Was im Weg …

Es war ein eher pflichtbewusster Anruf meines Tagfahrers. Er wolle mir mitteilen, dass er wegen der Delle diese Woche mal zu unserem Schrauber fährt. Delle? Welche Delle?

Es ist mir schon öfter so gegangen, dass ich Kratzer am Auto nicht gleich wahrgenommen hab. Bei allen guten Vorsätzen läuft man dann vor Schichtbeginn eben doch nicht einmal komplett ums Taxi und begutachtet allerlei kleine Kratzerchen. Aber unsere 1925 hatte in den dreieinhalb Jahren jetzt ja durchaus auch immer mal wieder größeres zu bieten.

Nun jedenfalls entschuldigte sich mein Kollege, dass er mir nicht gestern schon Bescheid gesagt hätte …

OK, das heißt also, ich habe eine komplette Schicht lang eine Delle übersehen. Wo denn? Kofferraum! Aha. Ein wenig später hab ich diese Delle dann auch gefunden und extra für GNIT fotografisch festgehalten:

Boing. Quelle: Sash

Aha. Ich will ehrlich sein: Es hat mich mehrere Aufnahmen gekostet, bis man dank der Verzerrungen der Umgebungsspiegelung überhaupt auf einem der Fotos wahrnimmt, dass da eine Schramme ist. Schön ist sowas zweifelsohne nie, aber wenn man mich fragt, darf ein Auto mit einer drittel Million Kilometer auch mal das ein oder andere Andenken behalten, so lange es nicht allzu negativ auffällt oder sonstwie stört oder gefährlich ist. Ach so, was ist jetzt eigentlich passiert?

Mein Tagfahrer versuchte es mit Pragmatik:

„Naja, war mal wieder wat im Weg …“

Womit das auch geklärt wäre 😉

 

Wir sind ja nett.

Zumindest meistens. Aber es soll schon Leute gegeben haben, die Taxifahrern blöd gekommen sind und damit ihren „ganz kurzen“ Halt am Taxistand unnötig in die Länge gezogen haben … 😉

Zeit, das Beamen zu erfinden! Quelle: Sash

Der Kandidat auf dem Foto hat aber wahrscheinlich nicht mal mitbekommen, wie sehr er im Weg steht. Kurz danach war die Schlange auch schon wieder kürzer und sein „Parkplatz“ war wieder frei zugänglich. Aber im Ernst: Muss doch nicht sein!

Nicht durchdacht

oder warum ich nun mein Auto irgendwo anders wasche

Ich verliere gerne ein paar nette Worte über meine Stammtanke am Ostbahnhof. Das tue ich insbesondere des Personals wegen, zumindest in der Nachtschicht hab ich das Gefühl, dort als Taxifahrer ein gern gesehener Gast zu sein. Eine Wahl hatte ich lange Zeit kaum, denn die 24h-Erdgastanken sind in Berlin nicht an jeder Straßenecke zu finden. Im innerstädtischen Bereich gab es lange Zeit gar keine und ich hab immer dort getankt, wenn ich nicht zufällig mal in Schönefeld oder am Blockdammweg vorbeigekommen bin. Zugegeben: Ein paar Cent mehr kostet das Kilo Gas dort, aber da ich nach einer Schicht selten auch nur auf 10 Kilo komme, sind auch recht kurze Umwege schnell unrentabel. Wenn Erdgas dort 5 Cent mehr kostet, gebe ich insgesamt 0,50 € aus – ein Betrag, der etwa deckungsgleich ist mit den Gaskosten für 10 km zum Blockdammweg (hin und zurück). Vom Verschleiß und vom Zeitaufwand mal ganz zu schweigen. Ich kann also auch meinen Chefs gegenüber sehr gut begründen, warum dort recht oft tanke.

Aber ich wollte eigentlich übers Waschen schreiben.

Es ist angenehm, das Tanken und Waschen miteinander zu kombinieren. Kurz vor Feierabend noch kurz einmal 20 Minuten Zeit am Stück investieren, um das Auto in ordentlichem Zustand zurückzubringen, ist wesentlich angenehmer als dafür zwei Adressen anfahren zu müssen. Die Waschanlage an „meiner“ Tanke wurde allerdings vor etlichen Monaten abgerissen um Platz für eine neue zu machen. So weit, so gut. Und seit kurzem: Tada!

Blick von der Zapfsäule zum Reinheitspark, Quelle: Sash

Sieht ja alles recht nett aus. Im Gegensatz zu früher ergibt sich allerdings ein kleines Problem: Die Waschanlage ist (zumindest war sie das kürzlich) nachts geschlossen. Viel nerviger aber ist: Die Kärcher zum selbst reinigen sind nur noch mit Münzen zu bezahlen. Das konnte man früher auch schon, aber alternativ dazu wurden auch an der Kasse erhältliche Jetons angeboten. Diese entfallen jetzt. Das Problem sollte offensichtlich sein: Ohne irgendeine Form von Beleg kann ich die Kosten nicht an  meine Chefs weitergeben.

