So, nun ist es also amtlich: Die Ortskunde-Prüfung habe ich auch beim dritten Anlauf nicht geschafft. Das habe ich vorhergesehen und daher komme ich gerade ganz gut damit klar. Ich bin alles in allem wieder hochmotiviert, und jetzt habe ich den nächsten Termin am 22. Oktober. Da die nächste Prüfung (weil Winterhalbjahr) beim Taxiverband (und nicht bei der Innung) stattfindet, war es wohl auch das letzte Mal, dass ich die Schreckschraube im Büro der Innung gesehen habe, die irgendwie der Meinung ist, dass sie jeden Menschen scheiße behandeln darf. Naja, völlig überraschend hat sie mir sogar Glück gewünscht und in diesem Zusammenhang gemeint, sie hoffe, dass wir uns nicht in einem halben Jahr wiedersehen. Ich war wirklich verwundert. Erst gestern hat sie wieder einen Mitbewerber zur Sau gemacht, weil er nicht pünktlich 15 Minuten vor dem Termin da war.
Ich meine, es ist ok, dass es für das ein oder andere Procedere Regeln gibt. Nun muss ich zu dieser 15-Minuten-Regelung aber sagen, dass das scheinbar die reine Schikane ist, da die Prüfung offenbar niemals früher anfängt – im Gegenteil: Es werden immer 3 Leute auf beispielsweise 13 Uhr bestellt und die kommen dann nacheinander dran, was bedeutet, dass einer sowieso knappe 30 bis 40 Minuten warten muss. Oder wenn es wenigstens eine Anmeldeprozedur geben würde, die Zeit verschlingt. Aber nein. Ich kam gestern rein (auch schon etwas zu spät) und hab gesagt: „Guten Tag, ich hab heute um…“ „Nehmen sie Platz!“ Dafür soll man eine Viertelstunde früher kommen? Ich verstehe das einfach nicht.
Naja, die gute Dame scheint irgendwie immer einen Grund zu brauchen, sich aufzuregen – wenngleich ich im Groben den Eindruck habe, dass sie – wenn man sich keine groben Patzer leistet, wie zu fragen wo die Toilette ist oder so – lockerer wird, je öfter man da ist. Ein komischer Mensch!
Ja, abgesehen vom Schreiben hier sitze ich mit Entschlossenheit vor meinen Objekten und denke mir abenteuerliche Strecken aus. Ist auch etwas…
Vielleicht schreibe ich in nächster Zeit gelegentlich vom Lernen, dann bleibt es nämlich auch mir besser im Kopf. Ich verweise hierzu gerne noch einmal auf die Möglichkeit, sich nur einzelne Kategorien hier im Blog anzeigen zu lassen – damit kann man dann solch uninteressantes Zeug überspringen 😉
Ihr hört noch von mir!
Etwas fragwürdige Stimmung
Der Tag heute wird eigentlich ganz locker. Mit einer Ausnahme: Die Prüfung. Das dritte Mal gehe ich zur mündlichen Ortskundeprüfung – aber wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich nicht daran, sie dieses Mal zu bestehen. Ich hab mein Ziel nicht aufgegeben, ich werde nachher mein Bestes geben, aber ich glaube eben, dass das dieses Mal erst recht nicht genug sein wird. Ich habe in den letzten Wochen viel zu wenig gelernt, wahrscheinlich falle ich dieses eine Mal wirklich mit Pauken und Trompeten – und nicht nur knapp wie die letzten beiden Male – durch.
Obwohl das Ganze insbesondere finanziell eine Mehrbelastung wäre, bin ich aber gerade nicht nervös, nicht niedergeschlagen und Angst hab ich auch keine. Ich will diesen Schein und diesen Job. Immer noch! Aber im letzten Monat konnte ich nicht mehr. Die Monate des Lernens waren an und für sich schon stressig, dann kam die Freizeit mit dem gebrochenen Bein und danach der Total-Crash meines Computers. Ich stelle diesen blöden PC nicht über die Prüfung, aber ich lerne mit ihm. Daneben weiss ich auch, dass das eine Ausrede ist, mit der ich rechtfertige, dass ich mich in den vergangenen Wochen viel um den PC, den Blog, um die WG (wir hatten viel Besuch) und mich selbst gekümmert habe, und das Lernen erst einmal hinten anstand.
Vielleicht ist das eine falsche Prioritätensetzung gewesen – ich kann’s jetzt aber eh nicht mehr ändern. Seit mehr als einem halben Jahr lerne ich den Stadtplan von Berlin auswendig, und allen, die das noch nicht gemacht haben, kann ich nur sagen, dass das vor allem deswegen schwer ist, weil es für derartiges Wissen kaum Methoden gibt, es sich anzueignen – schon gar nicht, wenn man gelegentlich Erfolgserlebnisse braucht.
Ja, ich bin wirklich kein Mensch, der sich monatelang auf eine Sache konzentrieren kann. Ich habs gelegentlich versucht, aber ich glaube, das kann ich mir nicht mehr beibringen. Vielleicht werde ich doch langsam alt 😉
Alle Leute, mit denen ich über die Prüfungen geredet habe, waren überrascht, manche fast geschockt, als sie gehört haben, wie schwer sie sind. Wer denkt an sowas, wenn man eh nur Taxifahrer erlebt hat, bei denen man froh war, wenn sie ihre eigene Fahrertüre gefunden haben?
Keine Frage, andere Leute haben noch härtere Prüfungen bestanden, genauso wie ich diese bald haben werde. Aber der letzte Monat war eben mal kein Taxi-Monat. Vielleicht der letzte der nächsten paar Jahrzehnte bei mir. Ich werde morgen mal nicht zitternd zur Prüfung nach Charlottenburg fahren, und ich werde mir nicht denken „Wieso bloß?“, falls ich die zweite Fahrt in den Sand setze. In dem Fall werde ich mir einen neuen Termin geben lassen, mich freuen, dass ich nun wieder einen ganzen Monat (hoffentlich nicht länger) habe, um mir die Straßen meiner neuen Heimat zu Gemüte zu führen, und dann werde ich relativ unbeschwert gehen. Ja, wenn ich die Prüfung heute nicht bestehe, werde ich mir den Luxus gönnen, nicht an mir selbst zu zweifeln, mich nicht mit den Fragen quälen, ob ich tatsächlich zu dämlich bin, ein paar Straßen auswendig zu lernen. Ich werde mir mal keine Vorwürfe machen, ich hätte doch gestern noch dieses Objekt nochmal anschauen können, oder jeden Tag zehn Fahrten mehr.
Ich will diesen Job machen, und ich sehe ihn anders als andere nicht als irgendeinen Niedriglohn-Scheißjob, sondern ich weiss, dass ich ein verdammt guter Taxifahrer werde. Genau der Taxifahrer, den man sich wünscht, wenn ein anderer Fahrer mürrisch grunzt und dann noch Umwege fährt. Mein erklärtes Ziel ist nichts geringeres, als bei diesem Job den Trinkgeld-Rekord zu knacken, ohne unverschämt hohe Trinkgelder anzunehmen. Und das werde ich auch schaffen. Wenn der Grundstein dazu nicht heute, sondern erst in einem Monat gelegt wird, dann ist das auch ok.
Bis dahin werde ich mich dann weiter von der Bild beschimpfen lassen, dass ich ein skrupelloser Abzocker der Menschheit bin, weil ich arbeitslos bin. Einen Tod muss man wohl sterben…