Kunden gibt es…

Bei manchen Menschen blickt man einfach nicht durch. Hab ich also einen Winker eingesammelt, dessen Fahrtziel genau entgegen der Fahrtrichtung lag. Aber er wollte rechts fahren, und wenn die Kunden einen Umweg wünschen…

Aber das war nicht das eigentlich kuriose. Solche Fehlentscheidungen treffe ich auch manchmal persönlich. Zumal es sich in Grenzen gehalten hat. Das Problem war, dass er versuchte, mit mir zu kommunizieren. Er schien halbwegs nüchtern zu sein, und dennoch stellte es ein gewisses Problem dar, denn er sprach sehr leise, nuschelte und wahrscheinlich hat er sich Teile seiner Sätze auch nur gedacht. Dazwischen neigte er zu Selbstgesprächen, wobei der Übergang fließend war.

Da kam es dann schon mal vor, dass bei mir ein „Satz“ wie folgender ankam:

„Dkannsa vorn rechs ammwannsch hassa w mmm glaub s de is da de hmm?“

Ich bin ja nun die Arbeit mit schwer körperlich Behinderten gewohnt und da gibt es solche Fälle durchaus auch. Aber anstrengend ist sowas auf jeden Fall. Und zumindest Routenvorschläge sind ja eine feine Sache – wenn man sie versteht.

Irgendwann ist er dann – als ob ich mir nicht blöd genug dabei vorkam – auch noch dazu übergegangen, meine leider nicht seltenen „Wie bitte?“ zu kommentieren und mir zu erzählen, wieviel Geld er jetzt hätte, wenn er für jedes „Wie bitte?“ einen Euro bekäme.

Da ist mir die Sache ein wenig unheimlich geworden, denn es ist in der Regel kein gutes Zeichen, wenn die Kunden im Taxi zu sinnieren anfangen, was sie finanziell vom Fahrer zu erwarten haben. Zumal er bei den „Wie bitte?“ penetrant wurde. Wenn ich zur Situationsentschärfung andere Konstruktionen verwendet habe, hat er diebisch gegrinst und mit gestammelten Sätzen weiter auf’s nächste zugearbeitet.

Binnen weniger Minuten ist mir diese Konversation ziemlich auf den Keks gegangen, obwohl ich noch nicht einmal wusste, was er eigentlich von mir will. Denn irgendwie verständlicher zu sprechen, ist ihm erst am Schluss eingefallen, als er die letzten Anweisungen zur Zielanfahrt gab. Aber selbst diese waren unterbrochen von kurzen Selbstgesprächen, die nicht zu verstehen waren.

Puh! Ich wollte den Kerl unbedingt loswerden, und ich hab innerlich beschlossen, dass es mir egal sein sollte, wenn er zwei Euro zu wenig in der Tasche haben sollte. Bis ich die Begründung dazu verstanden hätte, wäre ich eh schon drei Kunden weiter…

Aber es kam ganz anders:

Am Ziel angekommen stand die Uhr auf 11,60 € und er gab mir einen Zwanziger mit der Bitte:

„Gannsa mm gisse fümf srück se waa de gee…“

Ums kurz zu machen: Er gab mir 3,40 € Trinkgeld, und ich hab keine Ahnung, ob er mir zum Abschluss eine gute Nacht gewünscht hat, oder aus den Top 500 der besten Illona-Christen-Sprüche rezitiert hat. Der hatte schlicht Glück, dass er nicht auf einem Dampfer nach Südamerika gelandet ist. Das wäre auch drin gewesen…

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