So, die kurze Woche ist mal wieder rum, und wie so oft habe ich heute gar nicht vorgehabt, mir den halben Tag mit Arbeit zu vertreiben. Ein Viertel reicht auch – oder so…
Naja, der Monat hat gut angefangen, mein tatsächliches Ziel für den Tag waren atemberaubende 57 € Umsatz. Also nichts, was man nicht auch Dienstags „mal kurz“ binnen 5 oder 6 Stunden hinkriegen kann.
Wie immer bin ich erst zum Ostbahnhof gegurkt und habe mich brav in die Schlange eingereiht. Eine gute Dreiviertelstunde später hatte ich den ersten Fahrgast:
„Ich muss eigentlich nur zum Frankfurter Tor…“
„Ist doch kein Problem“
Also eine kurze Tour. Warum auch nicht. Auf die 6,20 € gab es noch ein stattliches Trinkgeld von 2,80 € obenauf. Der Fahrgast ist selbst in der Gastronomie beschäftigt und wollte sein großzügiges Trinkgeld gerne mit einem anderen Dienstleister teilen. Kurios? Nicht wirklich! Fragt mal die Döner-Diener bei mir gegenüber…
Auf dem Rückweg habe ich sogar noch eine Kurzstrecke abgreifen können, womit das Gesamtbild eigentlich wieder ok war. Also wieder ein bisschen anstehen…
Die nächsten Fahrgäste hatte ich nach einer weiteren knappen Stunde, die ich mich wenigstens ausgiebig mit Kollegen unterhalten konnte, deren Umsatz auch nicht so dolle war.
„Annenstr. bitte…“
„So, damit sind wir genau bei 6,00 €!“
Naja, es gibt ja so Tage – insbesondere am Ostbahnhof – wo man einfach nur Kurzstrecken abgreift. Ich bin frohen Mutes zurückgegurkt. An der Bar 25 war auch nichts los. Was soll’s? Man braucht ja auch mal Zeit zum Lesen und Essen, nicht wahr? Nach rund einer Dreiviertelstunde hab ich auf dem „Abstauberplatz“ eine Tour ergattert:
„Ich müsste zur Warschauer Str.“
„Wohin da genau?“
„Ja, Ecke Grünberger…“
OK, also 5,80 €. Auch hier immerhin 1,20 € Trinkgeld – aber der Umsatz war mit genau 22 € in rund drei Stunden nicht gerade weltbewegend… Ich bin mir sicher, dass viele Kollegen das nun zum Anlass nehmen würden zu fluchen, zu behaupten, sie fahren nie wieder zum Ostbahnhof etc. Nicht ich! In der komfortablen Lage, heute nicht unbedingt viel Geld verdienen zu müssen, habe ich beschlossen, die Situation unter „Skurilitäten des Berufs“ abzutun und mit einem Auge auf den Blog schielend gehofft, dass die Serie weitergeht. Aber ich hab für mich selbst erst einmal klargemacht, dass ich jetzt noch eine Tour fahre, und dann gut ist.
An der Tanke habe ich dann festgestellt, dass mein Tagfahrer offenbar kein Glück mit der Tankstelle hatte. Seit dem letzten Tanken waren nur 26 Kilometer Fahrt verzeichnet, ich hab aber 3,5 kg Gas in die Kiste gepresst bekommen. Wenn das dem tatsächlichen Verbrauch entsprechen würde, dürfte ich wohl ab nächste Woche Mercedes fahren… aber so sind die Erdgas-Tanken: Manchmal reicht der Druck einfach nicht aus, um den Tank vollzukriegen.
Gut, ich bin also zum Bahnhof und hab mir beinahe schon eine kurze Fahrt gewünscht. Das hätte das Ergebnis echt netter aussehen lassen. Aber hier kommen wir an den Punkt, an den man in diesem Job früher oder später immer kommt: Es gleicht sich alles aus. Mein Fahrgast landete nur bei mir, weil das erste Taxi in der Reihe ausgerechnet 2 Sekunden vor seiner Wahl von einem bis dato rauchend herumstehenden Passanten weggeschnappt wurde.
„Nach Mahlsdorf bitte!“
Na also! Es ging wirklich bis knapp 200 Meter an die Stadtgrenze heran, und als ob das nicht genug wäre, legte er – der mit 24,00 € gerade meinen Schichtumsatz mehr als verdoppelt hat – auch noch 4,00 € Trinkgeld nach. Davon ganz abgesehen war es eine echt nette Fahrt mit andauernder Unterhaltung und somit ein ganz guter Abschluss. OK, der Kilometerschnitt litt ein wenig, aber immerhin liegt der Abstellort des Taxis von Mahlsdorf aus näher als der Ostbahnhof oder irgendeine andere meiner Lieblingshalten. Sodenn: Wochenende!!!