Doppeltrinkgelder

Doppeltrinkgelder – ich nenne sie jetzt mal so, weil ich glaube, dass es bisher keinen Namen dafür gibt – sind etwas, bei dem ich mich immer frage, wie Kollegen damit umgehen.

Was meine ich überhaupt?

Ich meine Fahrten mit mehr als einer Person, die an unterschiedlichen Punkten aussteigen und mehr oder weniger getrennt zahlen – und dabei die zuerst zahlende Person Trinkgeld gibt. Man fährt also zu Person A, sie zahlt für die bisher aufgelaufenen 9 € mit einem Zehner und sagt: „Stimmt so.“ Wenn dann an ihrem Ziel Person B den Rest zahlen muss: Ziehen da alle immer das Trinkgeld von vorhin ab, oder machen sich’s da manche ähnlich leicht wie ich?

Wenn mir nämlich der erste 8,80 € mit einem Zehner bezahlt und die Uhr dann beim zweiten bei 16,40 € stehen bleibt, rechne ich in der Regel nicht groß rum, sage dass noch 6,40 € offen sind und hoffe einfach drauf, dass der zweite auch spendabel ist und vielleicht sogar mitbekommen hat, dass ich das unter den Tisch fallen lassen hab. Meist ist der Grund, dass ich zu faul zum Rechnen bin. Ich hab echt kein Geld zum Verschenken, aber so eine Fahrt passiert mir im Schnitt vielleicht alle ein bis zwei Wochen – da denke ich auch nicht unbedingt groß drüber nach, ob mir in der Zeit ein Euro flöten geht. Da verschlucken Hosentaschen und Waschmaschinen vermutlich mehr Geld.

Wie handhaben das die mitlesenden Kollegen?

Und was macht Ihr, wenn Ihr Kunden seid und wisst, Euer Kumpel hat vorher schon ein hohes Trinkgeld gegeben?

Dass ich jetzt drüber schreibe – bzw. überhaupt darüber nachgedacht hab – hat seinen Grund natürlich in einer aktuellen Fahrt. Und da schien der Eigenbetrug zunächst recht hoch auszufallen. Der erste von zwei ziemlich angetrunkenen und trotzdem furchtbar lieben Kerlen gab mir einen glatten Zehner für nur 7,20 € auf der Uhr. Der andere wollte noch ein ganzes Stück weiter, hatte aber nur noch einen weiteren Zehner einstecken, was am Ende sehr knapp nur gepasst hat: Es standen 16,80 € auf der Uhr. Wenn ich dann mein Trinkgeld abgezogen hätte, hätte ich 9,60 € verlangen können. Aber ich hab’s einfach gar nicht durchgerechnet und war mir nicht einmal mehr sicher, ob der Kumpel jetzt bei 7,20 € oder 7,80 € ausgestiegen war. Also hab ich nur 6,80 € als Fehlbetrag genannt und wurde dann gebeten, doch bitte 8 € zu machen. Da kommen einem 1,20 € Trinkgeld plötzlich mies vor, wenn man gerade eben eigentlich noch 2,80 € hatte. Und während ich mir dachte, dass ich in dem Fall vielleicht doch was sagen sollte, hatte der – wie gesagt sehr nette – Typ schon längst selbst die Entscheidung getroffen, mir die restlichen zwei Euro auch noch zu schenken. Na also.

Andererseits: Rumrechnen musste ich jetzt ja schon für den Blogeintrag … 🙂

Unzufrieden mit der Gesamtsituation

Selbst hier im Blog kommt gelegentlich zu kurz, dass Taxifahren mehr ist als Kundenerlebnisse + Umsatz + Trinkgeld. Wie überall sonst gilt auch hinterm Lenkrad, dass man sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlen sollte. Das tue ich normalerweise ja im Wesentlichen. Trotz Opel, trotz kalter Nacht, trotz Kopfsteinpflaster.

Aber es gibt eben solche Tage und solche. Und gestern war SOLCH ein Tag!

Angefangen hat alles mit Schlafmangel. Seit dem Buch-Countdown schlafe ich irgendwie in ziemlich ungesunden Häppchen und tendenziell eher etwas zu wenig. Müdigkeit bei der Arbeit ist mies und im Zweifelsfall nicht ungefährlich. Dann haben sich noch vor der Bahnfahrt zum Auto mein Handy und sein Ladekabel gestritten und ich konnte es während der Fahrt nur angeleint nutzen, was zumindest mal für die beiden Kiddies neben mir mit ihren 700€-Smartphones reichlich bekloppt ausgesehen hat.

Habe überlegt zu knurren, aber ich vermute, dann wären sie durch die geschlossenen Fenster gesprungen.

Am Auto hat mich dann eine mit Fingerabdrücken übersähte Scheibe empfangen. Ich mag da pingeliger sein als manch Kollege, aber als ich dann zusätzlich ein von Kunden vergessenes Zugticket gefunden hab, das mir sagte, dass jene am 22.2. am Ostbahnhof angekommen waren, hat mich mehr über die letzte Reinigung des Autos nachdenken lassen, als ich eigentlich wollte.

Während ich nebenbei bemerkt hab, dass ich ausgerechnet die dringend nötigen Coffees vergessen hatte, zickte das Navi. Das tut es bis jetzt. Es lässt mich nicht ins Navigationsmenü. Stattdessen könnte ich darauf Bilder anschauen oder Sudokus lösen …
Wie. Praktisch.

Nach der Fahrt in die Innenstadt ist mir am Stand dann auch aufgefallen, warum meine CD im Player heute so rumgesprungen ist: Weil ich sonst hätte ignorieren können, dass dem Auto die Radio-Antenne gefehlt hat …

Und dann … dann kam eine Kunde angejoggt und fragt:

„Ey, Du hast doch’n Navi!?“

Manchmal verliert man den Glauben an die Welt.

Um fair zu bleiben: Das mit dem Kunden war super. Ich kannte seine Zieladresse auch so. 🙂