Geschäfts-Fail!

Ich hab mich schon öfter über Kollegen beschwert, die Kurzstrecken ablehnen. Aber ich will es noch einmal machen.

Es ist 3.05 Uhr am Morgen des vergangenen Samstags. Mitten auf der Schillingbrücke musste ich spontan bremsen. Schön mittig auf der Fahrbahn stand ein Kollege. Mit leuchtender Fackel.

Nanu? Irgendwas ist da doch los?

Und keine drei Sekunden später steigt ein junger Mann aus, sichtlich verärgert, und die Tür ist kaum ins Schloss gefallen, da gibt der Kollege Vollgas und verschwindet in der Berliner Nacht. Das kann natürlich alles gewesen sein, vom Arschloch-Kunden bis zum Arschloch-Kollegen. Ich bin also vorsichtig bis distanziert, als der Fahrgast an meinen Wagen herantritt.

Ob ich ihn für eine Kurzstrecke zum Kotti mitnehmen würde?

Na logo! Das ist der Innbegriff einer Kurzstrecke. Mal eine Fahrt, bei der man sich nicht einmal Sorgen machen muss, ob das reicht. Da ist einmal um den Kreisverkehr gurken locker mit drin 😉

Der Kollge wollte gleich Feierabend machen…

Hey, das ist ein Argument. Mit zwei kleinen Haken:

Wenn man wirklich Feierabend machen will, dann macht man die Fackel aus! Fällt mir auch schwer, aber anders sollte man sich nicht über Winker beschweren.

Und zweitens ist die wahre Intention ein bisschen zu offensichtlich, wenn man anbietet, den Fahrgast bis ganz nach Hause zu fahren, nicht aber für eine Kurzstrecke zur U-Bahn…

Mich kotzt sowas an! Außerdem hab ich bei solchen Kollegen immer die Befürchtung, dass es auch eine Rolle gespielt hat, dass der Fahrgast schwarzer Hautfarbe war.

Da ich davon ausgehe, dass der Kollege nicht wirklich Feierabend gemacht hat, wollte ich nur mal erwähnen, dass ich mit dieser Tour eine hervorragende Serie gestartet habe. Meine Einnahmen in der nächsten halben Stunde gestalteten sich wie folgt:

3.08 Uhr: 4,00 € (der erwähnte Kunde)

3.18 Uhr: 8,60 €

3.28 Uhr: 9,20 €

3.40 Uhr: 7,80 €

Dann stand ich am Berghain, keine 800 Meter vom Ausgangspunkt entfernt, und immerhin 2,40 € Trinkgeld sind auch zusammengekommen. In diesem Sinne: Danke für den Umsatz, du Idiot!

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12 Kommentare bis “Geschäfts-Fail!”

  1. Jo sagt:

    …und nur ein kleines Vögelchen saß einsam auf einer Laterne und rief dem davonbrausenden Taxifahrer nach: „SELBST DRAN SCHULD! VOLLPFOSTEN!“

  2. Seismo sagt:

    Dazu hätte ich jetzt 2 Fragen:
    1. MUSS man denn bei euch stehen bleiben wenn jemand winkt und die Dachleuchte brennt? Er hätte den schwarzen ja einfach ignorieren können wenn denn wirklich die Hautfarbe ausschlaggebend war.
    2. Ich lese in diversen Blogs oft dass in Deutschland Fahrten wegen zu kurzer Fahrtstrecke abgelehnt werden. Ist das bei euch legal? Bei uns müssten solche „Kollegen“ bei Anzeige bei der Wirtschaftskammer durchaus mit heftigen Strafen rechnen.

  3. Der Maskierte sagt:

    Seismo :
    2. Ich lese in diversen Blogs oft dass in Deutschland Fahrten wegen zu kurzer Fahrtstrecke abgelehnt werden. Ist das bei euch legal? Bei uns müssten solche “Kollegen” bei Anzeige bei der Wirtschaftskammer durchaus mit heftigen Strafen rechnen.

    Legal ist es überhaupt nicht. Es besteht ein Kontraktionszwang. Mit anderen Worten, der Fahrer kann eine Fahrt nur aus schwerwiegenden Gründen ablehnen. Sei es, weil ich so besoffen bin, dass das Bröckchenlachen schon kurz vorm Antritt steht oder ich sonstwie eine Gefahr für Fahrzeug oder Fahrer darstelle.

    Aber mal ehrlich, wer hat Bock mit einem Fahrer zu fahren, der keinen Bock auf dich hat? Wenn ich jetzt mitten in der Nacht unterwegs bin und damit rechnen muss, dass ich sonst kein Taxi mehr bekomme, dann weiße ich denjenigen drauf hin, dass ich meine Rechte kenne, er mich schön zu befördern hat und schreibe mir die Taxennummer auf. Trinkgeld gibt es dann natürlich keines, was für mich sonst eigentlich obligat ist. Aber eine Beschwerde. Und wenn er partout seinen Pflichten nachgehen will, dann gibt es auch eine Anzeige.

    Wobei ich bisher immer das Glück hatte, dass zwar der Fahrer seinen Unmut deutlich ausgedrückt hat, aber mich beförderte.

