Das muss ich kurz loswerden, auch wenn es dummes Gemecker ist. Halte ich also neulich an einer öffentlichen Straße, parke mein Auto ordnungsgemäß ein, und öffne alsbald die Fahrertüre, um das Gefährt auf möglichst stressfreie und ästhetische Weise zu verlassen. Rund zwei Sekunden später – als ich bereits auf der Straße stand – passiert mich eine Fahrrad-Fahrerin, die mir mehr oder minder ins Gesicht brüllt: „Gucken!!!“
Meine erste verbale Reaktion („Ich kann auch treten!“) habe ich ebenso wie die Umsetzung derselben heruntergeschluckt. Es ist bisweilen nicht leicht, Kritik entgegenzunehmen. Das ist so, und ich halte mich für ziemlich kritikfähig. Also habe ich mir die Zeit genommen, ein wenig über die Situation nachzudenken:
„Habe ich wirklich nicht geschaut, ob jemand kommt? Hmm, weiss ich gar nicht mehr. Vermutlich schon. Aber auch vernünftig? Passiert mir das aus Routine vielleicht nicht sogar öfter, dass es mehr so ein Alibi-Blick ist? Dass ich zwar nachsehe, aber gar nicht abwarte, ob wirklich frei ist?“
Solche Fragestellungen können einen wurmen, wenn man sich für einen guten Autofahrer hält, der respektvoll mit anderen Verkehrsteilnehmern umgeht. Ich bin am Ende allerdings auf einen weniger versöhnlichen Schluss gekommen: Die kann mich mal kreuzweise!
Denn: Ich kann noch damit umgehen, dass ich aufgrund mancher selektiver Wahrnehmung und der schlechten Vorbildfunktion einiger Kollegen vorschnell in die Kategorie „Taxifahrer, muss ja ein Rowdy sein!“ einsortiert werde. Dass man manchmal im ersten Moment überreagiert und seine Flüche ausstößt, damit sie einem hinterher doppelt leid tun können – das ist mir auch schon passiert. Aber…
…wer mich nachts um 1 Uhr ziemlich grob der mangelnden Umsicht bezichtigt, und dabei auf öffentlichen Straßen ein altersschwaches Fahrrad ohne Licht bewegt, der soll aber möglichst schnell aus meiner Reichweite verschwinden!
Aber keine Panik: Meine Laune ist gut, das ist eher ein Beispiel für „So muss Verkehr nicht sein!“