitzer Park
Wildener Str. = Lübbener Str.

Aber so in etwa…

Bank-Quickie

Aus der Reihe „Touren, wie ich sie liebe“:

Ich fahre ans Matrix ran. Ich will mich als fünfte oder sechste Taxe dort anstellen. Bevor ich das kann, kommt mir ein reichlich angetrunkener Kerl entgegen und bietet mir einen Zehner an, wenn ich ihn zur Sparkasse bringe. Ich hab ihm erklärt, dass der Weg mit dem Auto länger ist als zu Fuß, aber dass wir niemals auf 10 € kommen würden. Wir haben uns darauf geeinigt, das Taxameter zu befragen.

Ich hab ihn also kurz über die Warschauer Brücke gefahren (Der U-Bahnhof war zu und der Automat am Schlesischen Tor ist nicht wirklich besser situiert) und hab ihn an der Ecke Revaler in die Sparkasse entlassen. Davor hat er mir brav seinen Ausweis („Kannst auch noch mein Handy und mein…“) hinterlassen, und keine 6 Minuten nach Beginn der Aktion stand ich dann am Matrix, vielleicht einen Platz weiter hinten, dafür um 7,20 € Umsatz und 2,80 € Trinkgeld reicher.

Ach ja, den zufriedenen Kunden habe ich ganz vergessen 😉

Kein Geld, kein Taxi…

Gestern hatte ich gleich zwei kuriose Begegnungen mit Leuten, die sich offenbar kein Taxi leisten können. Das ist ja nicht selten, Taxifahren ist nunmal teuer. Die beiden gestern waren allerdings schon originell.

Der erste war ein Junge, vielleicht 14 bis 16 Jahre alt. Er hat sich gar nicht erst damit aufgehalten, mich und meinen Kollegen – wir standen am Ostbahnhof und haben uns unterhalten – irgendwas zu fragen. Er stürmte wütend an uns vorbei und lamentierte dabei in weinerlichem Tonfall:

„Ihr bringt mich nicht nach Hause! Soviel Geld hab ich nicht!“

Äh, ok!? Dann eben nicht…

Der zweite war gleich mit einem Freund am Start. Zwei Touris am Matrix. Sie nannten mir in wirklich unverständlichem Kauderwelsch eine Haltestelle, zu der sie wollten. In der Nähe des „Haustbannos“ sollte sie sein.

„You mean Hauptbahnhof?“

„Yeah, exactly!“

„OK, and what’s the name of the station? I didn’t understand you?“

„Oh, Hautbanno is ok! How much?“

Ich hab ihnen dann gesagt, dass ich es so genau nicht einschätzen könnte, wahrscheinlich irgendwas um die 18 €. Daraufhin haben sie völlig gelassen, ohne den Versuch zu handeln und kein bisschen verärgert verkündet:

„Uh, 18 €. We don’t have so much money. We walk!“

Und dann haben sie sich umgedreht und sind losgelaufen.

Viel Spaß, kann ich da nur sagen…

"Ich geb dir mal die hier…"

Als ich es gestern mit einem Kollegen darüber hatte, Leute an der Bank abzusetzen, hatte er durchaus interessantes zu berichten. Ich denke, jeder Taxifahrer lässt sich ein Pfand aushändigen, bevor er jemanden irgendwo rauslässt. Der Ärger, eine Fehlfahrt verbuchen zu müssen, ist einfach groß – und es ist wirklich nur selten, dass Kunden das unverständlich finden. Bei mir selbst haben bisher eigentlich die Fälle überwogen, in denen Kunden mir auf Nachfrage dann nicht nur ihren Personalausweis, sondern gleich noch Portemonnaie, Handy, den ganzen Rucksack oder gleich ihre Freunde dagelassen haben.

Mein Kollege jedenfalls erzählte mir davon, wie er einen eher zwielichtigen Typen bei einer Bank abgeladen hat, und ihn bat, doch den Ausweis, Geld oder irgendwas anderes wertvolles im Auto zu lassen. Daraufhin zückt der Kerl eine Knarre und meint ungerührt:

„Ich geb dir mal die hier…“

Dann hat er die Pistole auf den Beifahrersitz gelegt und ist zur Bank gestiefelt. Mein Kollege konnte zwar nicht sagen, ob es sich um eine wirklich scharfe Waffe oder „nur“ eine Gaspistole gehandelt hat, meinte aber, er sei durchaus irritiert und verunsichert gewesen.

„Stell dir vor, da wären jetzt die Bullen gekommen…“

Ich glaube, das sind so Momente, in denen man sich dann endgültig sicher ist, dass es utopisch ist, darauf zu hoffen, dass es irgendwelches Kundenverhalten gibt, das der Fantasie entspringt. Es gibt einfach ALLES!

Ortskunde für Coole

Gehen zwei Jugendliche am Ostbahnhof an den Taxen vorbei. Brüllt der eine in sein Handy:

„Ey nee, bisch grad Potsdamer Platz!“

Komik, die wahrscheinlich nur Taxler verstehen…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die GFPZ sind wieder da.

Die GFPZ – die gönnerhaften Festpreiszahler – haben mich mal wieder überrascht. Heute kurz vor Feierabend. Ich stand morgens um 7 Uhr am Ostbahnhof. „Eine Tour noch, dann hab ich (hoffentlich) die 200 voll, und dann ab nach Hause!“ So lassen sich meine Gedanken während dieser halben Stunde gut zusammenfassen.

Nachdem ich etwa 5 Minuten verantwortungsbewusst die erste Position am Stand gehütet habe, kamen drei junge Männer an. Der eine fragte mich dann:

„Wie sieht’s aus? Nimmste uns für 30 € mit? Nach Lichtenrade?“

„Ähm, ganz im Ernst: Wir werden da unter 30 € hinkommen…“

„Ja, aber wir haben ja alle unterschiedliche Adressen… aber nahe beieinander!“

„Kann ich mal eine der Adressen ins Navi eingeben, da unten kenne ich mich eh nicht so gut aus…“

„Klar, das ist die…“

So, nun habe ich also kurzerhand eine Adresse ins Navi geprügelt, und das spuckte mir dann eine Route mit 12 km Länge aus. Das sind nach aktuellem Tarif um die 22 €. Also hab ich gesagt:

„Das reicht locker mit 30 – wird deutlich weniger!“

„Weisste was, ich geb dir einfach 30, und dann ist gut…“

Ich hab mich in diesem Fall – böses Vergehen, ich weiss – darauf eingelassen. Was sollte passieren? Ich hab ihnen gesagt, dass es nach Tarif weniger ist – ich hab das einfach mal als Tour mit gutem Trinkgeld laufen lassen. Mein Gott, Lichtenrade liegt eh quasi hinter der Stadtgrenze. So gut wie zumindest…

Die Tour war auch ok – wenngleich ich mich frage, ob die Definition von „nahe beieinander“ irgendeinem australischen Heimatfilm entsprungen war. Denn es kamen tatsächlich noch ein paar Kilometer dazu. Es waren am Ende knapp 18 km, und zwischendrin hatte ich tatsächlich schon überlegt, was ich jetzt machen soll, weil ich ja einerseits schon gerne noch ein paar Cent Trinkgeld hätte, andererseits meinen Chef auch nicht übers Ohr hauen wollte. Da kam mir allerdings mein einer Fahrgast (der, der auch gefragt hat) dazwischen, indem er mir als er ausstieg (als zweiter) den Zehner in die Hand drückte, den ich ihm vorher gegen 40 € rausgegeben hatte. Dazu sagte er dann:

„Und hier, das ist noch für… für die lange Fahrt!“

Mal im Ernst: Die Jungs waren keine Unsympathen. Nicht das Klientel, mit dem ich gerne privat einen Trinken gehen würde, aber soweit in Ordnung. Aber kann mir irgendwer die Logik hinter diesem Verhalten erklären? Erst sagen, man möchte für 30 € heim. Wenn der Fahrer dann sagt, dass es billiger wird, zugeben, dass es vielleicht doch nicht passt. Und dann zum Schluss ein Trinkgeld geben, das jenseits von Gut und Böse ist.

Hey, das war eine krönende Abschlusstour für eine gute Schicht, aber warum geht das nicht einfacher?