Auszug aus der Typifizierung der Trinkgeld-Geber

Gestern hatte ich fast direkt hintereinander zwei echt nette Menschen im Wagen, die sich beim Trinkgeld sehr unterschiedlich verhalten haben. Das hier ist kein Gemecker über einen der beiden, sondern nur eine kurze Beschreibung. Bitte glaubt mir das. 🙂

Typ 1:

War eine relativ lange Tour, die noch dazu mit einer kleinen Verwirrung begann, weil ich – bevor er mich angehalten hat – einfach nicht darauf geachtet habe, welche Querstraße ich schon passiert hatte. So sind wir einen kleinen Umweg gefahren – wahrscheinlich aber im 30-Cent-Bereich. Wir haben uns jedenfalls die ganze Fahrt über nett unterhalten, und am Ende stand das Taxameter bei 16,60 €. Er reichte mir einen Zwanni und begann zu stammeln: „Machen wir, ähm, hmm, ja, äh, ach stimmt so!“ Man hat ihm deutlich angemerkt, dass er eigentlich 18 oder 19 machen wollte, ihm dann aber der Gedanke unangenehm war, „lächerliche“ ein bis zwei Euro rauszugeben.

Typ 2:

Zwei Touren später habe ich eine kleine Gruppe von einem Club zu einer Privatadresse gebracht. War eine recht kurze Fahrt mit Partystimmung im Auto, alles super und locker. Endpreis: 8,90 €. Der Typ reicht mir einen Zehner und meint: „Ja, dann machen wir, äh, öh, hmm, naja…“ Ich hab erwartungsvoll das Portemonnaie in der Hand gehalten. „Machen wir 9! Ist zwar nicht viel, aber immerhin rund!“ Dieser Kollege hat sicher mit dem Gedanken gespielt, zu sagen: „Stimmt so“, aber am Ende kamen ihm – warum auch immer 🙂 – wahrscheinlich mehr als 10% Trinkgeld zu hoch vor.

Es ist einfach interessant zu beobachten, wie sich Leute beim Trinkgeld verhalten. Manche haben es sich vorher genau überlegt (z.B. der Typ, der seine Fahrt von 28 – 30 € immer mit 32 € zahlt), andere runden grundsätzlich nur zum nächsten vollen Euro auf. Wieder andere lassen sich das komplette Wechselgeld geben und legen dann 2 € oben drauf (hatte diesen Typ noch nie mit mehr oder weniger!) und manche geben bei ungeraden Beträgen über x,50 dann auch x+1,50, damit das Trinkgeld zwar den Euro nicht übersteigt, aber auch nicht unter 50 Cent bleibt.

Ach ja, neben den Leuten, die gar kein Trinkgeld geben, fehlen natürlich noch die überaus großzügigen, die einfach minimum 5 € geben, oder die (meistens Touristen), die das Geld aus der Gruppe einsammeln, und dann einfach Trinkgeld geben, was ihnen zu lästig ist, wieder einzustecken. Im Durchschnitt komme ich damit am Monatsende eigentlich immer auf ca. 1,20 € pro Tour…

    Ähnliche Artikel:

    Keine ähnlichen Artikel gefunden

7 Kommentare bis “Auszug aus der Typifizierung der Trinkgeld-Geber”

  1. Klaus sagt:

    Eine Kategorie fehlt noch. Eine Hamburgerin ist bei mir mal vom Ostbahnhof aus eine 8,70 Euro Tour gefahren, hat mit einem 10 Euro-Schein bezahlt und sagte 9,70. Auf meinen etwas irritierten Blick reagierte sie: „Ich gebe immer einen Euro Trinkgeld.“ War ’ne Künstlerin.

  2. Sash sagt:

    OK, der Fall war mir neu 🙂
    Aber beim Trinkgeld scheint es eine Menge Leute mit festen Prinzipien zu geben. So kompromisslos ist allerdings sicher selten…

  3. Marcus sagt:

    Intressant, das würde ja wiederum bedeuten das deutlich über 50% aller Fahrgäste schon vor fahrbeginn entscheiden wieviel trinken sie in etwa geben. Hatte eigentlich gedacht, das es bei den meisten ehr spontan passiert bzw. abhängig von dem verlauf der Tour ist.

  4. Sash sagt:

    Naja, ob das über 50% sind, weiss ich nicht. Aber es ist tatsächlich so, dass viele recht unabhängig vom Verlauf der Fahrt Trinkgeld geben. Natürlich geben die Leute netten Fahren tendenziell mehr. Aber manchmal ist man dann doch erstaunt. Nette Omas, mit denen man ein Viertelstündchen geplaudert hat, und bei allem nötigen Zeug hilft geben am Ende nichts, obwohl sie noch mit einem Fünfziger zahlen. Auf der anderen Seite gibt mir dann ein Typ Trinkgeld, der mich des Betrugs bezichtigt und sich in der Folge hartnäckig der Konversation verweigert hat.
    Solche Erlebnisse stützen die Theorie irgendwie. Aber bis auf so Fälle wie bei Klaus schätze ich die Chance als gering ein, dass die Leute es sich vorher bereits überlegen. Die meisten haben wahrscheinlich so ihre Angewohnheiten wie z.B. „nur auf gerade Euro-Summen“, „mindestens ein Euro“ oder „höchstens 10%“. Das halte ich für das Wahrscheinlichste.

  5. blauerblubb sagt:

    Wir haben aufgrund der eher ländlichen gegend ja sehr viele Stammgäste. Da ist es auch gang und gebe, dass die meisten schon vorher wissen, dass es z.B. zwischen 4,10€ und 4.50€ (je nach Ampel) liegt. Da bekommt man auch schonmal vor Fahrtantritt zu hören: „Hier sind deine 5€, mehr gibts nicht.“ Und dein Trinkgeld entscheidet sich dann, wie lange du an den eventuellen Ampeln brauchst. Ich denke mal, dass das eine Kategorie ist, die es in der Großstadt doch ganz selten bis überhaupt nicht gibt, oder?

  6. Sash sagt:

    @blauerblubb:
    Nein, das ist nun wirklich was, was Stammkunden mit Stammstrecken vorbehalten ist. Zumal wir hier in Berlin eine Minute Wartezeit umsonst haben, was heisst: Der Preis ist – bis auf vielleicht drei Ampeln oder so – immer auf den Cent genau gleich.
    Das sollte man echt mal ändern – die Kunden glauben einem das sowieso nicht… 😉

  7. […] sind zwar bisweilen seltsam, aber meist geben sie ja dann doch freiwillig. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel. Gut […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: