Deppen im Kollegengewand

Wenngleich ich nach wie vor ohne schlechte Laune auch kurze Touren fahre, so habe ich ja dennoch Verständnis dafür, wenn es einen Kollegen mal richtig ärgert. Aber wirklich NIE würde ich auf die Idee kommen, während des Einstiegs der Fahrgäste über den ganzen Stand einem Kollegen zuzurufen:

„Alexanderplatz! Da haste nichts verpasst! Auch noch auf Coupon!“

Es muss doch eine äußerst angenehme Atmosphäre im Wagen entstehen, wenn der Fahrer gerade verkündet hat, dass er die Tour gerade scheiße findet. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es bei Coupon-Fahrten Trinkgeld gibt, ist zwar sehr sehr gering – aber ich für meinen Teil sehe das nun nicht als Grund an, sie mit derartigen Methoden auf Null zu setzen…

Die letzte Tour mal wieder…

So, die Ferien sind jetzt bis aufs Wochenende endgültig vorbei. Juhu! Gestern lief es schon ein kleines bisschen besser, dennoch stand ich um 5 Uhr morgens noch knapp unter hundert Euro vor dem Matrix. Ich hatte so für mich schon beschlossen, dass ich die Tour noch mache, und dann – wenn’s dreistellig ist – Feierabend mache.

Kommt also ein Mädel an, halb so groß wie ich, und ziemlich betrunken.

„Nach Hoppegarten bitte!“

Wow! Zum Abschluss noch eine Tour nach außerhalb! Naja, diese hat sich dann auch ganz nett gestaltet, da der Zustand meines Fahrgastes doch ganz schön… bedenklich war. In Lichtenberg vermisste sie ihr Handy und begann eine mehr durch Panik denn durch Sorgfalt geprägte Suche.

„Ich pack‘ hier mal ein paar Sachen hin, ist das ok?“

Sprach’s, und begann mit einer Aktion, deren Ergebnis auch das Umstülpen der Tasche noch fast überboten hat.

Ich hab ihr zum Anklingeln lassen mein Telefon zur Verfügung gestellt, und siehe da: Nach nur zwei Anläufen hat sie ihres gefunden.

Die Fahrt über haben wir uns gut unterhalten, und als wir dann Berlin verlassen hatten, hatte sie plötzlich Sorgen:

„Ob meine Mutter schon weg ist zur Arbeit? Ich bin sonst eher brav, weisst du?“

Ja nee, is klar!

Naja, letztlich standen wir vor dem Haus, und der Gedanke ließ sie nicht los. Mit einigen Umwegen gelang sogar das Kassieren, aber die Sorgen blieben:

„Hoffentlich ist sie schon weg! Meinst du, sie ist schon weg?“

„Da kann ich nun wirklich nichts zu sagen. Wann geht sie denn normalerweise aus dem Haus?“

„Ich weiss nicht, da schlaf ich doch normalerweise… meinst du, sie ist schon weg?“

„Ähm, ich sag jetzt einfach mal: Ja!“

„Du lügst doch!“

Also insgesamt hat die Aktion noch einmal gute 3 Minuten gedauert, ehe ich sie aus dem Auto hatte. Immerhin hatte ich jetzt nicht nur 100, sondern sogar 120 € zusammen. Mal abgesehen davon, dass es auch sonst nett war. OK, 11 Cent Trinkgeld sprengen jetzt nicht wirklich den Rahmen, aber ich bin da auch einfach zu ehrlich:

„Mach irgendwas rundes!“ (ist bei 25.90 € echt nicht leicht)

„Na, dann gibt’s 4 € zurück statt 4,10 €…“

Immerhin ein Lächeln. Ist auch nicht selbstverständlich.

Endlich vorbei…

So, heute noch, dann sind die Wochentage während der Osterferien abgehakt! Endlich!

Es ist wirklich kaum zu glauben, wie schlecht das Ostergeschäft lief. Alle Kollegen haben gejammert, und ich muss auch zugeben, dass es nervig ist, die ganze Nacht ewig rumzustehen und dann mit durchschnittlich nicht einmal hundert Euro nach Hause zu fahren. Gut, das kommt natürlich auch an anderen Tagen vor. Keine Frage. Aber zu wissen, dass es morgen nicht besser wird, und übermorgen…

Dann kommt erstmal Wochenende, was sowieso immer besser läuft, zudem könnte es sein, dass wir am Bahnhof ein wenig davon profitieren, dass die Leute aus den Ferien heimkommen. Die nächste Gehaltszahlung wird ein Desaster werden – wobei ich mich nicht allzu laut beklagen will, da es mir eigentlich finanziell immer noch recht gut geht.

Hoffentlich werden die Sommerferien nicht ganz so schlimm…

Gemütlich

Gestern Abend habe ich mich nur schwer dazu durchringen können, arbeiten zu gehen. Ich habe also beschlossen, mir einen angenehmen Abend mit Ozie zu machen, und erst spät zu starten. Eine halbe Schicht also. Ich war dann exakt 5 Stunden unterwegs – von 1.00 Uhr bis 6.00 Uhr, und es hat mich – erstaunlicherweise – nicht überrascht, dass mein Umsatz in der Zeit mit 75,60 € für die derzeitigen Verhältnisse fantastisch war. Ich habe wieder nur eine Tour pro Stunde gehabt, aber die waren eben überdurchschnittlich gut. Ich hätte für eine volle 10-Stunden-Schicht gestern nicht mit mehr als 100 € gerechnet. Insofern scheine ich (durch Zufall, zugegeben) gestern alles richtig gemacht zu haben. 🙂

Auszug aus der Typifizierung der Trinkgeld-Geber

Gestern hatte ich fast direkt hintereinander zwei echt nette Menschen im Wagen, die sich beim Trinkgeld sehr unterschiedlich verhalten haben. Das hier ist kein Gemecker über einen der beiden, sondern nur eine kurze Beschreibung. Bitte glaubt mir das. 🙂

Typ 1:

War eine relativ lange Tour, die noch dazu mit einer kleinen Verwirrung begann, weil ich – bevor er mich angehalten hat – einfach nicht darauf geachtet habe, welche Querstraße ich schon passiert hatte. So sind wir einen kleinen Umweg gefahren – wahrscheinlich aber im 30-Cent-Bereich. Wir haben uns jedenfalls die ganze Fahrt über nett unterhalten, und am Ende stand das Taxameter bei 16,60 €. Er reichte mir einen Zwanni und begann zu stammeln: „Machen wir, ähm, hmm, ja, äh, ach stimmt so!“ Man hat ihm deutlich angemerkt, dass er eigentlich 18 oder 19 machen wollte, ihm dann aber der Gedanke unangenehm war, „lächerliche“ ein bis zwei Euro rauszugeben.

Typ 2:

Zwei Touren später habe ich eine kleine Gruppe von einem Club zu einer Privatadresse gebracht. War eine recht kurze Fahrt mit Partystimmung im Auto, alles super und locker. Endpreis: 8,90 €. Der Typ reicht mir einen Zehner und meint: „Ja, dann machen wir, äh, öh, hmm, naja…“ Ich hab erwartungsvoll das Portemonnaie in der Hand gehalten. „Machen wir 9! Ist zwar nicht viel, aber immerhin rund!“ Dieser Kollege hat sicher mit dem Gedanken gespielt, zu sagen: „Stimmt so“, aber am Ende kamen ihm – warum auch immer 🙂 – wahrscheinlich mehr als 10% Trinkgeld zu hoch vor.

Es ist einfach interessant zu beobachten, wie sich Leute beim Trinkgeld verhalten. Manche haben es sich vorher genau überlegt (z.B. der Typ, der seine Fahrt von 28 – 30 € immer mit 32 € zahlt), andere runden grundsätzlich nur zum nächsten vollen Euro auf. Wieder andere lassen sich das komplette Wechselgeld geben und legen dann 2 € oben drauf (hatte diesen Typ noch nie mit mehr oder weniger!) und manche geben bei ungeraden Beträgen über x,50 dann auch x+1,50, damit das Trinkgeld zwar den Euro nicht übersteigt, aber auch nicht unter 50 Cent bleibt.

Ach ja, neben den Leuten, die gar kein Trinkgeld geben, fehlen natürlich noch die überaus großzügigen, die einfach minimum 5 € geben, oder die (meistens Touristen), die das Geld aus der Gruppe einsammeln, und dann einfach Trinkgeld geben, was ihnen zu lästig ist, wieder einzustecken. Im Durchschnitt komme ich damit am Monatsende eigentlich immer auf ca. 1,20 € pro Tour…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Aggro in Berlin

Meine Fahrgäste, so wenige es auch waren, waren heute allesamt sehr nett. Friedliche Zeitgenossen, die es zu schätzen wussten, dass ich sie heimbringe. Eigentlich nicht mehr und nicht weniger. Aber über ein paar Fußgänger könnte ich mich fast wirklich aufregen.

War so eine typische Rechtsabbieger-Ampel-Konfrontations-Geschichten-Verwurstung. Besser: Eigentlich war gar nichts! Ich hatte grün und bin vorsichtig rechts abgebogen. Nachdem ich zur Hälfte auf dem dort die Straße kreuzenden Überweg war, entschlossen sich jene Gesellen, doch noch die Straßenseite zu wechseln. Ich hab sie gesehen, hab gebremst (was aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit vielleicht aprupt gewirkt hat, das kann sein), und sie hatten Platz und Zeit zum Rüberlaufen. Ich hab kein unfreundliches Gesicht gemacht, nichts.

Da meint einer der vier, er müsse mir mittels typischer „Du kranker Wichser, akzeptier mal, dass du im Unrecht bist“-Gesten klarmachen, dass sie Grün hätten. Meine ungewohnt barsche Antwort war eine typische „Es gibt gar kein Problem, aber du bezeichnest mich als kranken Wichser, und noch dazu hab ich gar nichts dramatisches gemacht“-Geste, die man direkter übersetzen könnte mit „Wenn dein Hirn nicht gerade Ausgang hätte, würde dir auffallen, wie blöd dein Argument ist, weil ich durchaus auch Grün habe“. Keine Sorge, mir ist bewusst, dass Fußgänger Vorrang haben, aber den haben sie problemlos erhalten – es gab schlicht kein Problem!

Die angedrohten Schläge habe ich mir nicht abgeholt, und auch wenn es die vier sicher enttäuschen wird: Ich werde auch nicht nochmal eine Fahrschule besuchen wegen dieser Aktion…

Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass die mal Langeweile haben, oder gar einen echten Grund sich aufzuregen – eigentlich möchte ich da ungern in derselben Stadt sein.