Die ermahnen uns zwar ständig, kein privates Geld ins Auto zu investieren, da das ihre Aufgabe sei, aber natürlich wollen sie die Ausgaben auch absetzen können und bei aller vertrauensvollen Atmosphäre bei uns im Büro erwarte ich trotzdem, einen Vogel gezeigt zu bekommen, wenn ich einfach reinspaziere und frag, ob sie mir mal eben einen Zehner geben könnten, weil ich öfter mal das Waschen privat gezahlt habe. Im Winter mal kurz für 50 Cent den groben Dreck wegspritzen mache ich natürlich auch mal so, wenn mir das Geld kein Schlangestehen an der Kasse wert ist, aber eine gründlichere Reinigung muss ja nun wirklich nicht zu meinen Lasten gehen.

Aber aus o.g. Gründen werde ich dafür jetzt wohl woanders aufschlagen müssen. Schade eigentlich.

Und sonderlich clever von der Tankstelle vielleicht auch nicht. Schließlich gibt es ein paar Taxifahrer, die prinzipiell die gleichen Probleme haben …

Lass den Dreck liegen…

Im Grunde muss ich zunächst ein lobendes Wort an meine Kundschaft loswerden: Ich hatte in letzter Zeit so gut wie keine unnötigen Verunreinigungen des Taxis. Damit meine ich nicht mal Kotzer. Nein, keiner hat seinen Stadtplan im Netz hinter dem Beifahrersitz entsorgt, niemand seine Bonbon-Papierchen in die Seitentaschen der Türe geschmissen. Keiner hat seinen Kaugummi irgendwo unter die Bank geklebt und die letzte Pfandflasche im Auto war glaube ich im Jahr 2010. Keiner hat mir bisher seit Silvester an die Kopfstütze gesabbert und selbst die fettigen Abdrücke an den Fensterscheiben scheinen irgendwie seltener zu werden.

Man sollte es eigentlich für eine Selbstverständlichkeit halten, aber die Kollegen da draußen wissen, dass es das nicht unbedingt ist. Insbesondere nachts. Nachdem ich in letzter Zeit zum Schichtende hin wirklich nur noch gelegentlich mal eine Matte ausgeschüttelt habe, vielleicht mal aus Prinzip den Staubsauger an der Tanke angeschmissen, bin ich auch nachsichtig geworden. Ich überprüfe nicht mehr so zwanghaft nach jeder Tour, ob irgendwas im Auto liegt. Aber eigentlich sollte man:

Helau! Quelle: Sash

So hatte ich beim Abstellen des Wagens keine Ahnung, wer da in meinem Taxi Konfetti produziert hatte. Auch wenn es nichts bleibendes ist, hätte ich den Verursacher gerne zur Reinigung dabehalten. Denn die Viecher sind ziemlich hartnäckig, wenn man sie vom Teppich pflücken will. Für die 3 Minuten hätte ich ja zu gerne die Uhr laufen lassen… 😉

Im Taxi warten

So, Schluss mit Ostern – weiter geht’s mit GNIT!

Sie hat mich etwas schief angelächelt und ich hab die Scheibe auf der Beifahrerseite heruntergelassen. Mir war nicht entgangen, dass sie mit dem Kollegen vor mir schon geredet hatte und offenbar abgeblitzt war. Das macht immer misstrauisch. Sicher, es gibt auch viele Kollegen, die normale Kundenanfragen ablehnen, aber allzu oft sind es dann eben Fragen, die man auch selbst nicht positiv beantworten kann. Festpreise, Kurzstrecke vom Stand aus, Fernfahrten zu abenteuerlichen Kursen, die Mitnahme von mehr Fahrgästen als erlaubt etc…

Was nun mochte die Frau vor dem Berghain für mich bereithalten? Das hier:

„Du, sag mal: Kann ich vielleicht bei dir im Taxi warten? Meine Freunde kommen gleich und es ist so kalt…“

Zugegeben, sonderlich häufig passiert sowas nicht. Aber für alle, die das für eine reizvolle Idee halten, möchte ich hier erstmal sagen:

„Nein!“

Und erklären, weswegen.