  4. Sash sagt:

    @Jo:
    Ja, ich konnte leider nicht laut mitsingen. Ich hatte ja Kundschaft 😉

  5. Sash sagt:

    @Seismo:
    Ob man wirklich stehenbleiben muss, weiss ich nicht. Ich denke, dass das zwar eigentlich der Fall ist, aber in Realität verwehrt sich erstens kaum ein Taxler der Kundschaft und zweitens wäre es aber auch bitter, wenn man bestraft werden könnte, weil man jemanden nicht gesehen hat.
    Aber wenn ein Kunde einen Fahrtwunsch hat, dann darf man ihn nur ablehnen, wenn zutrifft, was der Maskierte bereits geschrieben hat.

  6. Marcus sagt:

    Seismo :
    Dazu hätte ich jetzt 2 Fragen:
    1. MUSS man denn bei euch stehen bleiben wenn jemand winkt und die Dachleuchte brennt? Er hätte den schwarzen ja einfach ignorieren können wenn denn wirklich die Hautfarbe ausschlaggebend war.
    2. Ich lese in diversen Blogs oft dass in Deutschland Fahrten wegen zu kurzer Fahrtstrecke abgelehnt werden. Ist das bei euch legal? Bei uns müssten solche “Kollegen” bei Anzeige bei der Wirtschaftskammer durchaus mit heftigen Strafen rechnen.

    Höchst Intressant…..ich meine gelesen zu haben, das du als Linz kommst. Da war ich erst letzten Oktober, und ich wurde bei ca. 6 von 6 kurzstrecken Anfragen abgelehnt trotz mangelender Ortskenntnis, trotz kälte und keiner warmen Kleidung. Und das nicht irgendwo am Arsch der Welt, sondern direkt am HBF. ( muss man bei dieser Anzeige einfach die Polizei rufen? )

    @Sash
    Zugut das des Taxigewerbe Kunden im überfluss hat, da kann man ja ruhig mal den einen oder anderen Fahrgast verschrecken.

  7. Sash sagt:

    @Marcus:
    Ja, aber das scheinen die „Kollegen“ ja anders zu sehen. Dass bei steigender Gesamtkundenzahl auch die individuellen Einkünfte steigen, scheint niemanden zu interessieren. Da zählt halt immer nur der Euro, den man gerade in die Tasche steckt…

  8. Seismo sagt:

    Marcus: Ja hast recht, das ist wirklich interessant. Ich fahre jetzt seit gut 6 Jahren beruflich Taxi in Linz, und habe schon sehr sehr viele verschiedene Beschwerden von Kunden über diverse Kollegen gehört. Darunter waren aber so gut wie keine dass Kollegen Kunden wegen zu kurzem Fahrtziel abgelehnt hätten. Sollte dies doch der Fall sein ganz einfach entweder Beschwerde bei der Zentrale dieses „Kollegen“ oder Anzeige bei der Wirtschaftskammer (hat nichts mit der Polizei zu tun) machen.
    Ich will ganz sicher nicht unsere Taxler in Schutz nehmen (weiss ja selber wieviele „Gfraster“ dabei sind), aber wie gesagt haben diejenigen die Fahrten aus genanntem Grund ablehnen mit recht empfindlichen Strafen zu rechnen, und es wird eigentlich auch nicht gemacht. Dass du anscheinend 6 mal weitergeschickt wurdest klingt recht extrem. Was oder wie hast du denn gefragt? War das vielleicht irgendwie missverständlich? Ich kann mir das nämlich so echt nicht vorstellen.

  9. Marcus sagt:

    @Seismo
    Nein ich hab maximal 2 Taxler in folge gefragt, danach verging mir die lust und ich habs am nächsten Tag wieder probiert, hab direkt drüben im Ibis genächtigt ( werd dieses Jahr wahrscheinlich zu den Generali-Ladies-Linz wieder kommen….dann könntest du mich ja fahren, ist auch keine kurzstrecke versprochen 😉 ). Ich hab ganz normal gefragt, ob man mich zum casiono fahren könnte ( da die dort Anzugpflicht haben, hatte ich auch keine Jacke dabei….zumal ich mit etwas mehr Geld in der Tasche Nachts auch keinen großen bock auf Övp hab ).

  10. Seismo sagt:

    Ok, beim Ibis glaub ich dir das schon. Das darf zwar wirklich nicht vorkommen, aber bei einer so kurzen Strecke kann ich mir vorstellen dass dich jemand weiterschickt. Ich hätte vorher einfach darauf hingewiesen wo das Hotel ist und wenn du wirklich fahren wolltest wär ich eben gefahren. Kann ja nicht jede Fahrt quer durch die Stadt gehen.
    Das Generali Ladies ist zwar erst im Oktober, aber du kannst mich gern kontaktieren. Würd mich echt freuen.

  11. Marcus sagt:

    Das eine kurzstrecke in den wenigstens fällen lang ist, solltest du eigentlich wissen. Einen Taxifahrer hab ich sogar nen 10er für die Strecke geboten, aber selbst das war vergebens….gruml.
    Wie kann man dich denn kontaktieren?

  12. Seismo sagt:

    Schon klar dass eine Kurzstrecke nicht lang ist, ich bin aber nicht davon ausgegangen dass das Ziel in 1 Minute zu Fuss erreichbar gewesen wäre. Naja egal, ich verstehe allerdings nach wie vor nicht warum da keiner fahren wollte. Erst recht nicht nach dem Angebot mit dem 10er. 😉
    Schreib mir einfach mal ein paar Tage bevor du nach Linz kommst ein Mail an Rainer@Seismo.cc. Ich schick dir dann meine Handynummer damit wir uns absprechen können. Die möchte ich nicht unbedingt im Netz öffentlich hinschreiben.

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