Erstmal gibt es natürlich keine Regel ohne Ausnahmen und hier reagiert sicher jeder Kollege auch anders. Aber ihr wisst, ich bin kein egoistisches Arschloch und wenn ich nein sage, hab ich auch Gründe dafür. Genau genommen sind es zwei:

1) Freie Fahrzeugwahl
Wenn wir am Stand stehen, haben wir uns bereitzuhalten. Auf jeder Position am Stand könnte uns ja gleich ein Kunde einsteigen. Das ist sicher auf Platz 25 unwahrscheinlicher als auf Platz 1 und theoretisch kann man ja rausspringen, sobald einer kommt. Jein. Zum einen schleichen sich Kunden manchmal wirklich hinterrücks an. Zum anderen ist das mit dem Rausspringen zwar eine theoretische Option, aber aus Erfahrung weiß ich, dass die Leute nicht lange fackeln. Wenn der erwählte Taxifahrer schläft, liest, irgendwo auf dem Gehweg eine raucht, zu lange zum reagieren braucht oder sonstwie nicht Gewehr bei Fuß steht, laufen viele Leute weiter. Ebenso wenn bereits Leute an der Türe stehen – vom drinsitzen ganz zu schweigen. Und jeder Kunde, der vorbeirennt, kostet (zumindest theoretisch) erstmal Geld oder wenigstens Zeit. Da wir das nicht freiwillig machen, sondern um Geld zu verdienen – und unsere Chefs das nebenbei in der Regel auch von uns erwarten – ist so ein kostenloses Aufwärmen im Taxi nicht ganz so kostenlos für uns, wie es vielleicht zunächst erscheint.

2) Freizeit
Gerade wenn wir für eine Umsatzbeteiligung arbeiten, ist unsere Wartezeit komplett unbezahlt. Das alleine ist nicht schlimm, wir wussten von diesem Geschäftsmodell ja, bevor wir eingestellt wurden. Aber damit sind die Wartezeiten auch die Zeiten während der Schicht, die wir für uns haben. Ich mache in vielen Schichten keine einzige reguläre Pause, sondern nutze die Zeit am Stand zum lesen, schreiben, essen etc.
So gerne ich auch mit Menschen kommuniziere und so oft ich das auch während der Wartezeit z.B. mit Kollegen mache: Diese Zeit teile ich mir ein. Und nur weil irgendwer anders seine Zeit schlecht plant, möchte ich mir deswegen auch nicht immer beim Essen zugucken lassen oder anstatt zu lesen über Dinge reden, die mich nicht interessieren. Wenn jemand im Büro Kaffeepause hat, nutzt er die in der Regel ja auch nicht (gerne), um nochmal kurz für eine andere Abteilung die Netzwerkeinstellungen zu checken, oder?

Ich hab der guten Frau das auch alles ganz nett erklärt und nebenher gleich mal mit dem Vorurteil aufräumen können, man dürfe uns nicht nehmen, wenn wir nicht an erster Stelle stehen. Zumal ich bereits auf Position 7 war, und damit sogar das erste Großraumtaxi. Sie Sie folgte mir redend, während ich vorgerückt bin, nach 2 Minuten kamen ihre Kumpels, nach 3 Minuten war ich erster und gleich danach weg. Sie ist dabei definitiv nicht erfroren 🙂

Osterhasen-Taxi

Auch wenn ich mich selbst gerade etwas angeschlagen fühle – nein, eigentlich tut das nur mein Zeh! – bin ich doch noch ein bisschen auf Piste an den Feiertagen. Auch wenn das Geschäft eher mau ist. Das Auto jedenfalls ist vorbereitet:

Kann eine Menge Eier transportieren: 1925. Quelle: Sash

😉

Wünsche euch ein paar entspannte Feiertage!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Werbung, Teil 132 (grob geschätzt)

Also nicht, was ihr jetzt denkt. Ich will hier gar nicht weiter drauf rumhacken, dass ihr mich bei den BOBs wählen sollt. Obwohl? Jetzt wo der Link schon… 😉

Wie ihr schon seht: Werbung kann tückisch sein, man kann sich gegen sie oft nicht richtig wehren. Das geht mir im Taxi nicht anders. Und abgesehen von der vielen Werbung, an der ich vorbeifahre, habe ich ja selbst welche am Auto. Das ist auch für mich ok, denn erstens muss ich sie selbst nur sehr selten sehen, zum anderen bin ich ja froh um jeden Cent, den die Firma so einnimmt.

Aber bitte: Was soll das denn?

Arm. Quelle: Sash

Ist DAS jetzt die Antwort der (einen) Funkzentrale auf die Konkurrenz durch myTaxi? Irgendsowas muss es ja sein. Nichts dagegen, die eigene App zu bewerben, aber:

„Ich fahre was Besseres.“?

Das miese daran ist, dass das jeder Mensch da draussen auf mich oder mein Auto bezieht – und das kann ich mal gar nicht leiden! Denn ich fahre nichts besseres als die Kollegen und ich bin auch nichts besseres als die Kollegen. Scheißegal, welche App wer mit wem benutzt oder welche Zentrale! Sollen sie doch draufschreiben „Besser fahren mit Funk Taxi Berlin!“ Ok, das hinterlässt wenigstens nicht so einen ätzenden Nachgeschmack.

Vielleicht sollte ich mal mit Cheffe reden, ob das wirklich SO sein muss.